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Flucht, Vertreibung, Versöhnung - neues Dokumentationszentrum in Berlin

Foto: Bernard Gaida Foto: Bernard Gaida

Am 21. Juni 2021 wurde in Berlin das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung eröffnet, das an das Schicksal von Deutschen erinnert, die in Folge des 2. Weltkrieges ihre Heimat verlassen mussten.

Das Dokumentationszentrum ist das Ergebnis einer jahrelangen Arbeit und sorgfältigen Vorbereitungen. Ziel dieser Vorbereitungen war nicht nur die Zahlen zu nennen, sondern auch die Berichte der Zeitzeugen und die mit den Vertreibungen verbundene Erinnerungsstücke zu bewahren und auszustellen. Somit sollte den Besuchern ermöglicht werden, das Verlustgefühl der Vertriebenen besser zu verstehen und tiefer darin hineinzuschauen.

"Für die deutschen Heimatvertriebenen Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler und ihre Verbände ist das »Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung« das wichtigste der bislang fehlenden Bausteine in der Erinnerungs- und Gedenkstättenlandschaft der Hauptstadt", erklärte der BdV-Präsident, Bernd Fabritius.

Die Gründe der Vertreibungen wurden dabei aber nicht ausgelassen. "Ohne den von Deutschland im Nationalsozialismus über Europa und die Welt gebrachten Terror, ohne den von Deutschland im Nationalsozialismus begangenen Zivilisationsbruch der Shoah und ohne den von Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieg wäre es nicht dazu gekommen", betonte in ihrer Rede Angela Merkel.

"Erinnerung braucht Raum. Erinnerung braucht Orte der Information und Orte des Austauschs", fuhr Merkel fort. Somit ist das Ausstellungszentrum zugleich ein Lern- und Erinnerungsort: mit einer Dauerausstellung, Bibliothek, Zeitzeugenarchiv und mit einem Raum der Stille.

Das Ausstellungszentrum fasst das Thema der Vertreibungen auch in einem breiteren Kontext: Es werden dort Schicksale der Menschen thematisiert, die auch anderorts aus ihrer Heimat vertrieben wurden, wie z. B. aus den Gebieten des ehemaligen Jugoslawiens oder aus Vietnam. "Ein wichtiges Kapitel der Geschichte wurde thematisiert, und hoffentlich wird sie dadurch wieder lebendig sein, besonders um die Wahrheit aus allen Blickwinkeln zu erzählen, richtige Versöhnung zu unterstützen und für bessere Zukunft zu sorgen", teilte seine Eindrücke Bernard Gaida, Vorsitzender des VdG in Polen.

Die Stimme der deutschen Minderheiten fehlte jedoch in der Ausstellung: „Abgesehen von sehr wenigen Ausnahmen wurde das Schicksal der in den Heimaten verbliebenen Deutschen nur ganz oberflächlich dargestellt“, fügte Bernard Gaida hinzu. „Aus Sicht der Minderheit kann ich aber sagen, dass eigentlich noch ein Zentrum oder eine zusätzliche Ausstellung nötig wäre, um das Schicksal der Heimatverbliebenen zu zeigen. Dann erst wird die Geschichtslücke auch wirklich geschlossen", schloss er ab.

Das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung liegt in der Stresemannstraße 90 in Berlin. Der Eintritt ist frei. Die Besucher sind erbeten, ein Zeitfenster im Online-Reservierungssystem zu buchen.

Ein Videobericht aus der Öffnungsfeier: 

 

 

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Letzte Änderung am Freitag, 25 Juni 2021 14:58