"Czego dziś pragną niemieccy gdańszczanie?" - powojenne losy Gdańskiej Mniejszości Niemieckiej
- geschrieben von Krzysztof Jachimowicz
- Publiziert in Regionen
Im Laufe der Jahrhunderte hat Danzig wichtige Ereignisse aus europäischer Geschichte erlebt. Jahrhundertelang genoss die multikulturelle Stadt den Status einer freien Stadt, blieb aber im 20. Jahrhundert nicht von den tragischen Ereignissen des Nationalismus und des Krieges sowie den großen Migrationen der Nachkriegszeit verschont.
Wir empfehlen den Essay des Vorsitzenden der Danziger Deutschen Minderheit, Krzysztof Jachimowicz, der das Schicksal der deutschen Danziger und ihre Bemühungen, sich im Nachkriegspolen zu organisieren, näher bringt.
Die über 1000 Jahre alte Hansestadt Danzig, Heimat von Deutschen, Polen, Kaschuben seit der Zugehörigkeitszeit zu Preußen auch zahlreicher Juden und zu der Zeit des Deutschen Kaiserreichs eine Handelsmetropole an der Ostsee, die unter der Krone der Könige von Polen vom 15. bis zum 18. Jahrhundert war, besaß viele Freiheiten wie eigene Armee, Flotte und das Münzwesen.
Später, schon in Preußen, war es eine Garnisonstadt. Die Amtssprache war Hochdeutsch, die Gebrauchssprache, ähnlich wie im benachbarten Königsberg − Plattdeutsch. Nach dem Versailler Vertrag wurde Danzig 1920 zu einem Freistatt ernannt und in den 30. Jahren vom Dritten Reich annektiert. Jedoch die meisten Danziger waren der nationalsozialistischen Politik als Kaufleute und als Bürgerlich-Konservative fremd. Die „Große Politik” ist aber nicht zimperlich, sie schafft Tatsachen und zwar mit Gewalt. Das Dritte Reich wurde mit vereinten Kräften der Alliierten zerschlagen. Danzig hat einen Feuersturm erlebt, der fast die ganze Stadt in Schutt und Asche legte. Das Alte wurde ausgelöscht, deutsche Auf- und Inschriften entfernt. Die alte Hansestadt war jetzt eine polnische Woiwodschaftsstadt Gdańsk. In einem Geografieunterrichtsbuch aus dem Jahre 1947 lesen wir: „Bis Ende 1947 wird der letzte Deutsche die Republik Polen verlassen“. Jeder, der die Staatsangehörigkeit der Freien Stadt Danzig oder des Deutschen Reiches besaß, musste sich registrieren lassen und wurde auf die Liste eingetragen, um „ausgesiedelt”, also vertrieben zu werden. Man konnte zwar das „reklamieren”, indem man sagte, man habe polnische Vorfahren, aber wer konnte das nachweisen? Und es geschah, was wir heute aus Syrien, früher aus Mazedonien und Kosovo kennen, eine Massenaussiedlung.
Man kann sich den verbrannten Hauptbahnhof in Danzig oder den Güterbahnhof in Danzig-Langfuhr im Spätsommer 1945 vorstellen. Diese Szene ist in der Verfilmung des Romans Danziger Nobelpreisträgers Günter Grass – „Die Blechtrommel” verfilmt. Man sieht eine Unmenge ausgehungerter Menschen. Ihre Kleidung trägt noch die Reste einstiger bürgerlicher Feinheit. Sie warten auf den Güterzug nach Westen, nach Hamburg, Bremen oder Lübeck. Die kleinen Kinder weinen. Es kommt der Zug und spontan erklingt das alte Lied „Nun ade mein liebes Heimatland”. Die vertriebenen Danziger steigen langsam ein.
Gleichzeitig kommt ein anderer Zug mit ähnlichen Gestalten beladen. Das sind die aus den Ostgebieten vertriebenen Polen. Ihnen wurde dasselbe Schicksal zuteil. Diese zwei Menschenmassen begegnen sich: Die einen fahren ins Fremde nach Westen und verlassen oft für immer ihre angestammte Heimat, und die anderen, ihrer angestammter Heimat beraubt, landen nun in der Fremde. Sie kamen in eine Mondlandschaft an, um die Wohnungen ihrer Vorgänger zu übernehmen; genauso wie ihre Wohnungen von anderen Vertriebenen, diesmal aus der Sowjetunion, übernommen wurden.
Nicht alle Deutschdanziger wurden vertrieben. Man hielt diejenige zurück, welche für den Hafen, die Schiffsindustrie und für den Fischfang notwendig waren. Polen hatte kaum Fachkräfte in diesen Gebieten, und die sozialistische Wirtschaft brauchte so schnell wie möglich Erfolge zu erzielen. Die heimatverbliebenen Deutschen waren daran tätig, die polnischen Betriebe, die mit der See verbunden waren, wiederaufzubauen. Von etwa einer halben Million in der Region verbliebener Deutschen wurden etwa 6 Tausend zurückbehalten. Man wurde zwangsweise polonisiert. Aus dem Hans wurde Jan, aus der Waltraud − Walentyna, aus der Stephanie − Stanisława, aber man wurde dadurch nicht Pole. Die haben Familien gegründet, Kinder geboren, und dann, als die Ausreise ihnen ermöglicht wurde, haben sich nur wenige dafür entschieden, ihre Heimat zu verlassen. Sie haben hier inzwischen wieder die Wurzeln geschlagen. Deshalb gibt es heute die deutsche Minderheit hier.
Paar Jahre später. Eine Seitengasse in Danzig-Langfuhr, seit 1945 Gdańsk-Wrzeszcz genannt. Jugendstilbauten prägen hier das Stadtbild. Hier fielen keine Bomben. Es ist Abendzeit. Die Straße entlang huschen dunkle Gestalten. Sie verschwinden in einem dieser Häuser. Es findet gerade ein Treffen alter Freunden und Bekannten. Endlich darf man ungehindert deutsch miteinander reden und deutsche Lieder singen. In der Öffentlichkeit ist das verboten. Man muss sich sogar mit alten Freunden im gebrochenen Polnisch verständigen. Es passierte auch ab und zu, dass zu solchen Treffen unerwartet die „ernsten Herren” vom polnischen Sicherheitsdienst erschienen und man musste lange erklären, dass hier etwa Geburtstag, Heiratsjubiläum oder Tauffest gefeiert wird. Manchmal mussten sogar die Teilnehmer die Nacht in einer Arrestzelle verbringen, bevor die Sache geklärt wurde. Es waren aber nicht nur die einstigen Freistaaten. Es kamen in die große Industriestadt auch sehr viele verbliebene Deutsche aus den Nachbarregionen, wie etwa Pommern, Masuren, Ermland. Man fand immer Kontakte zueinander: Dieselbe Sprache, Identität und Schicksal, die finden immer Wege, wo es diese nur gibt.
Ein drittes Bild. Nach der Wende von 1989. Das kommunistische Regime zerfiel in tausend Stücke. Man war frei. Es wurde durch den polnischen Sejm ein neues Gesetz über die Vereine und Gesellschaften verabschiedet. Es war aber noch ein langer Weg, bis die deutsche Minderheit in Danzig durch das entsprechende Gericht anerkannt wurde. Man schrieb damals das Jahr 1991.
Heute. Die Vorkriegsgeneration geht langsam ihren Weg in die Ewigkeit. Das sind die Gesetze der Natur. Nach dem Zerfall der deutschen Minderheit in Danzig und nach der Ausschließung deren Vorsitzenden haben sich die heimatverbliebenen Deutschdanziger aufs Neue organisiert.
Auf dem 51. Jahrestreffen des Vereines der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen auf dem St. Annaberg in Oberschlesien ist die wiederaufgebaute Danziger Deutsche Minderheit in die Strukturen des Verbandes aufgenommen worden. Es sind heute trotz der schwierigen Zeit fast 100 Leute. Wir haben viele Kontakte, Mitpartner und werden überall als alte Freunde begrüßt. Wir sind aktiv.
Bei uns gibt es, das verdanken wir unserer Geschichte, nicht nur die Nachkommen, sondern auch ursprüngliche Bewohner des damaligen Ostpreußens und Pommerns. Die Grenzen sind nämlich immer ein Hirngespinst der Menschen − der Schöpfer der Welt hat diese ja ohne Grenzen erschaffen. Und was wünschen sich die Deutschdanziger? Dasselbe, wie alle Menschen der Erde: ohne Not leben, arbeiten können, fröhlich sein und nach einem gut erfülltem Leben alt werden.
Krzysztof Jachimowicz