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Kolumne 30.10.2012 - Vielfallt nicht gewollt?

Am Montag nahm ich an einer Debatte in Kattowitz teil, die sich mit der neu geplanten Dauerausstellung über die Geschichte Oberschlesiens beschäftigt hat. Das gewählte Szenario zeigte gewiss die Bemühungen der Wissenschaftler und der Jury die Akzente der Geschichte Schlesiens richtig zu setzen. Richtig ist meiner Meinung dann wenn die Geschichte Oberschlesiens nicht propolnisch oder prodeutsch sondern wahrhaftig dargestellt wird. Deswegen sagte ich in der Debatte, die total politisch geführt wurde, dass sie auch nach den ethischen Merkmalen beurteilt sein muss. Letztendlich ist die Wahrheit ein Wert, ein ethischer und moralischer Begriff. Leider erwarten die meisten Gegner der Ausstellung keine objektive Darstellung der Geschichte sondern so wie vor der Wende versuchen sie die schlesische Geschichte nur aus der Perspektive der polnischen Sicht zu präsentieren. Diese Meinung vertritt Herr Spyra als er sagte, dass in einem polnischen Museum soll man die polnische Identität stärken statt eine vielfältige Geschichte darstellen. Viele meinten, dass wenn das Museum rund 300 Mln PLN die polnischen Steuerzahler kostet, dann soll es auch nur die polnische Staatsräson vertreten. Ernüchternd klang die Aussage von Prof. Kaczmarek, dass von der Summe der 300 Mln ca. 240 Mln Mittel der EU sind. Leider waren die meisten Teilnehmer, die ich nachher angesprochen habe der Meinung, dass die Diskussion alles andere als Ziel hatte als einen freien Meinungsaustausch. Besonders sichtbar wurde das als ein Gast aus Warschau, der berühmte Red. Semka, dem zuerst die Stimme erteilt wurde, fast direkt die Notwendigkeit der Entlassung des Direktors des Schlesischen Museums angedeutet hat. Leider ist auch der Verzicht des Prof. Jerzy Myszor, der als Pfarrer die Stimme der Kirche vertreten konnte nicht ermutigend. Dank dieser Debatte habe ich wieder gemerkt wie weit wir von einer wirklichen Akzeptanz der Vielfallt sind.

Letzte Änderung am Mittwoch, 08 Februar 2017 22:42