Log in

Frieden nur unter sich

Foto: Pixabay Foto: Pixabay

Letzte Woche hatte ich bei meinem Besuch in Berlin die Gelegenheit, mehrere Gespräche zum Thema der deutschen Minderheit zu führen. Hauptthema war das Fehlen der Minderheit im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung, aber auch die aktuellen Auseinandersetzungen in der polnischen Politik, die sich unmittelbar auf das Leben der deutschen Minderheit in Polen auswirkten, waren ebenfalls nicht zu übersehen. Wie zum Beispiel die jüngste Initiative des Abgeordneten Kowalski, der einer missverstandenen Symmetrie entsprechend vorschlägt, den Kommunen die bisher bereitgestellten Mittel für den Deutschunterricht als Minderheitensprache zu entziehen.

Kurz nach meiner Rückkehr bat mich ein Journalist eines der beliebtesten polnischen Nachrichtenportale, mich zu diesem Thema zu äußern. In einem recht umfangreichen Artikel widmete der Autor auch den Äußerungen des derzeitigen Ministers für Bildung und Wissenschaft, Przemysław Czarnek, viel Raum, in dem er eine Änderung des Haushaltsplans für das nächste Jahr ankündigt und betont, dass die Bundesregierung keine Mittel für den Polnischunterricht an deutschen Schulen bereitgestellt hatte. Der Minister vergaß, dass in Deutschland aufgrund des föderalen Systems nicht der Bund, sondern die einzelnen Bundesländer für die Finanzierung zuständig sind, und zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen alle polnischsprachigen Kinder, deren Eltern die Möglichkeit des Polnischunterrichts beantragt haben, einen solchen Sprachunterricht erhielten.

Der Artikel fand im Netz ein breites Echo: „Also in Deutschland die Germanisierung der Polen und in Polen die deutsche Minderheit?", „Was machen die da noch?" oder schließlich „Kein Złoty für die deutsche Minderheit" sind nur einige von Hunderten von Kommentaren, die zwei Tage nach Veröffentlichung des Artikels von aufgebrachten Internetnutzern hinterlassen wurden. Es ist überraschend, dass selbst so etwas wie Deutschunterricht an polnischen Schulen so unfreundliche Emotionen wecken kann.

Dabei fehlt diesen Äußerungen und oft auch den Politikern in polnisch-deutschen Angelegenheiten ein ausgewogenes Gespräch über die Ziele und Pflichten von Staaten gegenüber ihren Bürgern, die zwar in ihrer Heimat innerhalb der Grenzen dieses Staates leben, aber gleichzeitig eine andere Nationalität haben. Was unterscheidet sie von Migranten? Wie wird die Minderheitenpolitik, die aus ratifizierten internationalen Verträgen resultiert, realisiert? Die Identität und Sprache eines jeden Bürgers sollten mit Respekt und Würde diskutiert werden. Das wünschen wir uns als Deutsche in Polen.

Weihnachten ist von diesen Werten durchdrungen, deshalb wünsche ich bei dieser Gelegenheit allen diese Werte; auch denjenigen, die mit heißen Köpfen nur ihrem eigenen Volk Frieden und Liebe bringen möchten. Gott kommt zu Menschen aller Nationen und Sprachen.

Bernard Gaida

Letzte Änderung am Donnerstag, 16 Dezember 2021 12:41
Mehr in dieser Kategorie: « Warten Lassen wir es nicht zu! »