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Kolumne 10.05.2013 - Flagge zeigen

Soweit ich mich erinnern kann verbinde ich die ersten Maitage mit den Nationalfarben weiß-rot. In meiner Kindheit wurden meine Eltern vor dem 1. Mai durch Beamte der Gemeinde oder einen Milizionär heimgesucht, der an die nicht aufgehängte Fahne ermahnte. Unsere Nachbarn aus den früheren polnischen Ostgebieten wurden damals am 3. Mai heimgesucht, weil in deren Häusern wiederrum eine Fahne aufgehängt war. Somit wundert mich der Dialog nicht, den ich zufällig an einer Kasse im Geschäft gehört habe. Die Enkelin: Oma wir müssen noch eine Fahne kaufen, weil das die Lehrerin im Kindergarten gesagt hat. Die Oma: Kind, wir haben 50 Jahre lang ohne ausgehalten. Kauf dir etwas anderes. Und das Kind suchte sich eine Trillerpfeife aus. Diese Fakten fallen mir ein, wenn ich auf der Seite Fronda.pl die Ausführungen eines sog. katholischen Publizisten über Herrn Gorzelik lese. Abgesehen von der Beurteilung der politischen Einstellung, denn diese können unterschiedlich sein. Die Aufmerksamkeit auf sich zieht jedoch die Art und Weise wie der schlesische Patriotismus betrachtet wird, und für den Autor nur polnisch sein kann. Ähnlich wie Kaczyński empfindet er die schlesische Identität als gefährlich, da sie nur den deutschen Interessen dient. Er stellt mit Empörung fest, dass Herr Gorzelik das Prinzip der Nähe der polnischen Sprache mit der gleichzeitigen, kulturellen Nähe zur Deutschland verfolgt. Diese Empörung  wundert mich nicht, den die weitere Lektüre zeigt, dass für den Autor Deutschland vor allem Nazizeit bedeutet. Aus der Lektüre der Gedanken von Terlikowski geht hervor, dass sie dieser Art der schlesischen Identität, die für tausende Schlesier aus dem Umfeld der deutschen Minderheit normal ist die nämlich Schlesier bleibend sich mit dem Deutschtum identifizieren, nicht zulässt. Gleichzeitig haben sie durch viele Jahre nach dem Krieg, besonders nach 1989 bewiesen, dass das keine antipolnische Option ist. Das Anfechten unserer Identität führt zum Aufbau einer Distanz. Kann das Terlikowski verstehen, wenn für ihn ein deutscher Patriot ein Zerstörer des polnischen Staates ist? In wie weit steht er zu dem Gedanken von Johannes Paul II., für den Patriotismus die Form von Liebe und nicht des Hasses und der Abneigung angenommen hatte.

Letzte Änderung am Mittwoch, 08 Februar 2017 22:43