Manchmal ist nur die Entfernung das einzige Hindernis für ein wiederholtes Treffen. Gemeinsame Initiativen aber vereinen die Menschen; ohne Zeit, Alter und Ort zu beachten.
Vor dem Vergessen zu retten bedeutet, der Welt ein Stück Geschichte zu zeigen, die sich unter der Erdschicht verbirgt, die sie bedeckt. Lohnt es sich, darauf zurückzukommen und es wiederzubeleben? Ja! Denn die Vergangenheit lehrt, bildet und manchmal auch erzieht.
In den heutigen Gebieten Polens, die vor dem Zweiten Weltkrieg zu Deutschland gehört haben, finden wir viele Symbole und Orte, die auf die Vergangenheit hinweisen, die aber nur wenige erkennen. Ein Projekt, das sich an das Thema der Friedhöfe bezieht, kann Interesse an dieses Problem wecken, aber nur wenige sind davon überzeugt, dass eine solche Initiative einen tieferen kulturellen Kontext hat. Jugendliche, Angehörige der deutschen Minderheit aus Schlesien und der Stolpmünder Verein der Geschichtsliebhaber "Adler" engagieren sich seit drei Jahren gemeinsam für lokale Aktivitäten, um alte, vergessene evangelische Friedhöfe aus der Vorkriegszeit im Norden unseres Landes aufzuräumen.
Es ist eine großartige Initiative, die die Zusammenarbeit zweier Verbände zeigt, die an ausgewählten Gedenkstätten zusammenarbeiten. In diesem Jahr haben die Jugendlichen nicht nur Grabsteine und die Geschichte des Friedhofs in Przewłoka (Strickershagen) entdeckt, sondern auch die inzwischen nicht mehr existierende Stadt Zalesin (Salesker Strand), wo das einzige erhaltene Überbleibsel ein Friedhof nordöstlich der ehemaligen Siedlung ist. In deutschen Chroniken kann man Informationen darüber finden, dass es sich um eine Küstensiedlung handelte, die hauptsächlich von Fischerfamilien bewohnt wurde. Nach 1945, nachdem diese Gebiete Polen beigetreten waren, mussten die Deutschen die Siedlung verlassen. Unbewohntes Zalesin wurde von Plünderern beraubt; erst nach einigen Jahren zogen dorthin die Benediktiner-Samariter-Schwestern, die dort ein Kinderheim betrieben. In anderen gefundenen Aufzeichnungen kann vermerkt werden, dass dort bis zur zweiten Hälfte der 1950er Jahre ein Zentrum für geistig behinderte Kinder betrieben wurde. Derzeit steht das Gebiet unter einem militärischen Übungsgelände, und um es betreten zu können, ist eine Erlaubnis erforderlich. Dank lokaler Leidenschaftlicher, Geschichtsinteressierter und Entdecker erlangte der Friedhof 2004 die gebührende Achtung wieder.
Um diesen Ort zu sehen und seine Geschichte zu erfahren, wurden viele Anstrengungen unternommen, für die ich als Organisatorin dieses Projekts herzlich danken möchte, insbesondere den Herren vom Stolpmünder Verein der Geschichtsliebhaber "Adler" in Ustka: Zbigniew für seine Hilfe bei der Organisation, für sein Engagement, seine Mühe, seine Fürsorge und seine Unterstützung, Tomasz für seinen Sinn für Humor, Robert für seine Erzählungen über die Geschichte, Kuba für die Dokumentation und für seine Hilfsbereitschaft, Krzysztof für die Gelassenheit, Marcel für seine Gespräche mit den Teilnehmern und Marcin für sein Lächeln und jedem einzelnen, denn solche Menschen verändern die Welt zum Besseren. Gemeinsame Arbeit, Engagement und Ziele zeigen, wie die oft schwierige Vergangenheit Menschen und Generationen miteinander verbinden kann, ohne die Nationalität und die Überzeugungen zu berücksichtigen.
Derzeit befinden sich die Friedhöfe in Przewłoka und Zalesin wie viele andere Orte in der Gemeinde Stolpmünde in der Obhut des Vereins „Orzeł“. Wenn wir uns umschauen, kann jeder von uns in seiner Umgebung ein Stück Vergangenheit entdecken, die nur darauf wartet, bemerkt zu werden. Nicht nur Friedhöfe, Siedlungen, Burgen sind sichtbare Symbole, die unserer Aufmerksamkeit wert sind; manchmal kann ein gewöhnliches Gespräch mit einem Zeugen der Geschichte, einem Zeitungsartikel oder einem Buch unsere Wahrnehmung der Vergangenheit verändern. Projekte wie diese, die einen historischen und pädagogischen Charakter haben, wirken sich positiv auf den sich entwickelnden Charakter junger Menschen aus, lehren sie, sensibel für die Vergangenheit zu sein und übergeben eine Leidenschaft für die Selbstsuche eines Menschen und die Geschichte ihrer Vorfahren.
Mein Dank gilt auch den Teilnehmern: der Gruppe von 16 (nicht nur) jungen Mitgliedern der deutschen Minderheit, die durch ihre Arbeit eine soziale Initiative unterstützt haben und somit den anderen gezeigt haben, wie sie die Welt um sie herum verändern können und ihren Altersgenossen Toleranz beibringen. Jeder Fund, unabhängig von Größe oder seiner Bestimmung, weckte Freude und motivierte zur weiteren Arbeit, die nicht immer zu den einfachen gehörte. Ich danke auch Herrn Marcin Barnowski für die Vorbereitung eines Vortrags über Zalesin und die Geschichte von Ustka, Frau Bürgermeisterin Anna Sobczuk-Jodłowska für die jährliche Unterstützung unseres Projekts und Herrn Stefan Gruszczyński für seine Gastfreundschaft und sein Engagement.
Wir freuen uns auf die nächste Initiative, die sicherlich im nächsten Jahr fortgesetzt wird.