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Der letzte Moment

In einer Woche endet die Volkszählung, die für alle Bewohner Pflicht, aber nicht für alle ähnlich wichtig ist. Für die Deutschen in Polen hat sie eine enorme Bedeutung. Denn hierzulande hängt von der Zahl der Mitglieder einer nationalen Minderheit ab, ob z. B. zweisprachige Ortsschilder in den Gemeinden aufgestellt werden.

Wie es in Europa oft der Fall ist, gibt es einen Konsens darüber, dass solche Volkszählungen zur Erhebung statistischer Daten alle paar Jahre stattfinden, aber die Art, wie man sie durchführt, bleibt jedem Land überlassen, so auch die Fragestellungen. Es gibt daher Länder wie Deutschland, wo die Frage nach der Nationalität nicht gestellt wird, und dort wo die Frage auftaucht, ist die Methodik unterschiedlich. Daher sind auch die erhobenen Daten nicht vergleichbar.

In Rumänien wird die Nationalität aus einem vorgegebenen Katalog von Antworten angegeben, was eine regionale Identität ausschließt, in Polen dagegen kann man die Identität völlig frei angeben. Vor kurzem beneidete ein Aromune aus Rumänien die Minderheiten in Polen wegen dieser Freiheit, denn seine aromunische Identität steht nicht auf der Liste, aus der er wählen muss. Zu dieser freien Methode äußerte sich ein Deutscher aus dem rumänischen Siebenbürgen dagegen kritisch. Er meinte, diese Freiheit könnte vom Staat dazu genutzt werden, sich der kostspieligen Minderheitenpolitik zu entledigen. Wenn statt einer deutschen Minderheit Siebenbürger, Banaterschwaben oder Sathmareschwaben sowie weitere regionale Identitäten auftauchen würden, wäre die deutsche Sprache für keine von ihnen die „Sprache des Herzens“, denn das wäre ihr regionaler Dialekt. Und wenn das so wäre, dann entfiele die Begründung für die Aufrechterhaltung des Schulsystems vom Kindergarten bis zur Hochschule mit Deutsch als Unterrichtssprache. Die Dialekte dagegen wären ein Zusatz in der normalen rumänischen Schule. Ein Rückschritt wäre damit komplett.

Ähnlich könnte es anderen Volksgruppen ergehen und die Folge wäre die Erkenntnis, dass eine so weitgehende Zerstreuung eine reale Minderheitenpolitik unmöglich mache… und damit bliebe sie nur auf dem Papier. Sowohl in den einzelnen Ländern als auch auf europäischer Ebene. Zum Glück existiert in Polen eine offene Liste, die die Möglichkeit gibt, sowohl die deutsche Nationalität als auch eine weitere Identität anzugeben, darunter auch eine regionale, wie z. B. in Schlesien. Ich habe mehrmals an dieser Stelle des „Wochenblatt.pl“ dazu aufgerufen, klar die deutsche Nationalität anzugeben, auch wenn man sie durch das Schlesische ergänzt haben will.

In Kürze endet die Volkszählung 2021. Dann bleibt nur, auf die Ergebnisse und die Folgen zu warten. Wir werden stärker oder schwächer sein. Ein der Minderheitenpolitik negativ gegenüberstehender Staat hat es lieber, wenn diese schwächer und zerstreut sind.

Bernard Gaida

  • Publiziert in Blogs

Man kann mehrere Staatsbürgerschaften haben, aber nur eine Nationalität

Die Volkszählung läuft noch bis Ende September. Bis zu diesem Zeitpunkt sollten alle Einwohner Polens eine Selbstzählung vornehmen oder die Fragen der Volkszähler beantwortet haben. Im Rahmen der Förderung der Volkszählung heben die nationalen und ethnischen Minderheiten die Bedeutung der nationalen Zugehörigkeitserklärung hervor. In Köslin haben die Minderheitengemeinschaften ihre Mitglieder und Unterstützer zur Pressekonferenz geladen. Damit wollte man Vertreter der ukrainischen Minderheit, der Roma-, der deutschen, der jüdischen und der kaschubischen Minderheit motivieren, sich an der Online-Zählung zu beteiligen.

Warum? Das lesen Sie HIER im neusten Wochenblatt.pl.

Mir liegt die deutsche Minderheit sehr am Herzen

„Du zählst!” lautet der Titel der Volkszählungs-Kampagne des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen. Die Volkszählung, die 100% der Bevölkerung umfassen wird, begann am 1. April. Es gibt immer noch die Möglichkeit, sich selbst zu zählen, also online an der Volkszählung teilzunehmen. Wer das nicht tut, wird von einem Volkszähler kontaktiert, der ihn am Telefon oder direkt befragen wird. Warum ist die Volkszählung so wichtig für die deutsche Minderheit? Auf diese und andere Fragen antwortet Agnieszka Dłociok im Gespräch mit Monika Plura. Agnieszka Dłociok ist Vorstandsmitglied des Deutschen Freundschaftskreises im Bezirk Schlesien und auch Zählerin bei der Volkszählung 2021.

Warum ist die Volkszählung wichtig für die deutsche Minderheit?

Die Volkszählung ist sehr wichtig, weil jede Volkszählung, die alle zehn Jahre stattfindet, zeigt, ob wir präsent sind oder nicht. Jede Person, die sich als Deutsche deklariert, alle, die deutsche Vorfahren haben, sollten es so machen, es zählt für uns! Von der Anzahl der Deutschen in Polen wird sicherlich auch die zukünftige Finanzierung der deutschen Minderheit abhängen. Jede Person zählt! Viele Jahre hat man versucht zu zeigen, dass es in Polen keine Deutschen gibt, jetzt können wir zeigen, dass wir doch da sind. Die Menschen haben ein Problem mit ihrer Identität, denn es gibt viele Menschen, die Deutsche sind. Ihre Omas und Opas sind in die deutsche Schule gegangen, sie haben deutsche Wurzeln, sie haben den deutschen Pass, also haben sie bewiesen, dass sie Deutsche sind und jetzt überlegen sie, wer sie eigentlich sind. Deswegen ist es wichtig, dass jeder, der sich als Deutscher fühlt, es auch in der Volkszählung deklariert.

Warum ist es so, dass die Menschen, wie Sie selbst sagen, deutsche Wurzeln, deutsche Pässe haben und jetzt nicht wissen, was sie deklarieren sollen?

Ich denke, dass es unterschiedliche Hintergründe bei dem Erlangen der deutschen Pässe gab.  Viele Jahre hat man vorgetäuscht, dass es in Oberschlesien keine Deutsche gibt, voriges Jahr hatten wir das 30. Bestehungsjubiläum des DFKs und man hat immer noch behauptet, dass wir nicht da sind. Deswegen ist es jetzt so wichtig zu zeigen, dass wir doch da sind! Die Identität ist etwas, was man zuhause gestaltet. Die Menschen haben aus unterschiedlichen Gründen den deutschen Pass beantragt, oft aus Arbeitsgründen, denn sie wollten jenseits der Grenze arbeiten, wo man besser verdienen konnte. Jetzt höre ich von manchen, dass die Tatsache, dass er den „roten Pass“ hat, nicht bedeutet, dass er Deutscher ist. Wer bist Du dann? Um den deutschen Pass zu bekommen, musstest Du beweisen, dass Du eine deutsche Abstammung hast.

Sie haben mehrmals erwähnt, dass diese Volkszählung sehr wichtig für die deutsche Minderheit ist. Welche Fragen haben die größte Bedeutung für die deutsche Minderheit?

In Polen haben wir neun nationale und vier ethnische Minderheiten. Alle diese sind in dem Volkszählungsformular ausgeschrieben, es gibt aber auch die Möglichkeit, „andere“ zu schreiben. Wenn wir jetzt verfolgen, was in den schlesischen Organisationen vorgeht, wollen sie, dass man als zehnte Nationalität, eben bei „andere“, die schlesische schreibt.  Ich persönlich werde die deutsche Nationalität deklarieren und die zweite, die ethnische, die schlesische, weil ich eine schlesische Deutsche oder deutsche Schlesierin bin. Ich denke, dass sehr viele Menschen auch so denken, wenn wir also die deutsche Nationalität nennen und zusätzlich die schlesische, dann denke ich, dass es eine sehr gute Arbeit sein wird, sowohl für uns als Deutsche, wie auch als Schlesier. 

Was ist, wenn jemand nur die „andere“ schlesische deklariert? Was passiert dann?

Ich weiß es nicht. Ich denke, dass es mehr Deutsche hier gibt als Menschen mit anderen Nationalitäten. Wenn wir aber nur die „schlesische“ Zugehörigkeit nennen und es nicht als Nationalität anerkannt wird, dann haben wir unsere Stimme vergeudet. Wir legitimieren uns mit der deutschen Nationalität und das sage ich allen deutlich.

Sie haben eine wichtige Rolle bei der diesjährigen Volkszählung, Sie sind Volkszählerin?

Ja, da ich DFK-Vorsitzende im Kreisverband Gleiwitz bin und 23 DFK-Ortsgruppen habe, wollte ich meinen Freunden aus den Strukturen helfen. Ich bin Zählerin in der Gemeinde Tworog. Ich wohne zwar in der Gemeinde Tost, da es da aber zu viele Zähler gab, wurde ich Tworog zugeteilt, was mir aber passt, weil sich dort auch eine DFK-Ortsgruppe befindet. 

Der erste Monat war für die Selbstzählung vorgesehen, erst ab Anfang Mai bekamen wir die Daten derer, die sich noch nicht selbst gezählt haben und jetzt beginnt unsere Arbeit.

Im DFK-Kreisverband Gleiwitz haben wir beschlossen, den DFK-Mitgliedern bei der Selbstzählung zu helfen. Die DFK-Ortsgruppen können Termine festlegen, wann wir, samt Laptops, zu ihnen kommen sollen und ihnen helfen, die Formulare auszufüllen. Obwohl ab Anfang Mai die Zähler ihre Arbeit aufnehmen, kann man sich weiterhin selbstständig online zählen. In den DFK-Ortsgruppen, wo die Termine festgelegt werden, wollen wir den Menschen helfen, die die Selbstzählung nicht selbst machen können. Dabei müssen es nicht nur DFK-Mitglieder sein, wir sind für alle offen.

Die, die sich selbst online den Fragen stellen, müssen nicht gleich das ganze Formular ausfüllen. Es gibt da unterschiedliche Fragen, wenn man sich also nicht sicher ist, was man antworten soll, kann man es erst überprüfen und dann weiter ausfüllen, denn für die Ausfüllung des Volkszählungs-Fragebogens haben wir, nachdem wir es angefangen haben, zwei Wochen Zeit. Wenn wir das Formular beenden, erhält die Gemeinde automatisch die Information, dass die Person die Volkszählung schon absolviert hat.

Was muss man machen, um Zähler bei der Volkszählung zu werden?

Es gab einen Termin, bis zu dem man sich anmelden musste, dass man diese Funktion in der Gemeinde übernehmen will. Das habe ich gemacht und die Gemeinde hat Kontakt mit mir aufgenommen. Ich habe eine Nummer bekommen, ich musste meine Personaldaten samt Foto zur Verfügung stellen. Als alle Formalitäten beendet waren, konnte man zur Schulung antreten. Die Schulung wurde vom Statistischem Amt online vorbereitet. Dabei wurden unterschiedliche Themen, die mit der Volkszählung verbunden sind, angesprochen. Auch die Prüfung fand online statt, denn man musste eine Prüfung bestehen, um die Funktion des Zählers zu erhalten.    

Was hat Sie motiviert, Zähler zu werden? Es ist ja zusätzliche Arbeit und eine verantwortungsvolle Funktion.

Mir liegt die deutsche Minderheit sehr am Herzen. Als ich in die Schule ging, dachte ich, dass die Verfassung mir die Redefreiheit garantiert, als ich ins Lyzeum kam, habe ich erfahren, dass es gar nicht so ist und seit dieser Zeit bin ich sehr engagiert in den Angelegenheiten der deutschen Minderheit. Da viele DFK-Mitglieder ältere Leute sind, will ich ihnen helfen. Ich möchte, dass sie sich mit ihrer Nationalität gut fühlen und wissen, dass sie auf Hilfe zählen können. Viele der älteren Personen haben noch immer Angst, sich zu ihrer Nationalität zu bekennen. Ich wundere mich aber nicht darüber, nach allem, was sie erlebt haben.  

Wichtig ist zudem, dass man daran denkt, dass auch die Personen, die bei uns zu Hause angemeldet sind, aber schon lange im Ausland wohnen, ebenso die Pflicht haben, an der Volkszählung teilzunehmen. Es gibt nämlich Geldstrafen für diejenigen, die sich nicht beteiligen. Deswegen appelliere ich an unsere DFK-Mitglieder, dass sie ihre Familienangehörigen informieren, dass auch sie an der Volkszählung teilnehmen müssen.

Danke für das Gespräch.

Das Interview erschien in der 9. (455) Ausgabe der Oberschlesischen Stimme, Informations- und Kulturbulletins des Deutschen Freundschaftskreises in der Woiwodschaft Schlesien. Publikation unter Genehmigung der Redaktion.

 

Und wem habt ihr schon geholfen, das Formular auszufüllen?

Die Volkszählung 2021 läuft bereits seit einem Monat. Ab dem 4. Mai beginnen ihre Arbeit auch die Aufzähler. Sie müssen jedoch kein Aufzähler sein, um Personen in Ihrem Kreis: den Angehörigen, Freunden oder Nachbarn, die keinen Zugriff auf Computer haben, beim Ausfüllen des Online-Formulars zu helfen. In jeder Gemeinde gibt es Personen, an die man sich um die Hilfe bei der Volkszählung wenden kann. Auch die DFKs und die deutschen Minderheitenorganisationen bieten in dieser Hinsicht ihre Unterstützung an. Wenden Sie sich an Ihren DFK oder eine andere Minderheitenorganisation, die Ihnen am nächsten steht.

Die Volkszählung kann auch eine Gelegenheit dazu sein, sich zu treffen! Es ist vom großen Wert, Zeit zu finden, um anderen dabei zu helfen. "Und wem haben Sie schon mitgeholfen, das Formular auszufüllen?", fragt Bernard Gaida, Vorsitzender des VdG, bei einem Treffen mit Frau Klara. Auch Sie können die anderen unterstützen!

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Bis Ende April haben das Online-Formular:

In Polen: 12,87%
In der Woiwodschaft Oppeln: 10,38% der Bewohner ausgefüllt.

Am meisten: in der Woiwodschaft Schlesien (16,36%)
Am wenigsten: in der Woiwodschaft Heiligkreuz: (7,18%)*

Vergessen Sie nicht, dass die Teilnahme an der Volkszählung 2021 obligatorisch ist. Für die gesamte Dauer der Volkszählung, also bis zum 30. September 2021, können Sie an der Volkszählung mithilfe eines Online-Formulars teilnehmen, das unter https://spis.gov.pl/ verfügbar ist.

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Besuchen Sie auch unsere Facebook-Seite: Volkszählung / NSP 2021

*Daten zum 28. April 2021

Volkszählung und Würde

Volkszählung und Würde

In dieser Woche beginnt die Volkszählung 2021/NSP 2021. Wenn Sie bei Facebook diese Seite öffnen, finden Sie Argumente und Menschen aus ganz Polen, die klar für die deutsche Nationalität bei der Volkszählung stehen. Dort ist die Rede von den Ahnen und der Treue zum Erbe, von Zweisprachigkeit und der Rolle der deutschen Kultur, zitiert wird auch Goethe. Heute möchte ich aber den Aspekt der Würde ansprechen.

Der Politologe Francis Fukuyama sagt, dass nicht die Wirtschaft der Antrieb der Zivilisation ist, sondern die Identität. Er sagt: „Identität wächst (…) aus dem Unterschied zwischen dem wahren, inneren ‚Ich‘ des Menschen und der äußeren Welt der Prinzipien und Normen, die in nicht zureichendem Maß den Wert und die Würde dieses ‚Ich‘ anerkennt“. Dies betrifft auch die Volksgruppen. Daher schreibt er weiter, dass eine Volksgruppe zur Wiedererlangung der Würde strebt, wenn „ihre Würde angetastet, herabgesetzt oder in irgendeiner Weise verachtet wird“. Wenn also jemand mit deutscher Herkunft Zweifel hegt, ob er im Volkszählungsformular in der Rubrik Nationalität die Deutsche angeben soll, sollten einige Signale der letzten Tage aus den Strukturen des Staates diese ausräumen.

Denn was, wenn nicht Verachtung einer ganzen Gruppe von Schlesiern deutscher Herkunft, loyaler polnischer Staatsbürger, ist die Entscheidung der Stadträte von Oppeln über die Aufstellung eines Denkmals zu Ehren der schlesischen Aufständischen, wenn dabei gleichzeitig völlig außer Acht gelassen wird, dass vor 100 Jahren Schlesier, die für den Verbleib bei Deutschland gestimmt haben, 60% ausmachten. Und wenn man auslässt, dass die Integrität des eigenen Staates schützenden Menschen, die gegen die Aufständischen kämpften, ebenso ihr Leben verloren haben. Öffentliche Mittel, aus denen das Denkmal entsteht, stammen auch von unseren Steuern, von Nachkommen dieser Beschützer und wir können erwarten, dass sie neutral ausgegeben werden in einer Region, die von der deutschen Minderheit bewohnt wird. Aber uns gegenüber hat die Neutralität auch der Woiwodschaftsmarschall aus Kattowitz gebrochen, als er unter dem Vorwand der Werbung für die Volkszählung gerufen hatte „Zähle dich wie die Aufständischen. Wähle Polen “. Ebenso eine Kampagne aus unseren Mitteln. Und dann die Tatsache, dass im jüngst gewählten Programmbeirat des öffentlich-rechtlichen Radio Opole wieder kein Vertreter der deutschen Minderheit sitzt. In Kattowitz und Allenstein wird es gewiss nicht anders sein.  

Diese drei Fälle aus den letzten Tagen reichen aus, damit jeder von uns sich nach seiner Würde richtend bei der Volkszählung 2021 die deutsche Nationalität und den Gebrauch der deutschen Sprache angibt, um zu zeigen, dass wir die Verachtung unseres eigenen „Ichs“ nicht billigen.

Bernard Gaida

  • Publiziert in Blogs

Ansprache des Vorsitzenden von VdG Bernard Gaida zur Volkszählung 2021

Liebe Landsleute,

liebe Mitglieder der deutschen Gemeinschaft in Polen

und alle, die sich damit identifizieren

Die schon traditionelle Volkszählung, die dieses Jahr alle in Polen lebenden Menschen erfassen wird, fängt gerade an. Sie ist aus dem Grunde wichtig, weil sie den Behörden aller Gebiete bessere Planung der Tätigkeiten ermöglichen wird: sowohl auf lokaler als auch auf staatlicher wie europäischer Ebene. Auch in anderen Ländern Europas wird die Volkszählung durchgeführt.

Für alle Bürger Polens, die eine andere Nationalität als die polnische haben, die eine andere Muttersprache sprechen und eine andere Erinnerungskultur und Geschichte haben, hat die Volkszählung eine sehr wichtige zusätzliche Bedeutung. Alle nationalen und ethnischen Minderheiten erklären öffentlich, was sie von anderen Einwohnern des Landes unterscheidet. Gleichzeitig zeigen sie die kulturelle und sprachliche Vielfalt Polens und  ihren Platz in diesem Land. Daraus ergeben sich unsere konkreten Bedürfnisse in der Kultur- und Bildungspolitik, sowie die Verpflichtungen des Staates seinen Bürgern tatsächliche Gleichheit zu sichern, unabhängig von der nationalen Zugehörigkeit. Polen hat mehrmals versprochen, nicht nur die Erhaltung unseres Erbes zu fördern, sondern auch seine Entwicklung zu unterstützen.

Deswegen ist es so wichtig, dass alle, die sich als Deutsche fühlen, deutsche Wurzeln haben, sich als Teil deutscher Geschichte, Kultur und Tradition betrachten, ihre deutsche Nationalität bei der Volkszählung im Formular angeben. Tut das mutig mit dem Verantwortungsgefühl für die Zukunft von euch und euren Kindern. Am besten wird das durch den europäischen Leitgedanken ausgedrückt:  „Vereint in der Vielfalt“. Unsere öffentliche Erklärung soll eine klare Antwort auf alle Versuche der Rückkehr zu den Nachkriegsjahren sein. In diesen waren wir einer kulturellen und sprachlichen Diskriminierung des Staates ausgesetzt, der sich für national einheitlich hielt. Manche haben Zweifel, ob sie ihre deutsche Nationalität angeben sollen, wenn sie in ihren Familien die deutsche Sprache im Alltag nicht benutzen oder sie gar nicht gut kennen. Umso mehr sollten wir es dann tun. Es ist nämlich die Folge einer für Polen unrühmlichen Zeit der Beschränkung von Verfassungsfreiheiten und zugleich eine Verpflichtung dieses Unrecht für die kommenden Generationen wiedergutzumachen, durch die Bildung in der deutschen Sprache. Um eine Chance zu haben, für dieses Recht und andere zu kämpfen, damit sie in der Praxis verwirklicht werden, müssen wir zeigen, wie zahlreich die deutsche Minderheit ist. 

Genauso wie bei den Volkszählungen in den Jahren 2000 und 2011 bekomme ich zu hören, dass manche von uns immer noch Angst haben, sich zu ihrem Deutschtum zu bekennen. Es ist traurig, dass ein demokratischer Staat nicht im Stande ist, diese Ängste zu beseitigen. Gleichzeitig muss ich betonen, dass ich keine Person kenne, die aufgrund der Angabe der deutschen Nationalität bei den vergangenen Volkszählungen auf irgendeine Art benachteiligt wurde. Wir sollten daran denken, dass alle, die sich zu ihrer Nationalität eindeutig bekennen Respekt wecken. Jeder schätzt Treue gegenüber Wurzeln und Vorfahren. Unsere polnischen Nachbarn zeigen  sich immer öfter fasziniert  von der deutschen Vergangenheit der westlichen und nördlichen Gebiete.  Umso mehr sollten wir, als die Nachfahren dieser Gebiete, die Zeugen ihrer deutschen Vergangenheit sein. 

Vor 30 Jahren wurde der deutsch-polnische "Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit" unterzeichnet, in dem der deutschen Minderheit die Aufgabe übertragen wurde, Brücken zwischen Deutschland und Polen zu bauen. Indem wir uns zur deutschen Gemeinschaft in Polen bekennen, können wir dies mit stolzem Gefühl tun, denn wir erfüllen diese Rolle verantwortungsvoll und effektiv. Wir erfüllten diese Rolle auch damals, als wir hinter dem Eisernen Vorhang die einzigen Vertreter unserer Nation waren. Obwohl wir nicht anerkannt waren, suchten wir einen Geist des christlichen Verständnisses dort, wo immer wir lebten.

Mit Stolz, auch deswegen, weil schon Johann Wolfgang von Goethe sagte, „alles Große und Gescheite existiert nur in der Minorität“, aber auch dank der Erinnerung an den Beitrag Schlesiens, Pommern oder Ostpreußen in die deutsche Kultur und Wissenschaft.

Die Fragen nach der Nationalität und der ethnischen Zugehörigkeit, ergänzt um die Fragen nach der zu Hause benutzten Sprache, sind keine Fragen nach der Staatsbürgerschaft. Es geht um unser Gefühl der Zugehörigkeit und der Verbundenheit zur Kultur und Abstammung. Es geht um die Stimme des Herzens. Da ist es nicht wichtig, ob Du einen deutschen Pass hast, dass die deutsche Sprache in Deinem Haus, wie in den meisten auch, neben einer anderen benutzt wird. In Gesprächen, beim Nachrichtenschauen, beim Musikhören oder wenn man Kindern Märchen vorliest. Vergiss nicht, dass man Dich genau danach fragt. Die deutsche Nationalität und die deutsche Sprache sollten in deinem Formular bei der Volkszählung nicht fehlen.

Im Herzen tragen wir das Erbe unserer Vorfahren. Es ist ein wohl durchdachtes, befestigtes Erbe, dass an die Zukunft, also auch an die Jugendlichen, gerichtet ist. Es bedeutet Versöhnung mit der Welt, die uns umgibt. Das Deutschtum eines jeden von uns ist verwachsen mit Schlesien, Pommern, Ermland, Masuren oder Lodz. Man kann sich einzig zum Deutschtum bekennen. Aber man kann auch seine Zugehörigkeit  zu anderen Gemeinschaften äußern: der kaschubischen, schlesischen, tschechischen oder polnischen. Das Deutschtum sollte  aber nicht vergessen werden!

Beim Ausfüllen des Formulars denk daher daran, Deine Verbundenheit mit der deutschen Nationalität und deutscher Sprache zu bekennen. Denk daran, dass Du darauf ein Recht hast und Deinen Vorfahren gegenüber eine Pflicht. Hilf anderen an der Volkszählung teilzunehmen. Sei achtsam, wenn ein Volkszähler Deine Antworten notiert.

Falls Sie Fragen zur Volkszählung oder zum selbstständigen Ausfüllen des Formulars haben, wenden Sie sich an uns! Alle Informationen finden Sie auf www.vdg.pl.

Ja, wir sind Deutsche! Und wir sind stolz darauf.

Bleibt vorsichtig und gesund!

„In Vielfalt geeint“ - Volkszählung 2021 beginnt in Kürze

„In Vielfalt geeint“ – das Motto der Europäischen Union bringt zum Ausdruck, dass die Europäer der vielen verschiedenen Kulturen, Traditionen und Sprachen den gesamten Kontinent bereichern. Im Jahr der Volkszählung, die nicht nur in Polen stattfindet, haben diese Worte besondere Bedeutung.

"Mitglied einer nationalen Minderheit ist bei der Volkszählung gezwungen, sich Gedanken zu machen: »Wer bin ich?« Die Volkszählung ist für mich eine Sache, die Persönlichkeit eines Menschen betrifft." Sagt Bernard Gaida, Vorsitzender des VdG, in einem Gespräch für Radio Mittendrin [vollständige Sendung hier]. Diese Erklärung fällt manchen schwer, denn sie fürchten sich immer noch davor, die Zugehörigkeit zu einer Minderheit in einer Mehrheitsgesellschaft zu äußern.

Aus diesem Grunde haben wir eine Aktion gestartet, bei der Mitglieder der deutschen Minderheit ihre Verbundenheit mit der Deutschen Kultur und Sprache äußern: Rechtsanwalt, Sängerin, stellvertretender Bürgermeister. Aus Posen, aus Kosel, aus Warschau. Jung und Alt. Wie auch aus verschiedenen Kreisen sie sind, verbindet sie ihre Identität. Und die werden sie auch bei der Volkszählung angeben. So verschieden, sprechen sie doch mit einer Stimme: Du zählst!

"Ich bin und ich bleibe eine Deutsche. Deutschsein ist für mich Identität". Rosemarie Kerner, Aktivistin der deutschen Minderheit:

"Ich würde es mir nie nehmen. Denn es ist etwas, was ich haben kann und die anderen es nicht haben". Karolina Trela, Deutschlehrerin und Sängerin:

"Die Kenntnis darüber, wer ich bin, haben mir meine Eltern und Großeltern übergeben. Ich weiß auch, dass ich Gleichzeitig Deutscher und Schlesier bin," Mattheus Czellnik, Sekretär des DFK in Guttentag, Vorsitzender der Jugendgruppe Jugend Aktiv in der Gemeinde Guttentag und Lektor in der Pfarrei Maria Magdalena in Guttentag:

"Jeder, der sein Leben verantwortungsvoll und klug gestaltet, muss sich früher oder später diese Frage stellen, die seine Identität, Herkunft oder familiäre Wurzeln betrifft." Tomasz Kruppa, stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Rudnik:

"Die Volkszählung 2021 ist für uns alle ein sehr wichtiges Ereignis. Haben wir keine Angst das zu äußern, was uns am Herzen liegt". Oskar Zgonina, Vorsitzender des Bundes der Jugend der deutschen Minderheit (BJDM):

Schritt für Schritt veröffentlichen wir weitere Filme. Schauen Ais diese auf der Facebook-Seite Volkszählung 2021 / NSP 2021 an!

Schlesien Journal 23.03.2021

Dokładnie 100 lat temu, 20 marca 1921 roku, odbył się plebiscyt na Górnym Śląsku. Dlaczego się odbył i jakie miał konsekwencje dla Górnego Śląska, o tym w rozmowie z Waldemarem Gielzokiem, prezesem Niemieckiego Towarzystwa Oświatowego.

Przed nami Narodowy Spis Powszechny, który jest ważnym wydarzeniem dla mniejszości narodowych i etnicznych.

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