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Mai-Reflexionen

Hinter uns liegt eine von Jahrestagen und Feierlichkeiten erfüllte Woche. Über den Jahrestag des Ausbruchs des III. Aufstandes wurde schon viel geschrieben. Die Maitage sind aber auch Jahrestage des Endes des Zweiten Weltkrieges. Nur wenige Tage trennen diese Jahrestage voneinander und als ich über die Nähe dieser beiden Daten nachgedacht habe, erkannte ich, wie tragisch die Generation meiner Urgroßeltern gewesen ist, die bewusst zwei Weltkriege miterlebt haben, aber auch hier in Schlesien ihre dramatischen Folgen ertragen mussten. Irgendwie waren die Sieger immer weit weg, in Paris, Warschau oder Moskau. Die tragischen Folgen ihrer Siege trafen die einfachen Menschen hier auf schlesischem Boden.

Denn der Ausbruch des III. Aufstandes war unzertrennlich verbunden mit dem Versailler Vertrag, dem es nicht unbedingt gelungen ist, in Europa Frieden einzuführen, wenn schon zwei Jahre nach dessen Unterzeichnung der Aufstand Realität wurde. Heute wissen wir, dass die gemeinsamen Interessen Polens und Frankreichs der Nährboden für den Konflikt waren, doch noch besser zeigt die Schwäche des Vertrages die Tatsache, dass bereits 20 Jahre später in Europa ein noch schrecklicherer Krieg tobte.

In Schlesien endete keiner der Kriege mit Frieden, beide führten zu Grenzverschiebungen, beide zwangen zunächst Hunderttausende, dann Millionen Menschen zur Flucht, Aussiedlung und endeten mit einem Trauma der Vertriebenen. Propagandistische Slogans von einer Befreiung klingen hier also falsch.

Doch diese Gedanken erleichtern mir den Blick auf andere, manchmal unterschätzte und vergessene Maifeierlichkeiten. Wer erinnert sich denn daran, dass am 5. Mai 1949 der Europarat entstanden ist und am 9. Mai 1950 Robert Schumann, damaliger französischer Außenminister, in Paris eine Deklaration aussprach, die zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl führte, dem ersten Stadium der heutigen Europäischen Union. Das zweite Datum ist heute als Europatag bekannt, und es verdient diesen Namen, denn es war eine Gemeinschaft, deren Mitbegründer Staaten waren, die sich noch fünf Jahre zuvor brutal bekämpft hatten.

Vor dem Hintergrund des Europatages, der zu Ehren des Aufbaus von Einigkeit statt Feindschaft, der Überwindung des Hasses und des Ballastes der Vergangenheit, des Baus einer freundschaftlichen Zusammenarbeit ausgerufen wurde, ist die Feier des Ausbruchs eines blutigen, brudermörderischen Konfliktes und sogar eine unreflektierte Glorifizierung dieser Siege ein Anachronismus. Es sei denn, sie sind eine zeitlose, kluge Reflexion über das Opfer aller Gefallenen und eine Warnung vor Hass, Spaltungen und Politikern, die den Frieden und die gesellschaftliche Ordnung stören. Und an solchen fehlt es auch heute nicht.

Bernard Gaida

  • Publiziert in Blogs

"Mit Respekt vor der Vielfalt" - Marschall Andrzej Buła über den 3. Schlesischen Aufstand

Gedenkfeiern zum Ausbruch des 3. Schlesischen Aufstandes fanden gleichzeitig an vielen Orten statt. Wir erinnern an die Rede von Marschall Andrzej Buła vor dem Denkmal der Schlesischen Aufständischen in Guttentag:

Bei diesem Gedenken möchten wir den nächsten Generationen eine gewisse symbolische Dimension verleihen, die in erster Linie mit dem Respekt vor Vielfalt zusammenhängt und mit der Akzeptanz von Menschen, die manchmal andere Ansichten haben, wie auch mit dem Verständnis dem anderen Menschen gegenüber. Damit die Tatsache, dass wir anders sind, nie zu einem bewaffneten Konflikt, zu einem Krieg, zu einem Kampf führt. Der Schöpfer hat uns zu denkenden Wesen gemacht: Wir sind uns dessen bewusst und wir haben die Fantasie. Diese aber können wir wahrscheinlich nicht nutzen, da wir zu einer so schwierigen, sehr schweren Eskalation unserer Konflikte führen. Es liegt an uns Erwachsenen, die hier in verschiedenen Positionen tätig sind, ein Beispiel für dieses Verständnis zu geben. Ich danke allen, die an einem Dutzend Orten in unserer Region genau um zwölf Uhr (...) Blumenkränze niederlegen und auf die gleiche Wiese denken. Lassen Sie uns niemals dazu führen, dass Menschen mit Waffen gegeneinanderstehen. Überlassen wir uns den Argumenten, lassen wir uns einander überzeugen; dafür aber müssen wir einander vertrauen und verstehen. Das wünsche ich mir an diesem Tag, an dem der Ausbruch des dritten Schlesischen Aufstandes gedenkt wird. Vielen Dank für diese Anwesenheit und dafür, dass wir heute hier mit gutem Beispiel vorangehen können. Ich denke, dass wir hier in unserer Region seit Jahrzehnten ein Beispiel für die Arbeit, gute Nachbarschaft und Verständnis geben. Denn wir wissen, wie interessant diese Region unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war - wie viele Menschen von verschiedenen Seiten Europas in unsere Provinz strömten. Lassen wir es pflegen und respektieren.

Quelle: Portal der Woiwodschaft Oppeln

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