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Der letzte Moment

In einer Woche endet die Volkszählung, die für alle Bewohner Pflicht, aber nicht für alle ähnlich wichtig ist. Für die Deutschen in Polen hat sie eine enorme Bedeutung. Denn hierzulande hängt von der Zahl der Mitglieder einer nationalen Minderheit ab, ob z. B. zweisprachige Ortsschilder in den Gemeinden aufgestellt werden.

Wie es in Europa oft der Fall ist, gibt es einen Konsens darüber, dass solche Volkszählungen zur Erhebung statistischer Daten alle paar Jahre stattfinden, aber die Art, wie man sie durchführt, bleibt jedem Land überlassen, so auch die Fragestellungen. Es gibt daher Länder wie Deutschland, wo die Frage nach der Nationalität nicht gestellt wird, und dort wo die Frage auftaucht, ist die Methodik unterschiedlich. Daher sind auch die erhobenen Daten nicht vergleichbar.

In Rumänien wird die Nationalität aus einem vorgegebenen Katalog von Antworten angegeben, was eine regionale Identität ausschließt, in Polen dagegen kann man die Identität völlig frei angeben. Vor kurzem beneidete ein Aromune aus Rumänien die Minderheiten in Polen wegen dieser Freiheit, denn seine aromunische Identität steht nicht auf der Liste, aus der er wählen muss. Zu dieser freien Methode äußerte sich ein Deutscher aus dem rumänischen Siebenbürgen dagegen kritisch. Er meinte, diese Freiheit könnte vom Staat dazu genutzt werden, sich der kostspieligen Minderheitenpolitik zu entledigen. Wenn statt einer deutschen Minderheit Siebenbürger, Banaterschwaben oder Sathmareschwaben sowie weitere regionale Identitäten auftauchen würden, wäre die deutsche Sprache für keine von ihnen die „Sprache des Herzens“, denn das wäre ihr regionaler Dialekt. Und wenn das so wäre, dann entfiele die Begründung für die Aufrechterhaltung des Schulsystems vom Kindergarten bis zur Hochschule mit Deutsch als Unterrichtssprache. Die Dialekte dagegen wären ein Zusatz in der normalen rumänischen Schule. Ein Rückschritt wäre damit komplett.

Ähnlich könnte es anderen Volksgruppen ergehen und die Folge wäre die Erkenntnis, dass eine so weitgehende Zerstreuung eine reale Minderheitenpolitik unmöglich mache… und damit bliebe sie nur auf dem Papier. Sowohl in den einzelnen Ländern als auch auf europäischer Ebene. Zum Glück existiert in Polen eine offene Liste, die die Möglichkeit gibt, sowohl die deutsche Nationalität als auch eine weitere Identität anzugeben, darunter auch eine regionale, wie z. B. in Schlesien. Ich habe mehrmals an dieser Stelle des „Wochenblatt.pl“ dazu aufgerufen, klar die deutsche Nationalität anzugeben, auch wenn man sie durch das Schlesische ergänzt haben will.

In Kürze endet die Volkszählung 2021. Dann bleibt nur, auf die Ergebnisse und die Folgen zu warten. Wir werden stärker oder schwächer sein. Ein der Minderheitenpolitik negativ gegenüberstehender Staat hat es lieber, wenn diese schwächer und zerstreut sind.

Bernard Gaida

  • Publiziert in Blogs

Man kann mehrere Staatsbürgerschaften haben, aber nur eine Nationalität

Die Volkszählung läuft noch bis Ende September. Bis zu diesem Zeitpunkt sollten alle Einwohner Polens eine Selbstzählung vornehmen oder die Fragen der Volkszähler beantwortet haben. Im Rahmen der Förderung der Volkszählung heben die nationalen und ethnischen Minderheiten die Bedeutung der nationalen Zugehörigkeitserklärung hervor. In Köslin haben die Minderheitengemeinschaften ihre Mitglieder und Unterstützer zur Pressekonferenz geladen. Damit wollte man Vertreter der ukrainischen Minderheit, der Roma-, der deutschen, der jüdischen und der kaschubischen Minderheit motivieren, sich an der Online-Zählung zu beteiligen.

Warum? Das lesen Sie HIER im neusten Wochenblatt.pl.

Volkszählung 2021 - nur noch zwei Monate!

Bis zum Ende der Volkszählung in Polen sind es nur noch zwei Monate geblieben. Die Möglichkeit, die Fragen zu beantworten - sei es über eine auf der Internetseite des Statistischen Amtes verfügbare Anwendung oder unter der Begleitung eines Aufzählers − besteht nur noch bis zum 30. September 2021.

"Ende Juli haben diese Pflicht bereits 18 Millionen Menschen in ganz Polen erfüllt; insgesamt also 48,38 % der Einwohner. Von allen Woiwodschaften steht die Woiwodschaft Oppeln an erster Stelle: Hier haben bereits 54,6 % der Einwohner Fragen des Statistischen Amtes beantwortet. An der Spitze stehen das Karpatenvorland (podkarpackie) mit 51,8% und Heiligkreuz (świętokrzyskie) mit 51,3%", verrät Monika Bartel vom Statistischen Amt in Oppeln. "Die wenigsten Einwohner waren es aber in der Woiwodschaft Ermland-Masuren (warmińsko-mazurskie): bis heute nur noch 44,9 %", ergänzt sie.

Ein Volkszählung-Plakat am Fenster im Sitz der DSKG in Breslau / Plakat spisowy w oknie siedziby NTKS we Wrocławiu

Obwohl generell in Polen weniger als die Hälfte der Einwohner an der Volkszählung teilgenommen haben, gibt es Gemeinden, in denen es fast jeder gemacht hat. Die drei Gemeinden in der Woiwodschaft Oppeln mit dem bisher besten Ergebnis sind Polska Cerekiew (80,6%), Wilków (78,4%) und Lubsza (77,2%).  Auf 2.477 Gemeinden im ganzen Land hingegen liegt die Gemeinde Stara Błotnica in der Woiwodschaft Masowien (mazowieckie) an erster Stelle. Dort haben bereits fast alle Einwohner die Volkszählung durchgeführt, also 95,79% (!).

Auf das Tempo der Volkszählung in einzelnen Regionen haben Einfluss verschiedene Faktoren: "Es sind unter anderem die von den Gemeinden organisierten mobilen Volkszählungsstellen, die darauf abzielen, Menschen ohne Internetzugang zu erreichen. Von großer Bedeutung ist auch die Arbeit der Aufzähler oder selbst der mobilisierten Einwohner. Von den Ergebnissen der Volkszählung in den einzelnen Gemeinden hängt unter anderem die Höhe der Zuschüsse ab, die die Kommunen später erhalten", erklärt Monika Bartel. Auch in Kreisen nationaler Minderheiten ist das Engagement für die Informationskampagne groß: "Traditionelle Werbematerialien wie Plakate und Flugblätter wurden vom Verband deutscher Gesellschaften an einzelne Minderheitenorganisationen in ganz Polen verteilt, aber einige Verbände haben auch aus eigener Initiative Plakate erstellt.

Um jedoch vor allem die junge Generation zu erreichen, haben sowohl die VdG als auch die Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen in Schlesien und der Bund der Jugend der Deutschen Minderheit Werbekampagnen im Internet und in den sozialen Medien gestartet:

Mit Humor will der BJDM auch die Jugendlichen erreichen / Z humorem BJDM dociera do młodzieży   Mit Humor will der BJDM auch die Jugendlichen erreichen / Z humorem BJDM dociera do młodzieży

Diese Maßnahmen zielen darauf ab, so viele Menschen wie möglich zu erreichen, die nicht unbedingt Mitglieder einer bestimmten deutschen Minderheitsorganisation sind", nennt Monika Wittek in einem Gespräch für das Wochenblatt.pl.

Monika Bartel vom statistischen Amt in Oppeln betont: die Teilnahme an der Volkszählung sei in diesem Jahr obligatorisch: „Im ganzen Land gab es etwa 80 Fälle, in denen Personen, die von den Aufzählern kontaktiert wurden, sich kategorisch weigerten, an der Volkszählung teilzunehmen. In dieser Situation wurde die Angelegenheit nach dem Gesetz über die öffentliche Statistik an die Polizei verwiesen. Die Weigerung, an der Volkszählung teilzunehmen, kann bis zu 5.000 Zloty bestraft werden“, fügt sie hinzu. Sie betont jedoch: „Menschen, die Schwierigkeiten haben, das Formular auszufüllen, können die Hilfe einer Hotline in Anspruch nehmen. Ansonsten kann man auf der GUS-Internetseite Antworten auf »Häufig gestellte Fragen« finden“. Auch Angehörige der deutschen Minderheit können auf Unterstützung zählen: In den Verbandssitzen finden Treffen mit Mitgliedern und Konsultationen statt. Auch Freiwillige sind beteiligt, lesen wir im Wochenblatt.pl.

Zur Erinnerung: Die alle zehn Jahre stattfindende Volkszählung zielt darauf ab, Informationen über Familien, Migration, Behinderung, Bildung oder Wohnraum zu sammeln. Die Ergebnisse der Volkszählung sind für die in Polen lebenden nationalen Minderheiten von entscheidender Bedeutung. Unter anderem davon hängt es ab, in welchem Bereich sie in den nächsten Jahren finanziert werden.  

Mir liegt die deutsche Minderheit sehr am Herzen

„Du zählst!” lautet der Titel der Volkszählungs-Kampagne des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen. Die Volkszählung, die 100% der Bevölkerung umfassen wird, begann am 1. April. Es gibt immer noch die Möglichkeit, sich selbst zu zählen, also online an der Volkszählung teilzunehmen. Wer das nicht tut, wird von einem Volkszähler kontaktiert, der ihn am Telefon oder direkt befragen wird. Warum ist die Volkszählung so wichtig für die deutsche Minderheit? Auf diese und andere Fragen antwortet Agnieszka Dłociok im Gespräch mit Monika Plura. Agnieszka Dłociok ist Vorstandsmitglied des Deutschen Freundschaftskreises im Bezirk Schlesien und auch Zählerin bei der Volkszählung 2021.

Warum ist die Volkszählung wichtig für die deutsche Minderheit?

Die Volkszählung ist sehr wichtig, weil jede Volkszählung, die alle zehn Jahre stattfindet, zeigt, ob wir präsent sind oder nicht. Jede Person, die sich als Deutsche deklariert, alle, die deutsche Vorfahren haben, sollten es so machen, es zählt für uns! Von der Anzahl der Deutschen in Polen wird sicherlich auch die zukünftige Finanzierung der deutschen Minderheit abhängen. Jede Person zählt! Viele Jahre hat man versucht zu zeigen, dass es in Polen keine Deutschen gibt, jetzt können wir zeigen, dass wir doch da sind. Die Menschen haben ein Problem mit ihrer Identität, denn es gibt viele Menschen, die Deutsche sind. Ihre Omas und Opas sind in die deutsche Schule gegangen, sie haben deutsche Wurzeln, sie haben den deutschen Pass, also haben sie bewiesen, dass sie Deutsche sind und jetzt überlegen sie, wer sie eigentlich sind. Deswegen ist es wichtig, dass jeder, der sich als Deutscher fühlt, es auch in der Volkszählung deklariert.

Warum ist es so, dass die Menschen, wie Sie selbst sagen, deutsche Wurzeln, deutsche Pässe haben und jetzt nicht wissen, was sie deklarieren sollen?

Ich denke, dass es unterschiedliche Hintergründe bei dem Erlangen der deutschen Pässe gab.  Viele Jahre hat man vorgetäuscht, dass es in Oberschlesien keine Deutsche gibt, voriges Jahr hatten wir das 30. Bestehungsjubiläum des DFKs und man hat immer noch behauptet, dass wir nicht da sind. Deswegen ist es jetzt so wichtig zu zeigen, dass wir doch da sind! Die Identität ist etwas, was man zuhause gestaltet. Die Menschen haben aus unterschiedlichen Gründen den deutschen Pass beantragt, oft aus Arbeitsgründen, denn sie wollten jenseits der Grenze arbeiten, wo man besser verdienen konnte. Jetzt höre ich von manchen, dass die Tatsache, dass er den „roten Pass“ hat, nicht bedeutet, dass er Deutscher ist. Wer bist Du dann? Um den deutschen Pass zu bekommen, musstest Du beweisen, dass Du eine deutsche Abstammung hast.

Sie haben mehrmals erwähnt, dass diese Volkszählung sehr wichtig für die deutsche Minderheit ist. Welche Fragen haben die größte Bedeutung für die deutsche Minderheit?

In Polen haben wir neun nationale und vier ethnische Minderheiten. Alle diese sind in dem Volkszählungsformular ausgeschrieben, es gibt aber auch die Möglichkeit, „andere“ zu schreiben. Wenn wir jetzt verfolgen, was in den schlesischen Organisationen vorgeht, wollen sie, dass man als zehnte Nationalität, eben bei „andere“, die schlesische schreibt.  Ich persönlich werde die deutsche Nationalität deklarieren und die zweite, die ethnische, die schlesische, weil ich eine schlesische Deutsche oder deutsche Schlesierin bin. Ich denke, dass sehr viele Menschen auch so denken, wenn wir also die deutsche Nationalität nennen und zusätzlich die schlesische, dann denke ich, dass es eine sehr gute Arbeit sein wird, sowohl für uns als Deutsche, wie auch als Schlesier. 

Was ist, wenn jemand nur die „andere“ schlesische deklariert? Was passiert dann?

Ich weiß es nicht. Ich denke, dass es mehr Deutsche hier gibt als Menschen mit anderen Nationalitäten. Wenn wir aber nur die „schlesische“ Zugehörigkeit nennen und es nicht als Nationalität anerkannt wird, dann haben wir unsere Stimme vergeudet. Wir legitimieren uns mit der deutschen Nationalität und das sage ich allen deutlich.

Sie haben eine wichtige Rolle bei der diesjährigen Volkszählung, Sie sind Volkszählerin?

Ja, da ich DFK-Vorsitzende im Kreisverband Gleiwitz bin und 23 DFK-Ortsgruppen habe, wollte ich meinen Freunden aus den Strukturen helfen. Ich bin Zählerin in der Gemeinde Tworog. Ich wohne zwar in der Gemeinde Tost, da es da aber zu viele Zähler gab, wurde ich Tworog zugeteilt, was mir aber passt, weil sich dort auch eine DFK-Ortsgruppe befindet. 

Der erste Monat war für die Selbstzählung vorgesehen, erst ab Anfang Mai bekamen wir die Daten derer, die sich noch nicht selbst gezählt haben und jetzt beginnt unsere Arbeit.

Im DFK-Kreisverband Gleiwitz haben wir beschlossen, den DFK-Mitgliedern bei der Selbstzählung zu helfen. Die DFK-Ortsgruppen können Termine festlegen, wann wir, samt Laptops, zu ihnen kommen sollen und ihnen helfen, die Formulare auszufüllen. Obwohl ab Anfang Mai die Zähler ihre Arbeit aufnehmen, kann man sich weiterhin selbstständig online zählen. In den DFK-Ortsgruppen, wo die Termine festgelegt werden, wollen wir den Menschen helfen, die die Selbstzählung nicht selbst machen können. Dabei müssen es nicht nur DFK-Mitglieder sein, wir sind für alle offen.

Die, die sich selbst online den Fragen stellen, müssen nicht gleich das ganze Formular ausfüllen. Es gibt da unterschiedliche Fragen, wenn man sich also nicht sicher ist, was man antworten soll, kann man es erst überprüfen und dann weiter ausfüllen, denn für die Ausfüllung des Volkszählungs-Fragebogens haben wir, nachdem wir es angefangen haben, zwei Wochen Zeit. Wenn wir das Formular beenden, erhält die Gemeinde automatisch die Information, dass die Person die Volkszählung schon absolviert hat.

Was muss man machen, um Zähler bei der Volkszählung zu werden?

Es gab einen Termin, bis zu dem man sich anmelden musste, dass man diese Funktion in der Gemeinde übernehmen will. Das habe ich gemacht und die Gemeinde hat Kontakt mit mir aufgenommen. Ich habe eine Nummer bekommen, ich musste meine Personaldaten samt Foto zur Verfügung stellen. Als alle Formalitäten beendet waren, konnte man zur Schulung antreten. Die Schulung wurde vom Statistischem Amt online vorbereitet. Dabei wurden unterschiedliche Themen, die mit der Volkszählung verbunden sind, angesprochen. Auch die Prüfung fand online statt, denn man musste eine Prüfung bestehen, um die Funktion des Zählers zu erhalten.    

Was hat Sie motiviert, Zähler zu werden? Es ist ja zusätzliche Arbeit und eine verantwortungsvolle Funktion.

Mir liegt die deutsche Minderheit sehr am Herzen. Als ich in die Schule ging, dachte ich, dass die Verfassung mir die Redefreiheit garantiert, als ich ins Lyzeum kam, habe ich erfahren, dass es gar nicht so ist und seit dieser Zeit bin ich sehr engagiert in den Angelegenheiten der deutschen Minderheit. Da viele DFK-Mitglieder ältere Leute sind, will ich ihnen helfen. Ich möchte, dass sie sich mit ihrer Nationalität gut fühlen und wissen, dass sie auf Hilfe zählen können. Viele der älteren Personen haben noch immer Angst, sich zu ihrer Nationalität zu bekennen. Ich wundere mich aber nicht darüber, nach allem, was sie erlebt haben.  

Wichtig ist zudem, dass man daran denkt, dass auch die Personen, die bei uns zu Hause angemeldet sind, aber schon lange im Ausland wohnen, ebenso die Pflicht haben, an der Volkszählung teilzunehmen. Es gibt nämlich Geldstrafen für diejenigen, die sich nicht beteiligen. Deswegen appelliere ich an unsere DFK-Mitglieder, dass sie ihre Familienangehörigen informieren, dass auch sie an der Volkszählung teilnehmen müssen.

Danke für das Gespräch.

Das Interview erschien in der 9. (455) Ausgabe der Oberschlesischen Stimme, Informations- und Kulturbulletins des Deutschen Freundschaftskreises in der Woiwodschaft Schlesien. Publikation unter Genehmigung der Redaktion.

 

Bernard Gaida, Vorsitzender des VdG, über das Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen, die Volkszählung und die Rechte nationaler Minderheiten

Am vergangenen Freitag sprach Bernard Gaida, Vorsitzender des VdG in Polen, bei Radio Opole über das Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen, die Volkszählung und die Rechte nationaler Minderheiten. Auszüge des Gesprächs finden Sie unten.

Der Verband der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaften in Polen und die Woiwodschaftsbibliothek in Oppeln werden das Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen in Polen einrichten und leiten. Was werden seine Ziele und Aufgaben sein?

Es wird vor allem eine Dauerausstellung sein, die den Weg zeigt, den die deutsche Gemeinschaft in Polen im Laufe der Jahrhunderte zurückgelegt hat. Sie wird sich nicht nur auf die Geschichte beschränken, sondern auch die Gegenwart präsentieren, u. a. vor dem Hintergrund des Minderheitenrechts in Europa. Das Zentrum wird von großer Informations- und Bildungsbedeutung sein. Die Ausstellung soll alle Aspekte und alle Perioden, die hinter uns liegen, berücksichtigen. Das Zentrum wird in Oppeln errichtet und hier wird es funktionieren, aber es wird die gesamte deutsche Minderheit in Polen zeigen, also sowohl in Schlesien als auch in Ermland, Masuren, Pommern und Niederschlesien.

In Polen findet alle zehn Jahre eine Volkszählung statt. Welche Bedeutung hat sie für die deutsche Minderheit?

Aus den beiden vorangegangenen Volkszählungen geht hervor, dass sich rund 150 000 Menschen der deutschen Minderheit angeschlossen haben. Wir schätzen die Zahl auf fast doppelt so hoch. Leider ist dies bei nationalen Minderheiten so der Fall − bei uns wie überall − dass ihre Größe in der Regel unterschätzt wird. Das Gesetz über nationale und ethnische Minderheiten bindet einige Elemente der Rechte, die sich aus diesem Gesetz ergeben, an die Ergebnisse der Volkszählung. Eine unmittelbare Wirkung ist das Recht, zweisprachige Ortsschilder zu verwenden oder die Hilfssprache in einem Verwaltungsverfahren zu verwenden. Indirekt wirkt sich dieses Ergebnis auf eine Reihe von Elementen der staatlichen Minderheitspolitik aus. Das ist die Unterstützung kultureller Aktivitäten von Minderheiten. Es gibt auch indirekte Auswirkungen auf Bildung sowie Minderheitensprachen in der Bildung. Für die nationalen Minderheiten selbst ist das Ergebnis der Volkszählung ein Element der Autoidentifizierung. Für uns ist es wichtig zu wissen, wie viele Menschen es wagen, ihre nicht-polnische Nationalität zu erklären. (...) Wir haben den Hauptstatistischen Amt, den Organisator der Volkszählung, wiederholt aufgefordert, die Anonymität dieser Volkszählung sehr stark zu betonen, d. h., dass die von den Befragten angegebenen Daten anonymisiert und nur für statistische Daten und keine andere verwendet werden. Das ist aus der Sicht der Minderheiten sehr wichtig.

Ist die Situation der deutschen Minderheit in Polen anders als beispielsweise in Tschechien, Rumänien und Ungarn?

Die Lage der deutschen Minderheit in Mittel- und Osteuropa ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. Ich nenne einen aus unserer Sicht wichtigsten Unterschied. (...) In Rumänien gibt es ein Bildungssystem für die deutsche Minderheit vom Kindergarten bis zur Hochschule mit Deutsch als Vorlesungssprache. In Polen gibt es keine einzige Schule mit deutscher Unterrichtssprache; hier geht es um Schulen im staatlichen Bildungssystem, aber auch um Vereinsschulen, die nur als zweisprachige Schulen funktionieren. In Rumänien ist es Unterricht zu 100 % mit Deutsch als Unterrichtssprache. Auch in Ungarn wird die staatliche Unterstützung für die Entwicklung des Deutschunterrichts sehr stark ausgebaut. Wir müssen uns aber nicht nur mit anderen deutschen Minderheiten vergleichen, denn wenn man sich die polnische Minderheit in Litauen anschaut, dann verfügt auch sie über ein polnisches Lehrsystem. Und das ist bei uns seit 30 Jahren Demokratie in Polen leider nicht gelungen.

Mit Bernard Gaida sprach Jan Poniatyszyn.

Den vollständigen Inhalt des Gesprächs finden Sie auf der Internetseite von Radio Opole HIER (Gespräch in polnischer Sprache).

  • Publiziert in Medien

Wir warten immer noch

Die Volkszählung 2021 läuft seit dem 1. April. Die vom Hauptstatistischen Amt (GUS) erstellten Werbematerialien richten sich nicht nur an die polnischsprachige Mehrheit, sondern auch an die in Polen lebende nationale und ethnische Minderheiten. Im Moment finden wir auf der Internetseite des GUS Materialien in verschiedenen Sprachen: Russisch, Ukrainisch, Slowakisch, Kaschubisch, Tschechisch und Weißrussisch. Immer noch aber fehlt es dort an ... Materialien auf Deutsch.

Die diesjährige Volkszählung ist obligatorisch; deswegen ist davon auszugehen, dass die Materialien, die sich an Minderheiten richten, spätestens Anfang April fertiggestellt und veröffentlicht werden. Als jedoch eine Woche nach Beginn der Volkszählung die Materialien in deutscher Sprache immer noch fehlten, hat der VdG ein offizielles Schreiben an den Direktor der GUS gerichtet. Darin heißt es: "Wir hatten auf einen Moment gehofft, in dem − wie angekündigt − die Materialien in deutscher Sprache auf der GUS-Website veröffentlicht werden. Wir warteten auf eine Reihe weiterer Aktionen, die auch an Angehörige der deutschen Minderheit gerichtet würden. Die Volkszählung begann vor mehr als einer Woche (...) Und es mangelt immer noch an Informationen in deutscher Sprache." Ein Monat ist vergangen − und wir haben noch kein Antwortschreiben erhalten.

Am 26. April hörten wir bei einem Treffen für Bevollmächtigte der Woiwoden zu nationalen und ethnischen Minderheiten und für Vertreter von Minderheiten: "Es war nicht unsere Absicht anzudeuten, dass es keine Übersetzung ins Deutsche geben würde. (...) Derzeit wird eine Übersetzung vorbereitet, und ich hoffe, dass diese Informationen bald ankommen", versicherte Grażyna Witkowska, eine der Vertreterinnen des GUS.

Die Außerachtlassung der deutschen Sprache überrascht nicht nur Teilnehmer der Treffen auf hoher Stufe. Anfang Mai stellte Joachim Makowski, Vorsitzender der DFK Stollarzowitz, eine ähnliche Frage mithilfe des Kontaktformulars: "Warum gibt es unter den sonstigen Werbematerialien keine Materialien zum Herunterladen auf Deutsch? Schließlich ist die deutsche Minderheit eine der größten nationalen Minderheiten in Polen." Die lakonische, automatische Antwort, die er erhielt, betraf zwar nicht das Werbematerial, sondern allgemeine Anweisung, war aber immer noch mehr überraschend als erklärend: "Danke für Ihr Interesse an der Volkszählung. Auf der Internetseite spis.gov.pl es gibt Richtlinien auf Englisch; Deutsch ist nicht verfügbar".

"Unverständlich ist die Wahl lediglich eines Teils der Sprachen. Es fehlen Litauisch, Deutsch und andere Sprachen. Und das vollständige Material zur Volkszählung sollte bereits von Beginn an zur Verfügung stehen, da manche Menschen können sich völlig bewusstlos zählen lassen“, kommentierte VdG-Vorsitzender, Bernard Gaida. Die vom GUS veröffentlichten Werbematerialien enthalten nur wenig Text − die Bearbeitung einer Übersetzung sollte daher nicht zu zeitaufwendig sein. Umso mehr wird das Fehlen der deutschen Sprachversion nach so langer Zeit seit Beginn der Volkszählung nicht mehr als ein Versehen oder vorübergehende Schwierigkeit wahrgenommen, sondern als ein Zeichen einer respektlosen Einstellung des GUS (ist es aber nur GUS?) gegenüber der deutschen Minderheit.

Die sechste Woche der Volkszählung hat begonnen. Und wir warten immer noch.

Und wem habt ihr schon geholfen, das Formular auszufüllen?

Die Volkszählung 2021 läuft bereits seit einem Monat. Ab dem 4. Mai beginnen ihre Arbeit auch die Aufzähler. Sie müssen jedoch kein Aufzähler sein, um Personen in Ihrem Kreis: den Angehörigen, Freunden oder Nachbarn, die keinen Zugriff auf Computer haben, beim Ausfüllen des Online-Formulars zu helfen. In jeder Gemeinde gibt es Personen, an die man sich um die Hilfe bei der Volkszählung wenden kann. Auch die DFKs und die deutschen Minderheitenorganisationen bieten in dieser Hinsicht ihre Unterstützung an. Wenden Sie sich an Ihren DFK oder eine andere Minderheitenorganisation, die Ihnen am nächsten steht.

Die Volkszählung kann auch eine Gelegenheit dazu sein, sich zu treffen! Es ist vom großen Wert, Zeit zu finden, um anderen dabei zu helfen. "Und wem haben Sie schon mitgeholfen, das Formular auszufüllen?", fragt Bernard Gaida, Vorsitzender des VdG, bei einem Treffen mit Frau Klara. Auch Sie können die anderen unterstützen!

komu pomogles

Bis Ende April haben das Online-Formular:

In Polen: 12,87%
In der Woiwodschaft Oppeln: 10,38% der Bewohner ausgefüllt.

Am meisten: in der Woiwodschaft Schlesien (16,36%)
Am wenigsten: in der Woiwodschaft Heiligkreuz: (7,18%)*

Vergessen Sie nicht, dass die Teilnahme an der Volkszählung 2021 obligatorisch ist. Für die gesamte Dauer der Volkszählung, also bis zum 30. September 2021, können Sie an der Volkszählung mithilfe eines Online-Formulars teilnehmen, das unter https://spis.gov.pl/ verfügbar ist.

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*Daten zum 28. April 2021

Schlesien Journal 20.04.2021

W kolejnej audycji Schlesien Journal rozmowa z przewodniczącym VdG, Bernardem Gaidą, na temat trwającego Narodowego Spisu Ludności 2021. Poza tym: do końca kwietnia należy złożyć oświadczenie podatkowe za rok 2020. 1% podatku można przekazać wybranemu kołu DFK. Na koniec informacja o Konkursie Wiedzy o Mniejszości Niemieckiej, organizownego przez TSKN na Śląsku Opolskim.

  • Publiziert in Video
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