Kolumne 01.07.2016 - Für was stehst du?
- geschrieben von Bernard Gaida
- Publiziert in Blogs
Seit ein paar Tagen lebt Europa mit dem Brexit. Alle die in Kooperation mit dem Vereinigten Königreich die Verbesserung der eigenen Position in Europa sehen wollten, haben die tiefste Enttäuschung erlebt. Komisch und falsch klingt der Schrei aus Warschau, dass Deutschland gleich die Kernländer nach Berlin zum Konsultationen eingeladen hat, wenn man sich noch erinnern kann, wie viel die Regierung getan hat, um ihre Euroskepsis zu manifestieren ohne eine eigene Vision zu haben und auf Kooperationen mit Outsidern den Schwerpunkt zu setzen. Die Aussage von Jarosław Kaczynski, dass für den Brexit Tusk schuldig ist, ist nicht mehr lächerlich, sondern soll wie alle Sitten zur Folklore gehören. Statt mich jedoch mit lustigen Reaktionen zu beschäftigen, kann ich mich an meine Gedanken erinnern, als ich hier geschrieben habe, dass in Europa man aufgehört hat über die Zukunft zu reden. Nicht nur in der Minderheitenpolitik war der letzte neue Schritt die Europäische Charta der Regional und Minderheiten Sprachen, was nach Jahren schon nicht ausreichend sein kann. Auch die Vision der europäischen Gemeinschaft ist nicht mehr debattiert worden. Deswegen so die Euroskeptiker, als auch Enthusiasten konnten keine Antworten mehr aus Brüssel hören. Stagnation ist immer schlecht und gefährlich, weil auch wenn die Europäer stehen geblieben sind und sich nur um Schutz des Status Quo sich gekümmert haben, ist die Welt im Wandel. Letztens hat man versucht entweder gar nicht zu diskutieren oder nur in geschlossenen Kabinetts, um kritische Äußerungen zuerst von populistischen Parteien in Frankreich, Dänemark oder Finnland und dann von Regierungen aus Budapest, London oder Warschau zu vermeiden. Jetzt ist damit Schluss. In Europa muss offen gefragt werden, was es braucht, was die Bürger erwarten. Die Frage darf jedoch nicht nur lauten „was wollen die Bürger?“, sondern eher „was braucht die Werte-Gemeinschaft, um ihren Werten treu zu bleiben?“. Ich bin für weitere und viel tiefere Integration in Einklang mit christlichen Werten, für ein Europa der Regionen. Und Sie?