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Kolumne 24.06.2016 - Erfolg mit Furcht im Hintergrund

Die heutige Kolumne schreibe ich am Rande des Sees Kortowskie in Allenstein während einer Pause in der Internationalen wissenschaftlichen Konferenz „Deutsch-polnische Beziehungen – 25 Jahre danach“. Wissenschaftler und Vertreter der deutschen Minderheit debattieren über den Stand der deutsch-polnischen Beziehungen in der aktuellen politischen Situation, aber auch über den Stad des gesellschaftlichen Bewusstseins in dieser Hinsicht. Entgegen dem Anschein, meinen die Meisten trotz klarer Verschlechterung der Kontakte Warschaus mit Berlin, dass in den letzten 25 Jahren sich die Entstellung der Gesellschaften so in Polen, wie auch in Deutschland so weitgehend verbessert hat, dass sie bisher immun gegen die Verschlechterung der Beziehungen auf der politischen Ebene ist. Statistische Studien der Niveaus der gegenseitigen Sympathie, zeigen auf der polnischen Seite immer noch einen Aufschwung, auf der deutschen hingegen gibt es ein kleines Tief. Es scheint, dass der Grund dafür die euroskeptischen und antideutschen Aussagen einiger prominenter polnischer Politiker sind. Doch diese Studien zeigen auch, dass die innere Teilung dieser Sympathie mit der politischen Teilung im Einklang steht. So sind die Wähler der Bürgerplattform am meisten der Meinung, dass Deutschland ein freundliches Land gegenüber Polen in der EU ist, die Wähler der PiS hingegen meinen das so ein Land Ungarn ist, aber auf dem dritten Platz nennen auch sie Deutschland.  Dies zeigt den Weg, den wir in diesem Teil Europas in den letzten 25 Jahren gegangen sind, weil noch Ende der 80-ger Jahre einige Studien zeigten, dass bis zu 88% der Polen Deutschland als das Land ansahen, von dem die größte Gefahr ausgeht. Dies habe ich nicht geleugnet, aber ich musste feststellen, dass diese positive Veränderung nicht mit dem Niveau der Akzeptanz gegenüber der deutschen Minderheit gleichzustellen ist. Natürlich die Tatsache der Anerkennung an sich, unsere Rechte als Minderheit oder die Verbesserung der sprachlichen Situation im Schulwesen sind revolutionäre Veränderungen, doch die unfreundliche Rhetorik der Politiker, das Ausmaß der Hasssprache im Internet, die neue Geschichtspolitik, die Akzeptanz nationalistischer Manifestationen, der Stillstand in der praktischen Umsetzung der Postulate uns gegenüber durch die polnische Regierung, sind ein Grund zur Furcht für die Deutschen selber. Diese Furcht sieht man mit dem bloßen Auge, wenn man darauf schaut, wie viele Autos ohne Angst die deutsche Nationalmannschaft während der Weltmeisterschaft mit dreifarbigen Fahnen angefeuert haben. In diesem Jahr ist es ganz anders.

Letzte Änderung am Mittwoch, 08 Februar 2017 20:44