Kolumne 18.01.2013 - Gott der Barmherzigkeit des Bischofs Tokarczuk
- geschrieben von Bernard Gaida
- Publiziert in Blogs
Der Tod des Bischof Antoni Tokarczuk war ein Verlust eines Menschen großen Formats. Diese Bezeichnung trifft besonders auf ihn zu weil er eine Autorität noch vor der Ära des Internets war. Die Tatsache, dass er geschätzt war resultierte nicht von der Präsenz und der Quantität der Aussagen in den Medien sondern vor ihrer Bedeutung und ihrem Wert. Im Anschluss an seinen Tod erinnerte man vor allem an seine kompromisslose, antikommunistische Haltung und die Initiative der Errichtung von Kirchen obwohl die Regierung der VRP es nicht zugelassen hat. Seltener sprach man über seine kompromisslose Haltung wenn es um die Verbreitung des Evangeliums und die Anforderungen, an die Katholiken im Bereich des Verständnisses des Wort Gottes geht. Mein Treffen mit dem Bischof Tokarczuk zu dem es 1978 in Posen während der Exerzitien zur Fastenzeit kam, blieb mit für immer in meiner Erinnerung als ein Musterbeispiel des evangelischen Radikalismus. In einer seiner Predigten, welche der göttlichen Barmherzigkeit gewidmet war hat er versucht deren Unendlichkeit zu vermitteln. Er sagte, dass es kein Verbrechen gäbe, dass Gott nicht vergeben könnte und daher darf es sich die Kirche erlauben manche Menschen heilig zu sprechen aber niemanden zu verdammen. Wie es für ihn üblich war, hat er immer nach der Predigt die Gläubigen zu einer Diskussion in einen Saal neben der Kirche eingeladen. An diesem Tag war der Saal randvoll. Die erste Frage, die eine ältere Dame gestellt hatte war besonders konkret: „Ist es nach Ihrer Predigt zu verstehen, dass auch Hitler erlöst werden kann?“. In einer Atmosphäre vollkommener Stille antwortete der Bischof ruhig: „Ich wollte sagen, dass wir eine Erlösung Hitlers nicht ausschließen können“. Nach einer Weile verließ die empörte Dame den Saal mit den Worten: „In so einem Himmel will ich nicht sein“. Ihr folgten noch einige Personen. Zu den Verbliebenen sagte der Bischof mit einer sanften Stimme, dass er als Bischof der katholischen Kirche auf eine so gestellte Frage nicht anders antworten könnte und man nicht mit einer ausweichenden Antwort die Wahrheit des Evangeliums begrenzen sollte selbst, wenn sich jemand betroffen fühlt. Heutzutage fehlt es uns oft an solchen Autoritäten.