Einmal gewählt…
- geschrieben von Bernard Gaida
- Publiziert in Blogs
Eine nationale Minderheit zu sein, egal in welchem Land, bedeutet immer einen Kampf um und mit etwas zu führen. Und ich nutze hier das Wort „Kampf“ als eine permanente Notwendigkeit der Wahl. Sehr gut formuliert es der Heilige Augustinus: „Einmal gewählt, muss ich jeden Tag eine Wahl treffen“.
Diese tägliche Bestätigung seiner Treue zur eigenen Tradition, Kultur oder der Sprache bedeutet gegen den Strom schwimmen, ja mit ihm kämpfen. Nur die Einwilligung zur Assimilation und ein Schwimmen mit dem Strom bedeutet diesen Kampf nicht. Jedes bewusste Mitglied einer Minderheit wird also zu einem Kämpfer, auch wenn er meistens mit sich selbst kämpfen muss. Meistens ist die ihn umgebende Welt diesem Kampf nicht wohlgesinnt, denn er lebt in einer anderen Kultur, einer anderen Sprache und Tradition. Was das Ringen mit der Realität braucht, ist ein Gefühl des Stolzes über die Minderheitsidentität und alles, was sie ausmacht. Ein solches Gefühl brauchen Deutsche in Deutschland weniger als jene in Polen, Tschechien oder Russland. Manchmal aber wird die Außenwelt unbewusst diesem Kampf und dem positiven Stolz wohlgesonnen. Einem positiven Stolz, denn er dient nicht dem Hochmut sondern der eigenen Identifikation.
Der Advent hat begonnen, der uns zu Weihnachten führt. Und auch wenn viele von uns die Kommerzialisierung dieser Zeit kritisch bewerten, bringt sie trotzdem eine charakteristische Atmosphäre mit sich. Seit Sonntag gibt es in den Häusern, Kirchen und anderen Orten Adventskränze und –kalender. Trotz Pandemie werden die Straßen mit weihnachtlicher Beleuchtung geschmückt und die Christbäume, eh sie in unseren Häusern auftauchen, werden schon an öffentlichen Plätzen aufgestellt. Dies geschieht praktisch auf der ganzen Welt. Und wenn die Feiertage kommen, erklingt um uns herum das bekannteste Weihnachtslied „Stille Nacht“.
Dann können wir uns mit unserer Identität einfach stolz fühlen darauf, dass all die Symbole aus unserem deutschen Kulturkreis stammen. Auch wenn sie oftmals aufgehört haben Teil des religiösen Erlebens der Geburt Christi zu sein, bleiben sie weiterhin ein Synonym der Freude, Wärme und Familienliebe. Möge es uns danach leichter sein, täglich die Treue zu eigenen Identität in Freude und Frieden zu wählen.
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