Gestern Abend sind in Oppeln Ministerpräsidentin des Landes Rheinland-Pfalz Malu Dreyer und der Landtagspräsident Hendrik Hering angekommen. Während der heute stattfindenden Treffen mit lokalen Politikern, mit dem Marschall Andrzej Buła, weiteren Mitgliedern des Vorstands der Woiwodschaft und Sejmik sowie mit den Vertretern der deutschen Minderheit und der Jugend wurde heute u. a. über die langjährige Partnerschaft der Regionen Rheinland-Pfalz und Oppeln im Kontext der europäischen Demokratie gesprochen. Diskutiert wurde auch über das Thema der humanitären Hilfe für die Ukraine sowie das Thema, das die deutsche Minderheit in Polen seit Monaten beschäftigt: der Unterricht der deutschen Sprache als Sprache der nationalen Minderheit.
Sprache im Mittelpunkt
Als die Antwort auf die Vorwürfe der polnischen Regierung zur Finanzierung des Unterrichts der polnischen Sprache betonte Malu Dreyer: "Die Bildung ist in Deutschland föderale Angelegenheit. Alle Bundesländer bieten entsprechende Unterrichte an und sie finanzieren das Ganze." Dabei nannte sie auch Zahlen: "Bei uns in Rheinland Pfalz bieten 21 Schulen Herkunftssprachenunterricht, in der Regel 3-4 Wochenstunden. 776 Schüler und Schülerinnen besuchten den Unterricht im Jahr 2021; im aktuellen Jahr sind es 794, die Zahl also steigt, was uns sehr freut. Als ein kleines Bundesland geben wir 420 000 Euro im Jahr aus; große Bundesländer geben viel mehr aus".
Nachdem die heutige Situation um die deutsche Sprache in Polen geschildert wurde, versicherte sie: "Es ist eine schwierige und schlimme Situation (...) Wir sind nicht allmächtig als Bundesländer, aber ich habe das Thema bei der Europaministerkonferenz genannt - bei einer ständigen Arbeitsgruppe, die sich regelmäßig mit dem Bundesinnenminister und dem Auswärtigen Amt trifft. Das nächste Treffen findet am 19. Mai statt. Wir sind entschlossen, auf der Länderebene weiterhin tob zu machen und zu tun, was wir tun können."
Sie räumte ein, dass die Situation, in der sich die deutsche Minderheit in Polen befindet, absolut einzigartig ist: "Ich werde mit der Bundesinnenministerin und mit dem Bundeskanzler darüber reden, dass wir einfach mehr Tempo brauchen. (...) Es ist eine total willkürliche Situation, dass die deutsche Minderheit daraus genommen wird unter allen anderen Minderheiten und es ist einfach nicht akzeptabel. Es ist jetzt deutlich zu machen, dass es eigentlich eilt."
Vorbesichtigung der Ausstellung
Am Nachmittag wurden die Gäste von Tadeusz Chrobak, Direktor der Woiwodschaftsbibliothek in Oppeln, und Weronika Wiese, Leiterin des Zentrums, im Dokumentations- und Ausstellungszentrum der Deutschen Minderheit in Polen begrüßt. Alicja Schatton-Lubos, verantwortlich für das Ausstellungskonzept, präsentierte die Innenräume des Zentrums zusammen mit Ausstellungsräumen, die die Geschichte der deutschen Minderheit in Polen im Laufe der Geschichte dokumentieren: vom Mittelalter über die Neuzeit, das schwierige zwanzigste Jahrhundert bis heute.
"Es ist eigentlich wie eine Schatzkiste, wo man die Geschichte sehen und verstehen kann (...) ein ganz wichtiger Punkt für das Selbstbewusstsein der Deutschen in Polen", fasste Malu Dreyer bei einem Gespräch mit den Vertretern der deutschen Minderheit, Lehrer und der Jugend, das der Besichtigung direkt folgte, ihre Eindrücke zusammen.
Jahrelange Partnerschaft
"Die Partnerschaft mit der Woiwodschaft funktioniert auch deshalb mit Rheinland-Pfalz so gut, weil diese Woiwodschaft Oppeln steht einfach für ein pluralistisches Verständnis und Zusammenleben und das prägt diese Partnerschaft auch ganz außerordentlich", sagte Frau Dreyer während der Pressekonferenz im Oppelner Marschallamt. "Offen zu sein, Sprachkompetenzen der Menschen zu unterstützen, das macht sie fähig, in ganz Europa sich zu bewegen, und in Europa zu leben und es ist auch ein Punkt, warum die Grundfeste unserer Partnerschaft so fest sind (...). Wir wissen, dass es hier sehr viele Ansiedlungen gibt, auch von deutschen Unternehmen, dass das hier eine Region ist, die sehr willkommen ist, dass die deutsche Sprache hier auch verbreitet ist, dass hier die Arbeitnehmer, Arbeitnehmerinnen hier einfach die deutsche Sprache beherrschen. (...) Das alles trägt seine Früchte."