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Erklärung des VdG-Vorstandes in Zusammenhang mit der Einweihung eines Gedenksteines für gefallene deutsche Soldaten in Beuthen

Erklärung des Vorstandes des Verbandes der deutschen-sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen in Zusammenhang mit der Einweihung eines Gedenksteines für gefallene deutsche Soldaten, der in Beuthen am 17.11.2019 enthüllt wurde.

In Zusammenhang mit den medialen Informationen bez. der Einweihung des umstrittenen Denkmals für gefallene deutsche Soldaten, welche am Sonntag, den 17.11.2019 auf dem katholischen Friedhof in Beuthen stattgefunden hat, erklärt hiermit der VdG-Vorstand, dass diese Tatsache mit keinen Handlungen oder Absichten, des von uns repräsentierten Verbandes, zusammenhängt.

Mit Verlegenheit haben wir diese Tatsache entgegengenommen, dass auf dem besagten Denkmal der Name des Bundes der Jugend der deutschen Minderheit platziert wurde, der zugleich einer der assoziierten Mitglieder des Verbandes ist. Von dieser Organisation verlangen wir Konsequenzen gegenüber ihren Mitgliedern zu ziehen, die gemäß der Aufschrift die Ausführung und Aufstellung des Denkmals initiiert haben. Mit Erleichterung nehmen wir die Erklärung des BJDM-Vorstandes entgegen, der sich von dem Handeln seiner Mitglieder in Beuthen distanziert und auf die willkürliche und nicht abgestimmte Nutzung des Organisationnamens hinweist. Mit Zufriedenheit nehmen wir die Sicherstellung entgegen, dass diese Handlungen, gemäß den medialen Meldungen, im Einvernehmen und der Unterstützung seitens radikaler politischer Organisationen aus Deutschland erfolgt sind, widersprüchlich mit der Verpflichtung zur politischen Neutralität des BJDM sind.

Gleichzeitig verurteilen wir jegliche Handlungen und fehlende Verantwortung seitens der Erwachsenen, sowohl den Sponsoren, die auf dem Denkmal aufgelistet sind als auch denjenigen Personen, die im unmittelbaren Umkreis vom minderjährigen Markus Tylikowski stehen und ihn nicht vor den unvernünftigen und unüberlegten Handlungen bewahrt haben, der bestimmt im guten Glauben handelte und das Ziel verfolgte den gefallenen Soldaten würdig zu gedenken. Wir erwarten, dass auch sie und ihre Organisationen Reue zeigen und entsprechende Konsequenzen daraus ziehen. Insbesondere verwundert uns in diesem Kreis die Präsenz eines Bundestagsabgeordneten, wie auch das fehlende Handeln seitens des Verwalters des katholischen Friedhofs in Beuthen. Durch diese Art der Unbesonnenheit wurde das Denkmal in Beuthen zur Negation der Tätigkeit von anderen Gruppen der deutschen Minderheit und Organisationen, die würdig und apolitisch, mit Hochachtung für die Verständigung zwischen den Nationen, die Ehre allen Gefallenen und Opfern in beiden Weltkriegen erweisen. Das Gedenken an gefallene Soldaten, vor allem an Zivilopfer der Kriege und jeglicher Gewalttaten, bleibt eine wichtige christliche Pflicht der Lebenden. Sie ist auch zugleich eine Warnung vor ihnen und deren Ursachen. Gemäß den Worten des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier (vom 17.11.2019) dient der Volkstrauertag neben dem Gedenken an alle gefallenen Soldaten auch den Opfern der Kriege und Gewalt, der in Folge dieser Taten zugleich als Zeichen der Hoffnung auf Verständigung zwischen Menschen und Nationen gesehen wird. Um diesen Tag entsprechend zu zelebrieren, sollte es nur in dieser Absicht und mit Menschen und Organisationen erfolgen, deren Tätigkeit mit diesen Intentionen übereinstimmt.

Die deutsche Minderheit in Polen bemüht sich seit 30 Jahren anhand ihrer Tätigkeit die Last der schwierigen Vergangenheit der deutsch-polnischen Beziehungen zu durchbrechen. Die deutsche Volksgruppe initiierte hunderte von Partnerschaften zwischen Selbstverwaltungen, Schulen und Organisationen und verleiht dem Gedenken an Gefallene und Ermordete einen christlichen und weit vom Nationalismus entfernten Charakter.

Als Dachorganisation der deutschen Minderheit in Polen appellieren wir an politische Parteien in Deutschland, die politische Neutralität unserer Organisationen zu respektieren, dessen Ziel nach jahrelanger Diskriminierung, der Wiederaufbau und Bewahrung der sprachlichen und kulturellen Identität der deutschen Gemeinschaft ist. Mit Empörung nehmen wir vor allem die Tatsache entgegen, dass die Unerfahrenheit von Jugendlichen zu politischen Zielen ausgenutzt wird. Die Form und Inhalt des Denkmals in Beuthen weist deutlich darauf hin, dass das Ziel nicht das Gedenken an Gefallene war, die auf diesem Friedhof ruhen, sondern eine Eigenwerbung für dessen Initiatoren und Sponsoren.

Der Verband deutscher Gesellschaften sieht die Notwendigkeit, dass noch mehr im Bereich der bürgerlichen, geschichtlichen, kulturellen und politischen Bildung unternommen werden muss. Gleichzeitig weist der Verband darauf hin, dass er nicht im Stande ist die schulische Bildung zu ersetzen, die im Zusammenhang mit steigenden Tendenzen der Radikalisierung des gesellschaftlichen Lebens, vor allem in dem Erziehungsprozess jegliche Nationalismen bekämpfen und dabei auf die Achtung gegenüber kulturellen und nationalen Unterschieden hinweisen sollte.

Bernard Gaida

VdG-Vorsitzender

 

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