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"Die Diskriminierung, vor der wir heute die Augen verschließen werden, wird wachsen"

Heute in Schwientochlowitz fand die Gedenkstunde zur Erinnerung an die Opfer des Lagers Zgoda statt - eines der vielen Nachkriegslager auf dem Gebiet des heutigen Polens.

Nach der Tragödie des Krieges mit Millionen von Opfern kam die Nachkriegstragödie. Im öffentlichen Raum Schlesiens wurde bereits der Begriff der Oberschlesischen Tragödie übernommen. Wir wissen aber doch, dass diese Tragödie viel breiter war als in Oberschlesien und viel länger dauerte als die sogenannten Arbeitslager. Die deutsche Gemeinschaft versteht sie also als "die Nachkriegstragödie der Deutschen im Osten". (...) Es ist auch eine Tragödie Schlesiens. Ich bitte Euch, euch an die ganze Tragödie und an alle Opfer der Gewinner zu erinnern, denn übliherweise schweigt die Geschichte über sie. Dies war möglich, weil das System es erlaubte, Menschenrechte mit Füßen zu treten und Diskriminierung als Mittel zur Erreichung politischer Ziele zu nutzen. Deshalb, als der Sejm und die Regierung der Republik Polen am Donnerstag beschlossen, den Zuschuss für das Erlernen von Minderheitensprachen so zu kürzen, dass er nur noch die deutsche Sprache betrifft, sage ich also laut, dass das Diskriminierung ist. Sie haben 300.000 ihrer Bürger zu Bürgern zweiter Klasse gemacht. Wir müssen an diejenigen erinnern, die bis zum Ende des Krieges gelebt, den Frieden aber nicht überlebt haben. Wir müssen daran erinnern, ohne das Ausmaß zu vergessen, dass Opfer und Täter unter allen Nationen sind. Dass die Diskriminierung, vor der wir heute die Augen verschließen werden, wachsen wird - sagte der Vorsitzende des VdG in Polen, Bernard Gaida.

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Zum Tor des Lagers Zgoda marschierten heute Vertreter der RAŚ (Bewegung für die Autonomie Schlesiens), parlamentarier, Europaabgeordnete Łukasz Kohut, Vertreter der Deutschen Minderheit: Martin Lippa und Eugeniusz Nagel, Bewohner von Schwientochlowitz und Gäste. Die Flaggen Schlesiens und die Flagge Deutschlands wehten; zu sehen war auch ein Banner, das an die Aktion #sprachlos symbolisierte - ein stilles Protest gegen die Kürzung der Bildungssubvention für den Deutschunterricht; Marcin Buballa mit seinem Sohn, danke dafür.

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Die Gedenkstunde in Schwientochlowitz ist eine von mehreren Veranstaltungen, die im Zusammenhang mit der Tragödie der Deutschen im Osten veranstaltet werden. Morgen um 15:00 Uhr beginnt die Gedenkstunde in Lamsdorf. Mehr Informationen HIER

Deutsche Minderheit in Polen darf nicht zur Geisel der zwischenstaatlichen Politik werden

In einer aktuellen Entscheidung des polnischen Sejm wird die Unterstützung der Deutschen Minderheit in Polen um rd. 10 Millionen Euro gekürzt. Diese Kürzung soll ausschließlich die deutsche Minderheit betreffen. Dabei geht es konkret um die Kürzung des Deutschunterrichts als Minderheitensprache von drei Stunden auf eine Stunde. Diese Entscheidung soll bereits ab dem 1. September 2022 in Kraft treten. 

Der Dachverband der Deutschen Minderheit in Polen (VdG) hat vor diesem Hintergrund angekündigt, das Gesprächsformat des auf Grundlage des Deutsch-Polnischen Vertrages über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit vom 17.6.1991 sowie der Gemeinsamen Erklärung von Juni 2011 geschaffenen Deutsch-Polnischen Runden Tisches, in dem die Belange der polnischstämmigen Bürger und Polen in Deutschland sowie die Belange der Deutschen Minderheit in Polen verhandelt werden, zu verlassen. Das bewährte Dialogformat, das Polen gerade in dieser so wichtigen Frage leider nicht genutzt hat, wäre somit faktisch ausgesetzt. 

Die Entscheidung des Sejm zur Kürzung der Förderung verletzt ratifizierte Regel-werke des Europarates, damit auch nationale Gesetze und widerspricht dem Geist einer gedeihlichen Minderheitenpolitik zum Wohle von Mehrheits- und Minderheitsbevölkerung. Die Angehörigen der Deutschen Minderheit in Polen sind loyale Staatsbürger ihres Staates und haben als nationale Minderheit dort Anspruch auf Förderung ihrer Muttersprache im staatlichen Schulsystem. 

In der heutigen Sitzung des Minderheitenausschusses wurde von polnischer Regierungsseite betont, dass die Kürzung im Kontext der "sehr schlechten" Lage der Polen in Deutschland zu sehen sei. 

Diese Einschätzung kann ich in keinster Weise teilen: 

Das Angebot von herkunftssprachlichem Polnischunterricht in Deutschland ist entgegen der Behauptung der polnischen Regierung nicht defizitär. Eine Abfrage der Kultusministerkonferenz bei den für den herkunftssprachlichen Polnischunterricht in Deutschland zuständigen Ländern Ende des Jahres 2020 hat ergeben, dass die Zahl der Polnisch lernenden Schülerinnen und Schüler im Querschnitt der Bundesländer seit der letzten Länderabfrage im Jahr 2016 gestiegen ist. In mehreren Bundesländern besteht sogar die Möglichkeit, die polnische Herkunftssprache als Pflichtfremdsprache im Rahmen des Erwerbs des allgemeinen Schulabschlusses zu belegen. Der mittels dieser Länderabfrage aktualisierte Bericht zur Situation des schulischen Polnischunterrichts in Deutschland ist auf der Internetseite der Kultusministerkonferenz veröffentlicht. Aus einer zusätzlichen Abfrage der Kultusministerkonferenz bei den Ländern geht zudem hervor, dass das derzeitige Angebot an schulischem herkunftssprachlichen Polnischunterricht bedarfsgerecht ist und eine darüber hinaus gehende Nachfrage grundsätzlich nicht besteht. 

Mittel für außerschulischen Unterricht in deutscher Muttersprache für die in Polen lebende deutsche Minderheit leistet Polen nicht. Dieser außerschulische Unterricht in deutscher Muttersprache in Polen wird umfassend auf Grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch die Bundesregierung finanziert. 

Es ist bedauerlich, dass Polen durch diese einseitige Kürzungsentscheidung eigene Staatsbürger diskriminiert und missbraucht, um außenpolitische Ziele für andere Personengruppen mit Druck zu versehen. Diese höchst bedauerliche Entscheidung, die auf unzutreffenden Annahmen beruht, sollte Polen möglichst bald erneut überprüfen.  

Derart wichtige Anliegen wie die Minderheitenpolitik sollten konstruktiv und unter Nutzung bewährter bilateraler Gesprächsformate verfolgt werden. Eine Diskriminierung oder gar eine Geiselnahme einer Minderheit zu außenpolitischen Zwecken ist keine akzeptable politische Strategie.

 Quelle: aussiedlerbeauftragter.de
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„Breslau rezitiert“ - Literarisches Reiseführer Breslau (Online-Lesung)

Die Autorin Roswitha Schieb nimmt uns im Literarischen Reiseführer Breslau mit auf sieben Spaziergänge durch die Stadt, die die Wirkungsstätte bedeutender Schriftstellerinnen und Schriftsteller war und ist. Anlässlich des Erscheinens der dritten, überarbeiteten und aktualisierten Auflage des Buches lädt das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), die Deutsche Sozial-Kulturelle Gesellschaft Breslau, die Universität Wrocław/Breslau und das Deutsche Kulturforum östliches Europa zu einer Lesung sowie zu einer Präsentation des Projekts „Breslau rezitiert“ ein. Dabei werden Texte aus dem Buch, verfasst von ehemaligen Studierenden der fast 300 Jahre alten Universität, von aktuellen Studierenden an den noch existierenden Originalschauplätzen rezitiert. In Videoaufnahmen entsteht so ein Bild, das Vergangenheit und Gegenwart verbindet. 

Moderation: Prof. Dr. Monika Wolting (Universität Breslau) 
Wann? 02.02.2022, 17:00 Uhr 
Wo? Online über Zoom https://bit.ly/breslau_rezitiert
Meeting-ID: 854 8066 9770 / Kenncode: 146677 

Breslau rezitiert Poster leicht

Quelle: ntks.pl

Eine Besinnung gab es nicht

Gestern (27. Januar 2022) hat der Sejm endgültig über den Staatshaushalt und damit auch über die Höhe der Mittel für den Minderheitensprachenunterricht entschieden. Die Entscheidung in diesem Fall ist negativ. Der Sejm hat die Kürzungen im Minderheitensprachenunterricht bestätigt und wird dieses Jahr 40 Millionen Zloty kürzen.

„Noch vor den Abstimmungen habe ich einen formellen Antrag auf Pause gestellt, damit die Marschallin mit den Mitgliedern der Vereinigten Rechten (Abgeordnete der Koalitionsparteien, Anm. d.Red.) spricht und ihnen klar machen kann, wie schädlich eine solche Entscheidung sein könnte. Eine Entscheidung, die gegen die Verfassung, das Minderheitenrecht und besonders für Kinder gefährlich ist. Ich habe zur Besinnung aufgerufen“, berichtet der Abgeordnete Ryszard Galla direkt aus dem Sejm.

Voller Inhalt des Artileks beim Wochenblatt.pl HIER

Bei den Ausschussmitgliedern und Gästen, die an der heutigen Sitzung des Ausschusses für nationale und ethnische Minderheiten teilnahmen, löste die Erklärung, dass die Finanzierungsänderungen nur die deutsche Sprache als Minderheitensprache betreffen sollen, eine Welle der Empörung aus. Lesen Sie mehr dazu HIER

  • Publiziert in Politik
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