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Leben ohne Verbitterung

Prinz Franz-Friedrich von Preußen und Bernard Gaida Foto:privat Prinz Franz-Friedrich von Preußen und Bernard Gaida

     

Die heutige Kolumne schreibe ich in einem ziemlichen Missklang. Am Dienstag nämlich, statt bei der Eröffnung des Schlesienseminars in Groß Stein dabei zu sein, fahre ich nach Warschau zur Sitzung des Gemeinsamen Ausschusses der Regierung und der nationalen Minderheiten. Aus einer Standardsitzung wurde sie zu einem wichtigen Ereignis, denn die Deutschen in Polen erhielten Unterstützung von anderen Minderheiten, die letzte Woche gemeinsam den Standpunkt der Regierung gegenüber der deutschen Volksgruppe, ausgedrückt durch Minister Szymon Szynkowski vel Sęk, kritisiert haben. Außerdem wurden die Minderheiten letzte Woche mit der Information überrascht, die finanzielle Unterstützung für die Volksgruppen solle um 10% reduziert werden. Erfreulich dabei ist, dass alle den Standpunkt ablehnen, wonach die polnische Regierung die Unterstützung für ihre Bürger aus einer nationalen Minderheit von der Situation der Polen in einem anderen Land abhängig machen kann!

In dieser Situation war mein Wochenende in Bad Kösen beim Naumburg zum 75. Geburtstag von Prinz Franz-Friedrich von Preußen ein völliges Kontrastprogramm. Ich war mir gar nicht bewusst, welch schönes Fleckchen Erde die Region Saale-Unstrut ist, vor allem, wenn man sie von der Rudelsburg aus betrachtet. In diesem Schloss versammelten sich die Gäste des Prinzen von Preußen, darunter viele Vertreter des deutschen Adels. Ich kenne den Prinzen seit einigen Jahren, also überraschte mich nicht, dass er schon in seiner Einladung geschrieben hatte, er wünsche sich keine Geschenke, dafür eine Spende für das Psychiatrische Kinder- und Jugendkrankenhaus in Saabor/Zabór im Lebuser Land. Wieso? Dieses befindet sich im Schloss, in dem das Geburtstagskind geboren und aus dem es zusammen mit seiner Mutter vertrieben wurde.

Das Thema Vertreibung sowie Heimat- und Besitzverlust, dazu die oft unsinnige Zerstörung der Güter, Schlösser, sogar der Grabmale der Vorfahren, kehrte in vielen Gesprächen wieder. Doch man würde sich wundern, wenn man meinte, diese Menschen würden deswegen ihr Leben in Verbitterung verbringen. Sie arbeiten, haben Firmen gegründet und die Prinzessin von Preußen lief während des Geburtstages zwischen den Tischen umher, kümmerte sich um das Essen, die Getränke und eine gute Atmosphäre, so wie es jede Gastgeberin tut. Am treffendsten formulierte es einer der Gäste: „Wenn es einen Gott gibt, dann wollte er es so. Und wenn es ihn nicht gibt, ist eh alles egal. Ich glaube, es gibt einen Gott.“ Und dann hörte ich: „Ich kann überall sterben, doch begraben will ich zu Hause sein, auf dem Friedhof unweit von Breslau, wo seit dem 16. Jahrhundert meine Vorfahren ihre letzte Ruhe gefunden haben.“

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