Kraft der Werte wiederherstellen
- geschrieben von Bernard Gaida
- Publiziert in Blogs
In Wien haben am Montag Islamisten auf wehrlose Menschen geschossen. Einige Tage vorher haben in Paris andere Bekenner des Propheten auch gemordet. Und wir solidarisieren uns wieder mit den Opfern und es fallen wieder Worte, dass wir uns als Europäer nicht einschüchtern lassen und von den eigenen Werten nicht weichen werden.
Seit vielen Jahren kommt es zu Anschlägen in Europa. Viele machen Politiker dafür verantwortlich, die die Massenimigration nach Europa nicht verhindert haben. Dann wird an das Jahr 2015 als deren Beginn erinnert und Angela Merkel ist das Beispiel für diese Art von Politikern. Eine solche Sichtweise trägt in sich alle Merkmale einer schwarz-weißen Betrachtung der Realität und deren Vereinfachung. Doch wir fühlen, dass die Welt, so wie wir sie kannten, sich verändert. Zweitrangig ist dabei, dass Migrationen aus muslimischen Ländern nach Europa seit Jahrzehnten andauern. Ich schrieb von der Theorie Huntingtons, der vor 30 Jahren festgestellt hat, dass uns unweigerlich ein Zusammenstoß der Zivilisationen bevorsteht. In den heutigen Ereignissen kann man erkennen, was er vorausgesehen hat.
Grundlage seiner Theorie ist die Spezifizierung von ca. 10 Zivilisationsarten, darunter auch der westlichen und islamischen. Als er seine Theorie erstellte, erkannte er die Schwächung der Kraft der europäischen Zivilisation, die er im schwächer werdenden Christentum, das das zentrale Bindemittel ist, sieht. Diese Schwächung basiert auf einem inneren Zersetzungsprozess (Kriminalität, Drogensuch, Zerfall der Familien, Verringerung des gegenseitigen Vertrauens, Untergang des Arbeitsethos, Nachgeben den Bedürfnissen, geringere intellektuelle Aktivität). Das wiederum führt zur Isolierung des immer noch attraktiven westlichen Wohlstandes von den Werten, die ihm zugrunde liegen. Und das bietet seinen Gegnern Argumente zur moralischen Überlegenheit der Muslime und hindert manche Immigranten daran, die westlichen Werte zu akzeptieren.
Die westliche Zivilisation, die vergisst, dass Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit aus den zehn Geboten herrühren, bleibt nur materiell und nicht geistig attraktiv. Die Ereignisse auf den Straßen heute zeigen, dass eine selektive Anzweiflung der christlichen Werte durch uns selbst immer noch anhält. Und das beraubt den Begriff „europäische Werte“ seiner eigentlichen Definition. Viele stimmen mit Huntington nicht überein, wenn er meint, dass die Zukunft des Westen davon abhängt, ob er die Gründe für seine Schwäche bewältigt. Doch wäre es vielleicht sinnvoll, dies in Betracht zu ziehen? Und dann wird die Schließung Europas nicht der Ausweg sein, sondern die Rückkehr der christlichen Werte in einem angemessenen Ausmaß in das Leben der Europäer, damit sie zu einer Kraft werden, die man achtet, auch, wenn man sich nicht zu ihr bekennt.