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Kolumne 01.03.2013 - Die Kollektivschuld in Frage gestellt

Vor ein paar Monaten war mir gegeben, auch im Rahmen dieser Kolumne, über den Präsidenten Kroatiens und das ungarische Parlament zu schreiben, die mit ihren Erklärungen die Nachkriegsverfolgungen  und Vertreibungen der Deutschen als ungerecht erklärt haben. Vor ein paar Tagen ist auch diesem Gremium der tschechische Premierminister beigetreten, indem er Leid und Bedauern wegen der Vertreibung der Sudetendeutschen ausgedrückt hat. Sowohl die Deutschen in Jugoslawien, in Ungarn oder in der Tschechischen Republik waren bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Bürger dieser Länder, was den historischen Kontext der Vertreibungen aus diesen Ländern anders macht als der Vertreibungen der Deutschen aus dem Nachkriegspolen. Das Gemeinsame für all diese Ereignisse ist jedoch die Benutzung des Begriffes der Kollektivschuld um das moralische Leid von Millionen von Menschen, die aus ihren Heimatländern vertrieben worden sind, zu begründen und dann auch zu entschuldigen. Moralität richtet sich nicht nach der Politik und deshalb trotz der geltenden Nachkriegspropaganda konnte man Stimmen hören, welche die Ungerechtigkeit und das Böse des Nachkriegsleidens, welches unschuldige Zivilbevölkerung betroffen hat eingesehen haben. Schließlich hat sich dieses Leiden in der größten Vertreibung der Menschheit offenbart. Die Worte der polnischen Bischöfe „Wir vergeben und bitten, um Vergebung“ wurden besonders hier in Schlesien in den 60er Jahren eindeutig als Anerkennung des moralischen Leidens der Vertreibung und der Verschleppung in die UdSSR verstanden. Diese Worte haben damals eine politische Hetzjagd auf die Kirche ausgelöst.  Trotz der Tatsache, dass sie nahezu ein halbes Jahrhundert zurückliegen und dass schon vor über zwanzig Jahren die Propaganda des Kommunismus gefallen ist, wurden diese Worte, mit Ausnahme von einigen Intellektuellen, wie Jan Józef Lipski, nicht von führenden Vertretern des Staates gesagt. Es kann freuen, dass die kroatischen, ungarischen und tschechischen Politiker den Mut aufgebracht haben die Vertreibung als Unrecht anzuerkennen und das Monolith der kollektiven Beschuldigung der Deutschen für die Kriegsverbrechen zu stürzen. Gut, dass Prof. Bartoszewski in dem Deutschen Bundestag über Verständnis für den Schmerz der unschuldigen Deutschen, die ihre Heimat verloren haben, gesprochen hat. Da soll aber noch mehr kommen. Die Vertreibungen kann man nicht aus der Geschichte löschen, aber zum Wohle Europas muss man Sie als Ungerechtigkeit ansehen, damit sie nie wieder vorkommen.

Letzte Änderung am Mittwoch, 08 Februar 2017 22:43