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"Wir sind mehrsprachig" - neues Gesetz über regionale Sprachen in Frankreich

Quelle / Źródło: http://videos.assemblee-nationale.fr/ Quelle / Źródło: http://videos.assemblee-nationale.fr/

Das französische Parlament hat ein neues Gesetz zum Schutz der Regionalsprachen gebilligt. Das Gesetz ermöglicht unter anderem die Möglichkeit des immersiven Unterrichts und der zweisprachigen Beschilderung in der Öffentlichkeit.

Das Gesetz wurde am Donnerstag, dem 8. April 2021, verabschiedet. Es wurde durch die Mehrheit des Assemblée nationale, des französischen Parlaments, unterstützt: 247 stimmten dafür, 76 dagegen; 19 enthielten sich der Stimme.

Bisher war es in Frankreich möglich, zweisprachige Ortsschilder aufzustellen, „aber jetzt ist dies gesetzlich vorgeschrieben; niemand kann es infrage stellen. Bisher war für regionale Sprachen alles verboten, was nicht genehmigt war. Sagt Paul Molac, Autor des Gesetzes.

Der Politiker betont auch die Bedeutung des Gesetzes für den Unterricht regionaler Sprachen in Schulen: „In der Schule werden wir in der Lage sein, die immersive Unterrichtsmethode anzuwenden: Ab einem bestimmten Zeitpunkt entscheiden wir uns, die regionale Sprache für viele Stunden anzuwenden, damit die Kinder in ihre Landessprache Sprache eintauchen. Aus unserer bisherigen Erfahrung können wir sehen, dass dies die französische Sprache überhaupt nicht beeinflusst. Ein Experiment im Baskenland hat gezeigt, dass Kinder, die den Kindergarten mit der baskischen Sprache besuchten, später in der Grundschule im Französischen besser abschnitten." In der Grundschule soll Französisch schrittweise eingeführt werden, damit die Kinder beim Verlassen der Schule zweisprachig sind. Die Kinder hingegen, die nicht die Möglichkeit haben, solche Schulen an ihrem Wohnort zu besuchen, sollten finanzielle Unterstützung für das Sprachenlernen erhalten.

„Das bisher geltende Gesetz (...) von 1951 sah vor, dass man in der Schule nur dann eine Regionalsprache unterrichten darf, wenn dazu parallel Französisch unterrichtet wird (...). Wir ändern dieses Gesetz dahingehend, dass wir uns der Verwendung regionaler Sprachen nicht widersetzen können“, fügt Molac hinzu. Auf die Kritik antwortet er: "Wir sind mehrsprachig und Frankreich ist ein Land mit Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen." Das Gesetz umfasst Sprachen wie Picardisch, Bretonisch, Korsisch, Elsässisch, Okzitanisch und Kreolisch.

Die deutsche Minderheit hat nur begrenzte Möglichkeiten zweisprachigen Unterrichtes; Deutsch als Unterrichtssprache existiert praktisch nicht. Es werden in Polen auch Anstrengungen unternommen, Landessprachen Schlesisch und Wilmesaurisch als Regionalsprachen anzuerkennen.

„In Frankreich gilt das Gesetz für regionale Sprachen. In Polen müsste auf ähnliche Weise auch die deutsche Sprache unterrichtet werden, die hier eine Minderheitensprache ist. Der Immersionsunterricht wird in Polen jedoch nur an einigen Verbandsschulen durchgeführt." - sagt Bernard Gaida, Vorsitzender des VdG. Bisher wurde Frankreich als negatives Beispiel für Minderheitenpolitik angeführt. Nach der Umsetzung des neuen Gesetzes kann es als Vorbild für andere EU-Länder dienen.

Quellen: 
"Nasze języki - nasze życie!" - Dziennik Bałtycki (9.4.2021)
"France adopts historic law to protect its regional languages" - The connection. French news and views (9.4.2021)

Letzte Änderung am Montag, 12 April 2021 13:32