Volkstrauertag: Ein Versöhnungsgedanke
- geschrieben von Bogna Piter
- Publiziert in VdG
Am 14. November wird in Deutschland Volkstrauertag gefeiert. Die Gedenkstunde im Deutschen Bundestag findet jedes Jahr um 13:30 Uhr statt. Auch Mitglieder der Organisationen der deutschen Minderheit in ganz Polen versammelten sich am vergangenen Wochenende, um der Opfer zu gedenken. Niedergelegt wurden Blumen, Kerzen wurden angezündet, es wurde vor den Denkmälern und auf den Friedhöfen gebetet; so wurde an die gefallenen Soldaten, Zivilisten und Lagerhäftlinge erinnert.
Die deutsche sozialkulturelle Gesellschaft in Breslau organisierte die Feierlichkeiten bereits am Samstag, den 13. November. Die ökumenische Andacht wurde auf dem Friedhof in Groß Nädlitz bei Breslau gefeiert. An der Zeremonie nahmen auch Pilger aus Oppeln teil, die wenige Stunden zuvor die Basilika St. Hedwig in Trebnitz besuchten. Generalkonsul Hans Jörg Neumann, der bei der Zeremonie anwesend war, gedachte den Gefallenen mit folgenden Worten:
Heute erinnern wir ein weiteres Mal an die vielen Menschen, die im Zusammenhang mit den fürchterlichen Kriegen ums Leben gekommen sind. Gleichgültig, auf welcher Seite sie gekämpft haben, ob sie Soldat, ob Zivilopfer waren. (...) Ein Mensch ist nur dann vergessen, wenn niemand mehr an ihn denkt oder an ihn erinnert.
Die Feierlichkeiten in Oppeln fanden am Sonntag in der Kathedrale zum Heiligen Kreuz statt. Am ökumenischen Gottesdienst, begleitet von einem kurzen Konzert, nahmen u. a. Vertreter des VdG mit dem Vorsitzenden Bernard Gaida und mit der Konsulin Birgit Fisel-Rösle teil.
Wir gedenken derer, die gestorben sind, weil sie sich der Tyrannei widersetzt haben, und derer, die gestorben sind, weil sie an ihren Überzeugungen und an ihrem Glauben festhielten. Wir trauern um alle, die für die Toten leiden und teilen ihren Schmerz. Aber unser Leben ist geprägt von der Hoffnung auf Versöhnung zwischen Menschen und Nationen, und unsere Verantwortung ist der Frieden zwischen den Menschen zu Hause und auf der ganzen Welt
Mit diesen Worten erinnerte der Vorsitzende des DFK Stollarzowitz, Joachim Makowski, vor Beginn der heiligen Messe an die Gefallenen. Die DFK-Mitglieder legten auch Blumen vor dem Denkmal nieder, das den ermordeten, internierten und gefallenen Bewohnern von Stollarzowitz gewidmet ist, und vor dem Denkmal an der Stelle der ehemaligen Beerdigung von Soldaten, die 1945 die nahe gelegene Ortschaft Friedrichswille verteidigten. Die sterblichen Überreste der Soldaten ruhen heute auf dem Friedhof in Siemianowitz in Schlesien.
Der Friedhof in Siemianowitz in Schlesien ist der größte deutsche Soldatenfriedhof in Polen; derzeit sind dort etwa 30.000 deutsche Soldaten begraben, die in den Gebieten Südpolens starben. In der Mitte des Friedhofes befindet sich ein Kreuz, das allen Kriegsopfern gewidmet ist. Den Opfern haben die Vertreter des DFK im Bezirk Schlesien mit dem Vorsitzenden Martin Lippa gedacht.
DFK Guttentag hat eine Vorführung des Films "Auf den Spuren der Vergangenheit" über die deutschen Häftlinge der Arbeitslager im Nachkriegspolen organisiert; der Filmvorführung folgte eine Diskussion. Auch hier in Guttentag wurden Kerzen angezündet: An einer Gedenktafel für die Opfer des Ersten Weltkriegs, die am Ort des ehemaligen Vorkriegsdenkmals steht, sowie an einem Massengrab mit Überresten von Soldaten und Zivilisten, die 1945 ihr Leben verloren.
In Allenstein sind die gefallenen Soldaten der deutschen Armee auf dem Ehrenfriedhof im Stadtwald in Jakobsberg begraben. Die ersten Soldaten wurden hier 1914 begraben; die meisten Soldaten jedoch, die hier ruhen, sind während des Zweiten Weltkrieges ums Leben gekommen. Seit ihrer Gründung kümmert sich die Allensteiner Gesellschaft der Deutschen Minderheit (AGDM) um die Nekropole; auch diesmal wie jedes Jahr wurden hier am Volkstrauertag Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt.
In Friedrichstein, im südöstlichen Teil von Schneidemühl, befindet sich ein Soldatenfriedhof aus den Jahren 1914-1919. Begraben sind hier Gefangene vieler Nationalitäten, die in der Armee der Entente-Staaten gekämpft haben. Die Bewohner von Schneidemühl und Umgebung gedenken hier den Gefangenen im November, im Monat des Gedenkens; gemeinsam gehen sie dorthin, um Kerzen anzuzünden.
An den von der Danziger Deutsche Minderheit organisierten Feierlichkeiten auf dem Garnisonsfriedhof in Danzig, verbunden mit dem ökumenischen Gebet, nahmen Vertreter der deutschen Minderheit aus Lauenburg, Gdingen, Graudenz und Danzig sowie das Deutsche Konsulat in Danzig teil. Der historische Umriss des Friedhofs wurde von Krzysztof Jachimowicz von der Danziger Deutschen Minderheit vorgestellt. Finanziert wurde das Projekt vom Deutschen Konsulat in Danzig, dem Kulturreferat für Westpreußen, Posener Land und Mittelpolen Warendorf und von der Danziger Deutschen Minderheit.
In Westpommern wurde an die gefallenen am Soldatenfriedhof in Neumark - Glien bei Stettin erinnert. Dort haben die Vertreter der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen Minderheit „Pomerania” in Köslin mit dem Vorsitzenden Peter Jeske Kränze niedergelegt. Auch ein kurzes Gebet wurde dabei gehalten.
Die deutsche Minderheit in der Gemeinde Reinschdorf gedachte des Gedenkens an die Opfer im nahe gelegenen Poborschau. An dem kürzlich restaurierten Denkmal wurden Blumen niederlegt, um den im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten zu gedenken.
In Bienkowitz bei Ratibor wurde zum Gedenken an die Opfer eine heilige Messe abgehalten und Blumen am Denkmal für die 1945 verstorbenen Soldaten niedergelegt.
Auch der Bund der Jugend der Deutschen Minderheit in Rybnik erinnerte an die Gefallenen: Die Jugendlichen haben am Denkmal in Wilhelmsthal im Stadtteil Ratibor Blumen niederlegt und Kerzen angezündet. Der Vorsitzende der BJDM Rybnik, Adrian Słodowicz, gedachte am Bullenhuser Damm in Hamburg den Kindern, die 1944 im Konzentrations-Außenlager ums Leben gekommen sind; er zündete auch Kerzen am Denkmal in Stellau am Stadtrand von Hamburg an.
Auch die Jüngsten schätzen die Erinnerung an die Gefallenen. Bereits Ende Oktober zündeten Kinder des Schul- und Vorschulkomplexes in Goslawitz Kerzen auf dem Grab eines unbekannten Soldaten an.
Wir bedanken uns bei den Organisatoren, Teilnehmern und allen, die der Opfer gedacht haben.