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Łukasz Malkusz

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Georgien zum ersten Mal

Im Jahre 1817 kamen durch Katharina von Württemberg eingeladene Schwaben in den Kaukasus. Aus Ulm begaben sich mit der Donau Flussabwärts, auf Floßen „Ulmer Schachteln” genannt bis ins Delta und weiter über das Schwarze Meer. Sie siedelten sich in Odessa, auf der Krim-Halbinsel und eben im Kaukasus an. Auf dem Gebiet des jetzigen Georgiens haben sie unter anderem Blumenthal, Waldheim, Marienfeld, Traubenberg oder Katherinenfeld gegründet. Auf diese Gebiete haben sie ihren Fleiß, Ehrlichkeit und Religiosität mitgebracht, die bis heute für die Georgier ein unerreichbares Ziel darstellen. Mit der Zeit wurden sie aus einfachen Handwerkern und Kaufmännern zu Architekten, Ärzten oder Wissenschaftlern. Tiflis/Tbilisi ist voller Mietshäuser im Jugenstil, die durch deutsche Architekten projektiert und erbaut wurden, und in dieser Form auch in Berlin stehen könnten. Das Opernhaus im Orientalen Stil ist auch ein Werk eines deutschen Architekten. Geschichten deutscher Familien in Georgien konnte ich im Sitz der deutschen Minderheit „Einung“ sehen, die Feierlichkeiten zum Anlass des 200-Jährigen Jubiläums deutscher Besiedlung in Georgien organisierte. Diese Anwesenheit der Deutschen wackelte im Jahre 1921, als mit dem Eingliedern Georgiens in die Sowjetunion die Kirchen angegriffen wurden, die man in Lager und Sporthallen umwandelte. Fast ein Todesstoß für die Deutschen war das Jahr 1941, als auf Befehl Stalins alle deutschen Familien nach Kasachstan ausgesiedelt wurden. Bleiben konnte nur ein Teil der gemischten Familien, wo die Ehefrau eine Deutsche und der Ehemann ein Georgier war. Eine Rückkehr im Rahmen war schwierig, und die Wege der Kaukasusdeutschen nach dem Fall des Kommunismus führten meistens von den Steppen Kasachstans geradeaus nach Deutschland, und nur in einem kleinen Anteil zurück nach Georgien.

Darum gibt es heute nicht viele Deutsche in Georgien, die Gruppe selber schätzt ihre Anzahl auf etwa 1000 bis 2000 Mitglieder. Mit dieser Gruppe habe ich zwei außergewöhnliche Tage verbracht. Am ersten Tag überraschte mich das kulturelle Niveau der deutschen Jugend, deren Konzert mit einer Ausführung der Werke von Bach, Mozart und Haydn. Ich bewunderte auch Gemälde von Künstlern, die in den letzten Jahrzehnten Mitglieder der Gesellschaft „Einung“ waren, die auf den Wänden des Gesellschaftssitzes aufgehängt wurden. Ein außergewöhnliches Erlebnis war der lutherische Gottesdienst in Katharinenfeld/Bolnisi, während dessen Vater Unser und Credo gleichzeitig auf Deutsch, Russisch und Georgisch gebetet wurden. Ich erlebte Momente der Nachdenklichkeit und der Ergriffenheit, als wir in Marienfeld, nicht weit von Tbilisi, einen alten deutschen Friedhof besuchten. Ich verlasse Georgien durch die Ansicht der Ruine niedergeschlagen, in der sich heute das deutsche Kulturerbe befindet, aber auch durch das Bewusstsein, dass diese Kirchen, Mühlen, Weingüter und Fabriken von niemanden wiederaufgebaut werden. Für die, die heute in Deutschland leben, sind die vergilbten Bilder dieser Objekte wichtig, für die Georgier, die sich mit Armut, die wir bereits vergessen haben abgeben müssen, haben sie keine Bedeutung. Für Deutschland ist Georgien nur ein diplomatischer Partner, und kein Ort, der mit deutschen Erbe gefüllt ist. Hoffnung weckt Manfred T., der sich vor zwölf Jahren ohne jegliche kaukasische Wurzeln in Marienfeld ansiedelte und wie ein Pionier ein altes deutsches Haus renoviert, der phantastischen Wein produziert und versucht die deutsche Botschaft an diesen begeisternden Erbe zu interessieren. Ich möchte ihn gerne noch Mal besuchen.

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