Das Ende einer Geschichte
- geschrieben von Bernard Gaida
- Publiziert in Blogs
Der Guttentager Lokalhistoriker Paweł Mrozek schrieb zur Stadtgeschichte: „Im Jahr 1893 stiftete Königin Carola der Stadt Guttentag 40.000 Mark für den Bau eines Krankenhauses. (…) Der Wunsch der Königin war, dass im Krankenhaus ihren Dienst die Elisabethschwestern tun, deren Gründerin und erste Generaloberin Maria Merkert (1817–1872), auch „schlesische Samariterin“ genannt, gewesen ist. (…) Aus der Klosterchronik erfahren wir, dass vier Elisabethschwestern als Krankenschwestern nach Guttentag am 26. Juni 1894 kamen. (…) Der feierliche Einzug in das Krankenhaus fand am 26. Juni 1894 statt. Zu der Feier kamen Königin Carola mit Ehemann Albert sowie die Generaloberin Melchiora Klamt mit zwei Schwester-Krankenschwestern, Viktoria und Lucie.“
Im Text ist die Rede von der sächsischen Königin Carola und ihrem Ehemann sowie natürlich von den Anfängen des Elisabethklosters in Guttentag. Die Geschichte währt nun 126 Jahre, in denen die Schwestern zusammen mit den Stadtbewohnern sowohl zwei Weltkriege als auch die tragische Teilung Oberschlesien zwischen zwei Staaten und schließlich den großen Bevölkerungstransfer nach der Grenzverschiebung erlebten. Die Elisabethschwestern dienten von Anfang an bis zu ihrer Entlassung in den Zeiten der Volksrepublik als Krankenschwestern im städtischen Krankenhaus, das seit 1898 den Namen der Stifterin „Königin-Carola-Stift” trug. Natürlich verschwand der Name in der Volksrepublik, doch im Zuge der Gründung des Heil- und Pflegedienstes des Landkreises in diesen Mauern initiierte ich eine erneute Namensgebung zu Ehren Königin Carolas. So ist es auch geschehen.
Auch als die Schwestern vom Krankenhausdienst entlassen wurden, blieben sie Krankenschwestern und ich kann mich erinnern, dass sie gerade bei Hausbesuchen Spritzen gaben oder am Totenbett wachten. In den letzten Jahrzehnten dienten sie gleichfalls in der Sakristei und kümmerten sich um die Jugend. Auf einmal hörte ich am Sonntag eine trockene Meldung, die für mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam. Die Kongregation der Elisabethschwestern in Guttentag wird aufgelöst. Für unsere lokale Gemeinschaft ist es ein weiterer, schmerzhafter Einschnitt in unsere Geschichtskontinuität und die Identität der Stadt vom Deutschen Kaiserreich dieser Mauern über die Weimarer Republik, das Dritte Reich, die Volkrepublik bis zur Republik Polen.
Vielleicht ist es für die Klosterprovinz oder die Bischofskurie nur ein Verwaltungsakt, aber für uns in Guttentag ist es so, als würde die Kirche den Gläubigen ein wenig den Rücken zukehren. Das Klostergebäude, das auch mit dem Leben der Hl. Edith Stein verbunden ist, wird sicher verkauft und die einzige Spur der Elisabethschwestern bleibt die ästhetisch eingerichtete Krankenhauskapelle mit den Glasfenstern der Hl. Elisabeth und der Hl. Barbara und der von Königin Carola geschenkten Herz-Jesu-Figur. Aber wie lange?