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VdG-Vorsitzender Bernard Gaida während der Delegation in Berlin

Während der Treffen am Rande der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft deutscher Minderheiten richtete VdG-Vorsitzender Bernard Gaida zwei Grußworte an die Teilnehmer der Treffen.

Im Auswärtigem Amt:

Sehr geehrter Herr Reiffenstuel,

Sehr geehrter Herr Koschyk,

wir befinden uns in einer Phase der Herstellung einer Wanderausstellung über uns d.h. über die Deutschen Minderheiten Europaweit. Wir haben entschieden die Ausstellung „In zwei Welten – 26 deutsche Geschichten“ zu benennen. Der Titel verkörpert in der Kurzform das Spezifikum der deutschen Minderheit in jedem Land. Ob das Dänemark oder Russland ist. Wir leben in der Welt, so politisch als auch kulturell, in den unterschiedlichen Ländern aber sind wir nicht nur verwurzelt sondern existieren auch gegenwärtig in dem deutschen Kulturkreis. Deswegen haben die deutschen Minderheiten innerhalb der FUEN schon vor 26 Jahren entschieden näher zusammen zu arbeiten. So entstand die AGDM, wo heute die deutschen Verbände aus 21 Ländern tätig sind. Wir haben uns immer getroffen um uns gegenseitig zu unterstützen, best practice auszutauschen, sich gegenseitig zu informieren usw. Seit ein paar Jahren treffen wir uns ausschließlich in Berlin und so haben wir eine Perspektive entdeckt die für uns die Möglichkeit bedeutet nicht nur einzeln sondern auch als Gruppe mit den wichtigsten Akteuren zu sprechen, die die deutsche Politik gegenüber uns, Heimatverbliebenen steuern und entscheiden.

Dank den Tagungen haben wir im Bereich der auswärtigen Kulturpolitik auf dem Feld der Förderung der Deutschen Minderheiten schon einiges erreicht. Dank dem Treffen mit allen Mittlerinstitutionen habe in den Eindruck, dass sie (besonders Goethe Institut) besser den Bereich in ihre Tätigkeit platziert haben.

Aber der Bereich und die Bedürfnisse der Minderheiten sind so breit, dass immer noch vieles zu besprechen ist. Deswegen freuen wir uns, dass wir heute wieder die Zusammenarbeit mit den Auslandsvertretungen der Bunderepublik Deutschland und Mittlerorganisationen besprechen können. Ich würde vorschlagen, die Kooperation aus der Sicht der Länder vorzustellen, aber lassen sie mich ein paar allgemeine Gedanken zu äußern, die schon zum Teil im Gespräch mit AA Vertreter geäußert wurden.

Wir sind generell der Meinung, dass wir viel mehr Synergieeffekte erreichen können wenn die AGDM auch einzelne Organisationen möglich früh, schon in der Phase der Konzipierung der Projekte mit einbeziehen werden. Das heißt, dass so genannte Jahresplannungsgespraeche mit Teilnehme der Mittler im Herbst schon zu spät sind und lassen uns schon wenig Möglichkeiten die eingeplanten Projekte zu beeinflussen. Als Beispiel werde ich sagen, dass Mind-Netz könnte besser mit der Internetpräsenz der AGDM kommuniziert werden wenn die Planung des Projektes in Verbindung mit uns gemacht würde.

Aber auch viele Projekte die vom Goethe Institut geplant werden berücksichtigen oft zu wenig die deutsche Minderheit als Zielgruppe. Wir würden uns sehr freuen wenn so AGDM als auch die Landesverbände in den Planungen teilnehmen würden. Für AGDM ist es sehr wichtig nicht nur bei der Planung der Länderübergreifenden Projekte eingeladen zu werden aber sie auch initiieren zu dürfen. Das betrifft die Sommercamps, Jugendstrategien usw. Hier möchte ich erwähnen, dass als Gemeinschaft der so unterschiedlichen deutschen Minderheiten, die sich in den letzten zwei Jahren viel besser organisiert hat und dank einer Unterstützung der BMI auch ein Buero in Berlin zu Verfügung bekommen hat, stehen wir vor einer Notwendigkeit auch besser planen zu müssen. Also wir brauchen für uns selber eine Entwicklungsstrategie aber auch eine Platform auf der wir mit den Mitgliedern der AGDM Vorschläge für der Förderpolitik der Bundesrepublik Deutschland ausarbeiten können. Für diese Bestrebung werden wir um Unterstützung bitten.

Zum Schluss möchte ich erwähnen, dass ein Bereich, wo viel zu tun ist, ist das Schulwesen für die Deutschen Minderheiten in ihrer ganzen Breite. Von Unterstützung der Entwicklung der Vereinsschulen bis zu Lehrerentsendeprogramm. Ich hoffe, dass nach unserem Gespräch mit Frau Kanzlerin im Februar diesen Jahres wird das ein wichtiger Punkt der Förderpolitik jeder Bundesregierung. Letztendlich sind Sprache und Bildung auf qualitativ gutem Niveau die Nahtstellen der Erwartungen so der Bundesregierung als auch der Minderheiten.

In der slowakischen Botschaft:

Sehr geehrte Herr Botschafter Peter Lizak,

sehr geehrter Herr Staatssekretär Hartmut Koschyk,

sehr geehrte Gäste des Empfanges der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten in der Slowakischen Botschaft,

als Sprecher der Arbeitsgemeinschaft möchte ich mich an der ersten Stelle für die Gastfreundschaft der Botschaft herzlich bedanken. Ich erinnere mich noch an das Gespräch mit Herrn Botschafter Lizak in Anwesenheit von Herrn Ondrej Poess, den Vorsitzenden des Karpatendeutschen Vereins. Danke für die Bereitschaft unsere Arbeitsgemeinschaft mit unseren Gästen hier zu empfangen. Die jährliche Tagung in Berlin ist für uns aus vielen Gründen sehr wichtig. Ihre politische Bedeutung zeigt eindeutig das Programm. Ein Treffen mit den Leitern und Partnern aus dem Ministerium des Innern und Auswärtigen Amtes, aber auch in dem Bundeskanzleramt mit BKM oder der Empfang durch Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Lammert haben für uns alle eine große Bedeutung. Obwohl das Treffen in der Slowakischen Botschaft einen mehr gesellschaftlichen Charakter hat, hat es auch einen politischen Charakter, denn dadurch manifestiert sich die Offenheit der Slowakischen Regierung gegenüber der Problematik der nationalen Minderheiten. Das ist deswegen so wichtig, weil nicht immer ist das Verständnis der Lage und Bedürfnisse der Minderheiten in den europäischen Ländern selbstverständlich. Das ist auch die wichtigste Rolle, nicht nur der AGDM aber auch FUEN ist jetzt durch Minority Safe Pack Initiative besonders sichtbar. Als Gemeinschaft der nationalen Minderheiten sind wir die ersten, die sehr genau wissen welche Bedeutung das Grundprinzip der Europäischen Union „Einheit in Vielfallt“ hat. Oft wird das sehr beschränkt verstanden als eine Einheit unter den 28 Ländern. Wir verstehen das viel breiter als eine Einheit unter allen Volksgruppen, Sprachgemeinschaften mit gleichzeitigem Bewahren der Unterschiede also der Vielfallt. Das verstehen wir wirklich als wichtigstes Reichtum Europas. In dieser Hinsicht sind die deutschen Minderheiten in einer besonderen Stellung, weil sie meistens nach dem grausamen Krieg der Vertreibung, Aussiedlung und in vielen Länder der Zwangsassimilation unterlagen. Dank der Demokratie, die erst nach dem Untergang der Soviet Union möglich war, sind wir in einem permanenten Prozess des Wiederaufbaus des gesellschaftlichen Lebens der Deutschen sowie unserer Sprache und Kultur. In dem Prozess brauchen wir Unterstützung aus den jeweiligen Ländern, aus Deutschland aber auch immer mehr von den europäischen Institutionen. Als Beispiel sei die Klage der Deutschen Minderheit aus Schlesien über die Vergrößerung der Stadt Oppeln mit negativen Auswirkungen für die schon erreichten Rechte zu erwähnen.

Aber außer der politischen Bedeutung hat der heutige Empfang auch einen nicht wenig wichtigeren Sinn. Ich bin sicher, dass ich es mir erlauben kann, unser Treffen als Treffen der Partner und Freunde zu bezeichnen. Ein Treffen der Menschen, die sich mit der Problematik des Deutschen Kulturerbe im Ausland beschäftigen. Aber auch der Menschen, die das deutsche Kulturgut im Ausland, auch in Mittel- und Osteuropa nicht nur als materielles Erbe sondern auch als lebendige Gesellschaften der Deutschen, die ich gern als Heimatverbliebene bezeichne, verstehen. Das, dass auch zunehmend die offizielle Politik diese Sichtweise vertritt, zeigt die neue Konzeption zur Erforschung, Bewahrung, Präsentation und Vermittlung der Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa nach Paragraf 96 des Bundesvertriebenengesetzes, die vor einer Woche Frau Ministerin Prof. Monika Grütters in Rahmen der Konferenz „Erinnerungen bewahren – Zukunft gestalten“ vorgestellt hat. In dieser Konzeption wurden die deutschen Minderheiten in östlichen Nachbarländern an mehreren Stellen als relevante Themen und Vorhaben erwähnt. Als AGDM Sprecher kann ich deklarieren, dass wir bei der Umsetzung der Konzeption aber auch bei allem was Deutschland für das Kulturerbe in unseren Länder tun will, gute Partner sein werden. Ein Partner der schon mehrmals den Vorteil bewiesen hat, dass für uns als Bürger der jeweiligen Länder und Deutsche zugleich dieses Erbe als Eigenes betrachten. Alle in diesem Dokument erwähnten Bereiche und ihre Förderung sind klar dargestellt, als ein Beitrag zur kulturellen Identität Deutschlands und Europas. Genau so haben wir unsere Aktivitäten, Leistungen und Bestrebungen immer schon verstanden.

Dieses Erbe ist für uns jedoch nicht geschlossen in der Vergangenheit und alles was wir tun entwickelt sie in der Gegenwart mit dem Blick in die Zukunft. Mit allen möglichen Mitteln versuchen wir so in Deutschland als auch bei uns zu Hause, auch uns selbst zu zeigen, dass das Deutsche leben in Polen, in GUS Staaten, Dänemark, Ungarn, Rumänien, vielen weiteren Ländern … und natürlich auch in der Slowakei   lebt und auch Zukunft hat.

Nehmen wir den heutigen Abend als eine Möglichkeit an um uns im gegenseitigen Austausch besser kennenzulernen, zu beraten aber an der ersten Stelle freundschaftlich zu begegnen.

Noch einmal bedanke ich mich für die Gastfreundschaft und lassen sie mich meine Dankbarkeit aussprechen an Alle, die sich engagiert haben um uns hier zu empfangen.

Bernard Gaida

Letzte Änderung am Sonntag, 25 Juni 2017 14:08