Kolumne 25.01.2013 - Wahrheit
Oft ist zu hören, dass Menschen von der Politik müde sind und man den Politikern generell nicht traut. Das ist höchstwahrscheinlich der Grund für die relativ hohe Abwesenheit der Wähler bei den Wahlurnen. Leider scheint es so zu sein, dass in der Politik das Gefühl der Prinzipien, der ethischen und moralischen Wurzeln verflogen ist. Überall ist Streit über die Staatsräson statt ruhiger Überlegungen über die moralischen Werte zu hören. Besonders die dominierende in der Politik Katastrophe in Smolensk hat zu einem Verlust der Bedeutung des Begriffs der Wahrheit geführt. Die öffentlichen Debatten sind keine Diskussionen mehr, sondern ein Austausch vorher vorbereiteter Stellungsnahmen, die auf jegliche Argumente taub sind. Genau so eine Art der Diskussion wurde uns in TVP Info über die Ausstellung des Schlesischen Museums neulich präsentiert. Als ich im Oktober zu einer Debatte zu diesen Thema eingeladen wurde habe ich gesagt, dass ein Museum nicht deutsch oder polnisch sein soll sondern wahrhaftig. Leider bis jetzt scheint die Wahrheit keinen Wert für den Kritiker zu haben oder man ist der Meinung, dass wenn irgendwo die Deutschen was Gutes getan haben, dann muss das eine Lüge gewesen sein. Dass die Wahrheit aber eine große Stärke hat zeigt die mühsame aber erfolgreiche Anerkennung der Oberschlesischen Tragödie, die noch vor ein paar Jahren zum Tabu-Thema gehörte und heute den Opfern offiziell, auch mit Vertretern der staatlichen Behörden gedacht wird. Dass die Wahrheit den Weg zum Menschen und deren Herzen findet zeigen auch die Ungarer, die dieses Jahr am 19.01 zum ersten Mal den nationalen Tag des Gedenkens der Vertreibung der Ungarndeutschen feierten. Auch dort in der Vergangenheit hat man die Vertreibung ausschließlich in der Perspektive der Gesamtschuld gesehen. Wunder sind möglich!
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