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„Es ist Zeit, hier einen Diskurs anzuregen, der beide Seiten des Konflikts gleichermaßen ehrt“ – ist es wirklich so?

Visualisierung des neuen Denkmals der Schlesischen Aufständischen in Oppeln / Wizualizacja nowego pomnika Powstańców Śląskich w Opolu. Quelle / Źródło: nto.pl / UM Opole / Stadtamt Oppeln Visualisierung des neuen Denkmals der Schlesischen Aufständischen in Oppeln / Wizualizacja nowego pomnika Powstańców Śląskich w Opolu.

Im Mai 2021 soll im Zusammenhang mit der Feier zum 100. Jahrestag des Dritten Schlesischen Aufstandes in Oppeln ein neues Denkmal enthüllt werden. Das Denkmal soll sich auf dem Friedhof in Halbendorf in Oppeln befinden und an die Opfer der Kämpfe von 1921 erinnern; es stellt sich jedoch heraus, dass es eine Erinnerung nur an eine Seite dieses tragischen Konflikts sein wird.

In der Begründung der Stadträte heißt es: "Die Initiative zum Gedenken an die Helden der schlesischen Aufstände zielt darauf ab, 67 Menschen aus dem Bezirk Oppeln zu ehren, die ihr Leben in den schlesischen Aufständen gegeben haben und die ein Modell des Patriotismus und der Liebe zum Polentum für künftige Generationen sein sollten."

2019, im Gedenkjahr an die Schlesischen Aufstände, äußerte der Verband deutscher sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen die Hoffnung darauf, die Ereignisse von 1921 auf eine gemeinsame Art und Weise zu gedenken: „An symbolischer 100. Wiederkehr der Ereignisse möchten wir über die Meinungen hinaus im christlichen Geiste alle diejenigen ehren, die für ihre Sache den höchsten Preis bezahlten, indem sie eigenes Leben aufopferten. Mit Trauer neigen wir uns vor denjenigen, die während der Ereignisse und danach Diskriminierung und Ausgliederung erleiden mussten oder infolge der Umsiedlung eigene Häuser und eigene Heimat verloren. Es wurden davon nicht nur unsere Vorfahren aus Schlesien, aber auch diejenigen in Masuren betroffen. Ehrfürchtig neigen wir uns vor denjenigen, die mit Zuversicht auf die Zukunft der Nachkriegszeit blickten und eingedenk der bürgerlichen Pflichten ihre Stimmen in den Plebisziten abgaben.

Die Haltung dieses Respekts auf dem St. Annaberg wurde von Präsident Bronislaw Komorowski geäußert, der, als er von den Aufständischen sprach, sagte: "Für diesen Traum für diese Sehnsucht nach dem polnischen Schlesien haben viele hier auf dem St. Annaberg ihr Leben gegeben. Vor ihren Träumen, vor ihrem Opfer beugen wir heute alle unsere Köpfe." Er fügte jedoch hinzu: "Auch andere Schlesier standen gegen die Aufständischen – und zwar diejenigen, die sich deutsch fühlten und wollten, dass Schlesien Teil des deutschen Staates bleibt. Wir dürfen nicht vergessen, dass das Drama von damals nicht nur schlesische Dörfer und Städte, sondern auch Häuser und oft einzelne schlesische Familien spaltete. (...) So wie unsere Vorfahren hier dem Heldentum der Aufständischen huldigen, ohne das Schlesien nicht Teil der Polen geworden wäre, respektieren wir hier auch die Entscheidungen derer, die auf der anderen Seite des Streites standen."

Umso mehr, nach so vielen Jahren nach der Beendigung der Aufstände, weckt die Trauer das einseitige Gedenken an die Opfer. Anscheinend sind wir noch nicht als eine Gesellschaft reif genug dazu, um in der Lage zu sein, vergangene Ereignisse aus der Ferne zu betrachten. Professor Robert Traba, der sich mit dem Thema kollektiven Gedächtnisses befasst, stellt fest, dass "wir, indem wir nur »unser eigenes« Gedächtnis (individuell oder kollektiv) als wahr behandeln, einen Raum permanenter Konflikte eröffnen."

Im Gedenken ist das Wichtigste der Inhalt, den es mit sich bringt. Kürzlich haben wir den 100. Jahrestag der Volksabstimmung in Oberschlesien gedacht. Bei der Diskussionsrunde, die der VdG bei dieser Gelegenheit veranstaltete, haben die Referenten das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln angesprochen; denn Oberschlesien und seine Geschichte sind nicht leicht in einfache Schemata zu setzen. "Jedes Gedenken macht wirklich Sinn erst dann, wenn es etwas in der Gegenwart verändert oder in die Zukunft blickt"  – meinte zum Schluss der Vorsitzende des VdG, Bernard Gaida. "Es ist an der Zeit, die beiden Seiten zu ehren, die sich damals gegenüberstanden. Denn das gleiche war das moralische Recht derjenigen, die Oberschlesien innerhalb der Grenzen Deutschlands und derjenigen, die Oberschlesien innerhalb der Grenzen Polens wollten. (…) Es ist Zeit, hier einen Diskurs anzuregen, der beide Seiten des Konflikts gleichermaßen ehrt und das Problem der Teilung der oberschlesischen Heimat richtig betrachtet."

Quellen:
Opole. W mieście powstaną dwa nowe pomniki: bohaterów Powstań Śląskich i rotmistrza Witolda Pileckiego. NTO
Rezolucja dot. Roku Powstań Śląskich, VdG
Robert Traba: Polska i niemiecka kultura pamięci.

Letzte Änderung am Donnerstag, 01 April 2021 08:13