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Deutsches Dänemark

Immer, wenn ich mit Vertretern nationaler Minderheiten aus unterschiedlichen Staaten zusammenkomme, denke ich daran, wie wenig, oder eher wie langsam, sich ihre Situation in Europa verändert. Es geht so langsam, dass manche eine ordentliche Minderheitenpolitik gar nicht mehr erleben. Das betrifft auch deutsche Minderheiten, mit denen ich mich in Nordschleswig, das seit 100 Jahren in Dänemark liegt, getroffen habe.

Als wir das Museum in Sonderburg besucht und uns die Ausstellung zum Plebiszit im Jahr 1920 angesehen haben, kam es mir vor, als sehe ich Abstimmungsplakate in Oberschlesien des Jahres 1921. Antideutsche, antidänische Slogans, die auf Stereotypen basieren. Ich war in dem Teil des Abstimmungsgebietes, das an Dänemark fiel. Die Geschichte der vergangenen 100 Jahre ist die Geschichte eines schwierigen Zusammenlebens, aber doch einer ehrlichen Politik und der Achtung der eigenen Verpflichtung, was dazu führte, dass deutsche Schulen in diesem Teil Dänemarks zur Normalität gehören. Diese Normalität störten der Krieg und der Nationalsozialismus, was nach dem Fall des Dritten Reiches zur Abrechnung mit der deutschen Minderheit führte. Die Konsequenz dessen war ein Schwund des deutschen Bildungswesens, jedoch nur für einige Nachkriegsjahre. Heute lernen in mehr als einem Dutzend deutscher Kindergärten, Schulen und einem Gymnasium Hunderte Kinder und dadurch ist die deutsche Sprache wirklich die Sprache der deutschen Minderheit in Dänemark. Deutsch sprachen ältere und jüngere, auch wenn sie zu Hause den süddänischen Dialekt benutzen.

In Oberschlesien fand die Volksabstimmung ein Jahr später statt. Ostoberschlesien fiel an Polen, es entstanden ca. 100 Schulen und Gymnasien mit Deutsch als Unterrichtssprache. Das störte der Krieg, nach dessen Ende fast ganz Schlesien polnisch wurde. Die Geschichte könnte so ablaufen wie in Dänemark, würde aus Schlesien nicht fast alle Schlesier gen Westen vertrieben worden sein und… hätte man nicht die Demokratie und das ganz auf ihr begründete System vertrieben. Es vergingen die Nachkriegsjahre und… nie wieder sind die deutschen Schulen zurückgekehrt. Auch die Sprache wurde vertrieben. Hunderttausende Deutsche hatten nicht so viel Glück wie einige zig Tausend Deutsche in Dänemark.

Sie hatten die Demokratie, die es nicht erlaubt, einen Menschen wegen seiner Nationalität oder Sprache mit Füßen zu treten. Nach Polen kam dann auch endlich die Demokratie und sie erlaubte der deutschen Sprache, aus der Vertreibung zurückzukommen. Doch sie gibt ihr immer noch keine richtige Chance, trotz schöner Deklarationen und formeller Vertragsratifizierungen. Wir warten immer noch, wann der demokratische Staat aufwacht und seine Verpflichtungen begreift. Wann die Deutschen in Polen das haben werden, was es in Dänemark, Rumänien oder Ungarn gibt. Was die Polen in Litauen haben! Schulen.

Bernard Gaida

  • Publiziert in Blogs

Stimme zur Gedenkfeier an die Schlesischen Aufstände

Am 8. April 2021 hat der Vorsitzende des Verbandes der Sozial-Kulturellen Gesellschaften in Polen, Bernard Gaida, im Zusammenhang mit der bevorstehenden Gedenkfeier zum 100. Jahrestag des 3. Schlesischen Aufstands auf St. Annaberg, richtete an den Präsidenten der Republik Polen ein Führungsschreiben, in dem er zum Gedenken an beide Seiten des Konflikts aufrief und an die Resolution erinnerte, die 2019 vom VdG in Polen beschlossen wurde.

Der Brief wurde unter anderem an die Sejmmarschallin Elżbieta Witek, den Präsidenten des Senats Prof. Tomasz Grodzki, den Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki, den deutschen Generalkonsul in Breslau Hans Jörg Neumann, den Abgeordneten des polnischen Parlaments Ryszard Galla und den Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Prof. Dr. Bernd Fabritius zur Kenntnisnahme verschickt.

Die deutsche Version des Briefes ist unten dargestellt:

Schreiben an Staatspräsidenten bez. 100 Jubiläum der Schlesischen Aufstände

Schreiben an Staatspräsidenten bez. 100 Jubiläum der Schlesischen Aufstände_2

Den vollständigen Text der Resolution der Delegierten des VdG in Polen finden Sie HIER.

 

 

  • Publiziert in Politik

Wettbewerb Sto lat temu na Śląsku / Vor 100 Jahren in Oberschlesien

1921 jährt sich zum hundertsten Mal die Volksabstimmung in Oberschlesien und der dritte schlesische Aufstand – zwei Ereignisse, die für viele Jahrzehnte das Gesicht der Region verändert haben. Aus diesem Anlass organisieren wir einen Wettbewerb, in dem es um Ihre Familienarchive geht. Senden Sie uns Bilder, Dokumente oder Erinnerungsstücke aus der Zwischenkriegszeit und gewinnen Sie Buchpreise!

Scans oder Fotos können unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! eingereicht werden. Beschreiben Sie auch unbedingt die Geschichten, die hinter Ihren Familienfotos stehen. Der Einsendeschluss ist der 20. Oktober. Bis zum 15. November wird unsere Jury die interessantesten Beiträge auswählen und die GewinnerInnen bekanntgeben.

Vor der Teilnahme lesen Sie bitte das Reglement durch. Bei Fragen wenden Sie sich bitte per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder telefonisch unter 532 153 205.


1921 2021 Oberschlesien logo

Veranstalter:

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In Zusammenarbeit mit:

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Jahr 1921 in Oberschlesien – Überblick der Veranstaltungen und Publikationen

Für das Jahr 2021 fällt der hundertste Jahrestag des Plebiszits in Oberschlesien. An die Ereignisse erinnern Debatten, Ausstellungen, Dokumentationen und Publikationen:

VERANSTALTUNGEN

  • Sonderausstellung
    Veranstalter: Oberschlesischen Museums in Ratingen
    Termin: 20. März-31. Dezember 2021

Am 20. März 2021 wurde im Sitz des Oberschlesischen Museums in Ratingen eine Sonderausstellung über schlesische Aufstände eröffnet. Die Eröffnung der Ausstellung fand in Online-Form statt – eine Aufzeichnung der Vernissage ist HIER auf der Website des Museums verfügbar. Begleitet wird die Ausstellung von einem Katalog und einer internationalen Konferenz.

  • Podiumsdiskussion
    Veranstalter: VdG
    Termin: 21. März 2021 (Videobericht verfügbar)

Am 21. März 2021 fand im Sitz des VdG in Oppeln eine Podiumsdiskussion mit Experten statt, in der die Ursprünge und Auswirkungen der Volksabstimmung diskutiert wurden. Prof. Ryszard Kaczmarek, der Regionalist Dawid Smolorz, die BJDM-Mitgliederin und Studentin Monika Mikołajczyk sowie Vorsitzender des VdG, Bernard Gaida, diskutierten über die vergangenen Ereignisse. Bericht aus der Diskussion HIER. Die Aufnahme der Diskussion in deutscher Sprache erschien auf der Facebook-Seite des Wochenblatt.pl:

  • Ofizielle Gedenkfeierlichkeiten zum 3. Schlesischen Aufstand auf dem St. Annaberg

Am 2. Mai 2021 fand auf dem St. Annaberg am Denkmal des Schlesischen Aufstandisches die offizielle Gedenkfeier zum dritten schlesischen Aufstand statt. Kurz davor gedachten auf einem nahegelegenen Pfarrfriedhof Vertreter der deutschen Minderheit der Opfer beider Seiten des Konflikts. Bericht von den Feierlichkeiten HIER.

  • Wettbewerb "Vor 100 Jahren in Schlesien"
    Veranstalter: Forschungszentrum der Deutscher Minderheit
    Bis wann: bis zum 20. Oktober 2021

Forschungszentrum der DMi lädt zu einem Wettbewerb für das interessanteste Erinnerungsstück an die Volksabstimmung und ihre Folgen ein. Der Wettbewerb soll die Suche nach Fotos und Dokumenten im Zusammenhang mit Vorfahren fördern, die in der Zwischenkriegszeit in Oberschlesien lebten. Der Wettbewerb läuft bis zum 20. Oktober. Bekanntgabe der Ergebnisse: spätestens am 15. November. Mehr Informationen HIER.

konkurs Forschungszentrum

  • Podium Silesia. Korfanty vs. Ulitzka – aus Liebe zu Oberschlesien. Online-Diskussion
    Veranstalter: Stiftung Haus Oberschlesien
    Termin: 21. April 2021 um 18:30 Uhr (Videobericht verfügbar)

Im Zuge des Abstimmungskampfes rückten vor allem zwei Oberschlesier in den Vordergrund, die in besonderer Weise die vielschichtige oberschlesische Identität und Seele verkörperten: Prälat Carl Ulitzka und Wojciech Korfanty. Während Ulitzka in Deutschland weitgehend in Vergessenheit geraten ist, wird an Korfanty in Polen in diesen Tagen als Patrioten erinnert, ohne dessen Einsatz ein Teil Oberschlesiens nicht polnisch geworden wäre. Im Rahmen des bekannten Formats „Podium Silesia“, das vom Kulturreferenten für Oberschlesien am Oberschlesischen Landesmuseum veranstaltet wurde, diskutierten ausgewiesene Oberschlesienexperten digital über die beiden Persönlichkeiten: Dr. Guido Hitze und Dr. Mirosław Węcki. Wir empfehlen, sich mit dem Inhalt der Diskussion bekannt zu machen (Video unten). Einen Bericht dazu kann man HIER lesen. 

  • “Polen oder Deutschland? Oberschlesien am Scheideweg“ - Führung online
    Termin: Freitag, 21. Mai 2021, um 15:00 Uhr
    Veranstalter: Oberschlesisches Landesmuseum Ratingen

Bei der ersten Online-Führung an diesem Freitag, 21.05.2021, durch die aktuelle Sonderausstellung “Polen oder Deutschland? Oberschlesien am Scheideweg“ wird sich der Kulturreferent für Oberschlesien Dr. David Skrabania mit dem historischen Ereignis der Volksabstimmung vor 100 Jahren befassen.

Weitere Termine:

Freitag, 4. Juni 2021, 15 Uhr
"Wendepunkte der oberschlesischen Geschichte"
Dr. Frank Mäuer

Freitag, 18. Juni 2021, 15 Uhr
"Oberschlesisches Kulturgut"
Katharina Gucia-Klassen

Mehr Informationen HIER.

Foto: Online-Führungen neu im Programm des Oberschlesischen Landesmuseums (OSLM) / Oprowadzania online na wystawie w Muzeum Górnośląskim. Foto: OSLM

Am 5. Juli 2021 wurde in der Basilika auf dem St. Annaberg eine feierliche Messe zum Gedenken an die Opfer und die Beendigung der Ereignisse des Jahres 1921 gehalten.

Nach der Messe wurde im Pilgerheim die Ausstellung des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit geöffnet und der Film des Oberschlesischen Museums Ratingen "Ein europäischer Konflikt. Der Abstimmungskampf um Oberschlesien 1921" vorgestellt. Ein Fotobericht HIER

Gedenken an die Opfer 1921 / Upamiętnienie ofiar 1921

Die international besetzte wissenschaftliche Tagung zum Plebiszit in Oberschlesien begleitet die Sonderausstellung "Polen oder Deutschland? Oberschleisen auf dem Scheideweg" und wird auch online zu folgen. Mehr Informationen demnächst. 

  • Podium Silesia. Zwischen Berlin, Rom und Kattowitz. Die deutschen Katholiken in Polnisch-Oberschlesien 1922–1939. Vortrag online. 
    Veranstalter: Stiftung Haus Oberschlesien 
    Termin: 1 September 2021, 18:30 Uhr

Stiftung Haus Oberschlesien lädt zu einem Vortrag von Sebastian Rosenbaum ein: Zwischen Berlin, Rom und Kattowitz. Die deutschen Katholiken in Polnisch-Oberschlesien 1922–1939. Mehr Informationen kommt bald auf der Internetseite Stiftung Haus Oberschlesien. Es ist die Begleitveranstaltung zur Ausstelung: "Polen oder Deutschland? Oberschlesien am Scheideweg".

  • Schlesienseminar
    Veranstalter: Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit
    Termin: 26.-29. Oktober 2021

Diesjähriges Schlesienseminar, organisiert vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit, widmet sich auch diesem Thema. Das Seminar findet vom 26. bis zum 29. Oktober 2021 statt. Der erste Tag des Seminars findet auf dem Schloss Groß Stein statt, die restlichen Tage online. Mehr Informationen demnächst auf der Internetseite und auf dem Facebook-Profil des HDPZ.

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PUBLIKATIONEN

  • Buch "Die schlesischen Aufstände 1919-1920-1921". Ein unbekannter deutsch-polnischer Krieg 

Bereits 2019, zum Jahr der Schlesischen Aufstände erklärt, wurde eine Publikation von Prof. Ryszard Kaczmarek veröffentlicht, die die Entstehung, den Verlauf und die Auswirkungen der Schlesischen Aufstände analysierte. In der Einleitung schreibt der Autor: "Die schlesischen Aufstände waren eine der Manifestationen eines politischen Konflikts, der viel weiter gefasst war als nur ein regionaler. Es beruhte auf einem Streit über die Grenzen zweier Nationalstaaten nach dem Ersten Weltkrieg, und die Kämpfe in Oberschlesien waren Teil des unsäglichen polnisch-deutschen Krieges". Das Buch ist HIER in der Buchhandlung des Hauses der deutsch-polnischen Zusammenarbeit erhältlich.

Powstania Slaskie HDPZ

  • Sonderbriefmarke

Um im Vorfeld schon auf das historische Datum aufmerksam zu machen, hat sich die Stiftung Haus Oberschlesien eine Aktion einfallen lassen. Und zwar wurde von dem Mitarbeiter Leonhard Wons eigens eine Sonderbriefmarke entworfen. Es ist eine „Briefmarke individuell“ der Deutschen Post AG, insofern kann sie als offizielles Postwertzeichen für die Frankierung von Briefen genutzt werden. Für einige Leute mag die Briefmarke durchaus auch als Sammlungs- oder Erinnerungsstück interessant sein. Neben den klassischen 20er Bögen mit 80er Briefmarken wird es auch Geschenkkärtchen mit Einzelmarken geben. Wer eine solche erwerben möchte, kann sich gerne an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder +49 (02102) 965256 wenden.

Briefmarke OSLM web

  • Karte mit dem Ergebnis der Volksabstimmung 1921

Das Haus der deutsch-polnischen Zusammenarbeit in Kooperation mit dem Wochenblatt.pl veröffentlicht eine Volksabstimmungskarte mit Informationen zu derem Ergebnis in einzelnen Orten der Region. Die Karte ist vier Wochen lang als Beilage der einzelnen Nummern erhältlich; Sie können auch die Nummern bestellen, indem Sie sich direkt an die Redaktion wenden. Mehr Informationen HIER.

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  • Die digitale Karte des Abstimmungsgebietes

Die Online-Volksabstimmungskarte von Adam Brzoska zeigt nicht nur die Ergebnisse der Volksabstimmung in einzelnen Ortschaften, sondern auch die Einwohnerzahl unter Berücksichtigung von deren Nationalität und Religion in den Jahren 1910 und 1921. Mehr Informationen über das Projekt in Silesia News HIER.

  • Dokumentarfilm 

Der Film „Walka plebiscytowa o Górny Śląsk” (Kampf um Oberschlesien – Plebiszit 1921“ analysiert den Konflikt um die Zugehörigkeit Oberschlesiens nicht nur aus der Sicht großer Politik. Er beugt sich auch über das Schicksal der gewöhnlichen Menschen, die zu dieser Zeit im Zentrum der Ereignisse standen. Das Material ist mit historischen Aufnahmen und Aussagen von Experten angereichert. Der Film (in polnischer Version) ist HIER auf der Website des Oberschlesischen Landesmuseums zu sehen.

Film "Walka plebiscytowa o Górny Śląsk"

  • Kindercomic

Für jüngere Leser hat das Haus der deutsch-polnischen Zusammenarbeit ein zweisprachiges Comic-Buch zum Thema schlesische Aufstände vorbereitet. Eine seiner Heldinnen, Atka, lebt in Deutschland, nachdem ihre Großeltern nach den Aufständen dorthin gezogen sind. Die Veröffentlichung ist der vierte Teil einer Reihe über die Geschichte Oberschlesiens. Mehr Informationen auf der Website der HDPZ-Buchhandlung HIER.

Schlesische Aufstande Comic DE

  • Bildungsanimation

"Das Jahr 1921 war ein sehr Wichtiges damals bei uns in Oberschlesien" – mit diesen Worten beginnt der Großvater die Geschichte des Plebiszits in Oberschlesien zu erzählen, die an seinen Enkel adressiert ist. Die von der Stiftung Haus Oberschlesien vorbereitete Bildungsanimation nähert sich in einfachen Worten den Ursprüngen dieser Ereignisse und richtet sich sowohl an jüngere als auch ältere Zuschauer:

  • "Unsere Heimat vor 100 Jahren" - Ereignisse von vor einem Jahrhundert in Guttentag

Eine Reihe von Einträgen über Ereignisse von vor einem Jahrhundert auf der Website des DFK Guttentag, die die Ereignisse der Volksabstimmung und der schlesischen Aufstände aus der Perspektive einer der oberschlesischen Städte beschreiben. Beiträge sind auf dem Facebook-Profil von DFK Guttentag verfügbar. Über den Zyklus haben wir HIER geschrieben. Die meisten Texte sind zweisprachig. 

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  • "Vor 100 Jahren..." - Waldemar Gielzok über die schlesischen Aufstände

Einträge, die sich auf Ereignisse von vor 100 Jahren beziehen und sie aus der Sicht von Waldemar Gielzok, dem Vorsitzenden der Deutschen Bildungsgesellschaft, beschreiben. Man kann sie auf dem Facebook-Profil des Autors sehen (der Zugriff auf Artikel ist öffentlich); auch auf unserer Internetseite stehen sie zum Download zur Verfügung (die Texte sind in polnischer Sprache). 

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Film: "Volksabstimmung in Oberschlesien. 1921"

Wir laden ganz herzlich auf die Seite skgd.pl zur Premiere des Films „Volksabstimmung in Oberschlesien. 1921“ ein, die am Mittwoch, den 24. März 2021 um 18.00 Uhr HIER stattfinden wird.

Die Frage, wie wir unser Zusammenleben in multiethnischen Gesellschaften gestalten, ist heutzutage aktuell wie nie, gerade in einem europäischen Kontext. Daher lohnt sich der Blick auf die Geschichte. Im Zentrum dieses historischen Bildungsfilms steht die Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921.

Zum Ende des Ersten Weltkrieges wurden die künftigen Grenzen Deutschlands und Polens neubestimmt. Das war auch der Beginn geopolitisch motivierter Auseinandersetzungen um die künftige Zugehörigkeit des multinationalen, multikulturellen und mehrsprachigen Oberschlesiens.

Ziel dieses Filmprojektes, das sich vor allem an Schülerinnen und Schüler, Studierende und Geschichtsinteressierte richtet, ist für das Thema ethnisch-politischer Konflikte im europäischem Raum zu sensibilisieren und sie besser zu verstehen – frei von populistischen Schuldzuweisungen, Extremismus und Nationalismus.

Zahlreiche Archivaufnahmen sind in dieser Dokumentation mit neugedrehten Interviews, Stadt- und Landschaftsporträts sowie Kartenanimationen verknüpft. Expertinnen und Experten erörtern zusätzlich die wichtigsten Fakten, Hintergründe, Ursachen und Folgen.

Der Film wurde durch die Landeszentrale für politische Bildung NRW in Koproduktion mit der Stiftung Haus Oberschlesien sowie der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus produziert. Dank der Beteiligung des Hauses für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit in Oppeln steht der Film in einer polnischen Sprachversion zur Verfügung.

Quelle: skgd.pl

"Oberschlesien entzieht sich allen einfachen Schemata" – Debatte über die Volksabstimmung in Oberschlesien

Am 21. März 2021 im Sitz des VdG in Oppeln fand unter Beteiligung von Experten eine Debatte über die Volksabstimmung in Oberschlesien statt. Zu den angesprochenen Themen gehörten u.a.: die Gründe, warum Schlesiens Bewohner ihre Stimmen abgegeben haben, die Mittel, mit Hilfe deren Polen und Deutschland sie beeinflussen wollten sowie die Aspekte, die in diesem Teil der Geschichte übersehen werden. Es sind nur einige der Themen, die während der Debatte diskutiert wurden. Einige zitierte Aussagen der Referenten sind eine Einführung in dieses umfassende Thema:


Prof. Ryszard Kaczmarek: Angesichts aller möglichen Vereinfachungen ist es notwendig, bestimmte Punkte aufzuzeigen, die kritisch wären, aber die Situation 1921 skizzieren würden. Der erste Höhepunkt in Oberschlesien 1921 war natürlich die Volksabstimmung (...) 60 % haben für Deutschland gestimmt, 40 % für Polen. Es ging nicht um nationale Identität, sondern um eine Frage: "Wo willst du nach der Volksabstimmung leben? Wie soll die Grenze gesetzt werden?" (...)
Der zweite Höhepunkt war April 2021. (...) Es mag seltsam erscheinen, aber als die Entscheidung, dass in Oberschlesien eine Volksabstimmung stattfinden sollte, getroffen wurde, fragte sich niemand wirklich, wie die Interpretation dieser Ergebnisse aussehen würde. (...) Im April wurde (...) darüber diskutiert, wie das Finale dieser Volksabstimmung und die Zukunft Oberschlesiens aussehen sollen. (...)


Bernard Gaida: Die Volksabstimmung und die Ereignisse von 1921 zeigen, womit wir in Schlesien gewohnt sind zu leben, was im politischen oder historischen Bewusstsein Polens nicht vollständig verwirklicht wird. Schlesien ist mehrdeutig und dieses Plebiszit zeigt sehr gut, dass die verwendete Sprache nicht gleichbedeutend mit Nationalität ist. (...) Bereits 1919 wurde in Dobrodzień, damals Guttentag, spontan ein Verein namens Freie Vereinigung zum Schutze Oberschlesiens gegründet. Beim ersten Treffen (...) versammelten sich 700 Menschen – eine unglaubliche Zahl für diese kleine Stadt. Sie verabschiedeten ihre Statuten (...), forderten Lösungen, die es ermöglichen sollten, dass ihre Muttersprache durch alle benutzt werden kann, und verlangten, dass alles getan wird, damit Oberschlesien nicht in Polen aufgenommen wird. (...) Sekretär dieses Vereins war der Kaufmann Plachetka, der später Schachmeister des Bundes der Polen in Deutschland wurde (...). Und das ist die Mehrdeutigkeit, die in Oberschlesien auftritt. (...) Die Menschen wurden nach ihrer Zugehörigkeit zur Heimat und nicht nach ihrer Nationalität befragt. Daher waren ihre Antworten sehr unterschiedlich; und sogar jemand, der sich später in den Bund der Polen in Deutschland einschrieb, war in einem Verein, in dem er Schlesien innerhalb der Grenzen Deutschlands verteidigen wollte.

Dawid Smolorz: Es ist schade, dass die Autoren verschiedener Studien, die später in Umlauf kommen, keinen einfachen Vergleich der sprachlichen Situation in Oberschlesien und der Ergebnisse des Plebiszits machen. Dies ist eine spannende Lektüre, denn Oberschlesien entzieht sich allen einfachen Schemata. (...) Natürlich ist es so, dass der Kern des Plebiszit-Gebiets, der östliche Teil in ländlichen Gebieten, für Polen stimmt, aber im weiteren Westen wird die Situation immer komplizierter. (...) Dies sind Bereiche, in denen Interpretationen, die später angewendet werden, nicht mehr zur Geltung kommen.

Monika Mikołajczyk: In der Tat hatte ein Teil von Schlesiern nationale Identität; es gab Erklärungen wie „Ich bin Pole“, „ich bin Deutscher“, oder auch: „Ich bin Untertan des Königs von Preußen“. (...) Darüber hinaus waren es aber auch wirtschaftliche, pragmatische Faktoren. Die schlesische Bevölkerung war eher pragmatisch. Die Frage war: Wie wird die schlesische Heimat in zehn, fünfzehn Jahren aussehen? Der polnische Staat (das war auch Teil der deutschen Propaganda) galt als saisonaler Staat (...). Auch das ökonomische Kalkül und die Art und Weise, wie diese Gebiete entstehen, zählten oft (...) Der deutsche Staat wurde im Gegensatz zum polnischen Staat als stabiles politisches Schaffen dargestellt; obwohl es nebenan auch Identitätsgründe gab.

Weitere Aussagen, Antworten auf weitere Fragen und andere Aspekte rund um das Thema der Ereignisse von vor 100 Jahren finden Sie im Video unten. Wir empfehlen, die volle Debatte anzuschauen:

Das Thema der Volksabstimmung ist neben der Deutung an historische Fakten auch eine Frage der Erinnerungskultur; vor allem im Hinblick auf die Gegenseiten der schlesischen Aufstände - eines Konflikts, der als Folge dieses Ereignisses ausbrach und auf beiden Seiten zu Opfern führte. Das Thema des Gedenkens und der Notwendigkeit des Dialogs wurde am Ende der Diskussion vom Vorsitzenden des VdG, Bernard Gaida, angesprochen:

Aus der Sicht der polnischen Mehrheit ist die Teilung Oberschlesiens ein Sieg und hier ist der größte Unterschied, der uns nicht in der Lage macht, sich zu verständigen. (...) Und jedes Gedenken macht wirklich Sinn erst dann, wenn es etwas in der Gegenwart verändert oder in die Zukunft blickt. (...) In einem Augenblick wird der Jahrestag des dritten schlesischen Aufstandes in Erinnerung gerufen, und es ist an der Zeit, die beiden Seiten zu ehren, die sich damals gegenüberstanden. Denn das gleiche war das moralische Recht derjenigen, die Oberschlesien innerhalb der Grenzen Deutschlands und derjenigen, die Oberschlesien innerhalb der Grenzen Polens wollten. (...) Wir haben diesen Dualismus auf St. Annaberg. An der Stelle, wo das Denkmal-Mausoleum, das den deutschen Verteidigern Oberschlesiens gewidmet war, haben wir heute an der gleichen Stelle ein Denkmal, das die andere Seite ehrt. Es ist Zeit, hier einen Diskurs anzuregen, der beide Seiten des Konflikts gleichermaßen ehrt und das Problem der Teilung der oberschlesischen Heimat richtig betrachtet.

Die Debatte erfreute sich einem großen Interesse der Zuschauer und wurde live viel diskutiert. Denn "Die Diskussion beinhaltete sowohl allgemein bekannte sowie spezifischere Themen, die objektiv und neutral, stets mit einem europäischen Blick erörtert wurden. Wir freuen uns auf künftige Debatten des VdG." (Christoph Martin Labaj, Landmannschaft der Oberschlesier). Wir freuen uns über das lebhafte Interesse!

An der Debatte nahmen teil:
Prof. Ryszard Kaczmarek, Leiter der Abteilung für Archive und Geschichte des Schlesischen Instituts für Geschichte der Universität Schlesien; Autor und Mitautor von Publikationen über Oberschlesien: Geschichte Oberschlesiens; Schlesische Aufstände 1919, 1920, 1921 - unbekannte polnisch-deutsche Kriegszeit
Dawid Smolorz - oberschlesischer Regionalist und Publizist, Autor von Projekten zur Geschichte Oberschlesiens, Mitautor des m.in. Projekts "Vergessenes Erbe" und einer Karte des Plebiszits in Oberschlesien mit Ergebnissen in jeder Ortschaft
Monika Mikołajczyk - Studentin der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen, Autorin der preisgekrönten Bachelor-Arbeit, die der Flucht aus dem Bezirk Namslau gewidmet ist, Mitgliederin des Bundes der deutschen Minderheit und stellvertretende Vorsitzende des Prüfungsausschusses
Bernard Gaida, Vorsitzender des VdG und der Arbeitsgruppe der deutschen Minderheit bei FUEN, Unternehmer und Liebhaber lokaler Geschichte, Ideengeber der Debatte
Moderation: Dr Rudolf Urban, Chefredakteur von Wochenblatt.pl 

Die Veranstaltung wurde aus den Mitteln des Deutschen Konsulats in Oppeln finanziert.

"Polen oder Deutschland?" - eine Ausstellung

Am 20. März 2021 jährt sich die Volksabstimmung in Oberschlesien zum 100. Mal. Das Oberschlesische Landesmuseum eröffnet an diesem Tag die neue Sonderausstellung „Polen oder Deutschland? Oberschlesien am Scheideweg. Zum 100. Jahrestag der Volksabstimmung in Oberschlesien“.

Nach dem ersten Weltkrieg brach die altbekannte Ordnung Europas zusammen. Auf den Trümmern der Imperien der Habsburger, der Hohenzollern und der Romanows begannen neue, auf nationalen Ideen basierende Staaten zu entstehen. Das im Versailler Friedensvertrag erklärte Prinzip der Selbstbestimmung der Völker diente ihnen als Grundlage ihrer Forderungen. Dort, wo die Bevölkerung ethnisch heterogen zusammengesetzt war, kam es zu regionalen Konflikten um Land, staatliche Zugehörigkeit und nationale Identität.

So auch in Oberschlesien. Die Bewohner des multinationalen, multikulturellen und mehrsprachigen Oberschlesiens standen vor einem Dilemma: Polen oder Deutschland? Vor diese Entscheidung gestellt, stimmten am 20. März 1921 knapp 60 Prozent der Wähler für den Verbleib Oberschlesiens bei Deutschland und 40 Prozent votierten für eine Abtretung an Polen. Die Abstimmung wurde von mehreren Aufständen begleitet. Auf der Grundlage der Abstimmung beschloss die Pariser Botschafterkonferenz, Oberschlesien zu teilen. 29 Prozent des Landes mit dem größten Teil des oberschlesischen Industriegebiets kam zu Polen. Die Teilung Oberschlesiens hatte weitreichende Folgen und durchschnitt eine jahrhundertelang gewachsene Region.

Das Oberschlesische Landesmuseum widmet diesem wichtigen historischen Ereignis eine eigene Sonderausstellung (Laufzeit: 21.03.2021 bis 31.12.2021). Sie erzählt von den Vorbereitungen, dem Verlauf und den Folgen der Volksabstimmung. Zur Ausstellung gibt es einen begleitenden Ausstellungskatalog, ein Begleitprogramm, darunter auch ein Bildungsfilm, den das Kulturreferat für Oberschlesien gemeinsam mit der Landeszentrale für Politische Bildung Nordrhein-Westfalen und der Stiftung Gerhart-Hauptmann-Haus erarbeitet hat, sowie eine international besetzte wissenschaftliche Tagung am 11./12. Juni 2021.

Die Eröffnung wird am Samstag, 20. März 2021, um 15 Uhr digital auf der Internetseite des Oberschlesischen Landesmuseums (hier) übertragen. 

Quelle: Oberschlesisches Landesmuseum

Polen oder Deutschland Ausstellungsansicht

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