Log in

30 Jahre VdG - Gedenkrede von Bernard Gaida

Bernard Gaida, Vorsitzender des VdG, zum 30-jährigen Jubiläum des Verbandes / Bernard Gaida, przewodniczący ZNSSK w Polsce, w okolicznej przemowie z okazji 30-lecia Związku. Foto: VdG Bernard Gaida, Vorsitzender des VdG, zum 30-jährigen Jubiläum des Verbandes / Bernard Gaida, przewodniczący ZNSSK w Polsce, w okolicznej przemowie z okazji 30-lecia Związku. Foto: VdG

 

Anlässlich des 30. Jubiläums des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften hat Vorsitzender des VdG, Bernard Gaida, eine Gedenkrede gehalten. Ihren vollständigen Inhalt veröffentlichen wir unten:

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir haben heute mit dem berühmten Beethoven- und Schillerlied angefangen. Nirgendwann klang mir das Europalied so wertvoll wie an dem Samstag nach dem Donnerstag.

Ich begrüße alle: Uns Schlesier, die sich gleichzeitig als Deutsche fühlen, ich begrüße die sonstigen Schlesier und die Polen; die Minderheit und die Mehrheit. Ich werde so sprechen, wie unser Leben ist und wie ist unser Erbe – etwas in Deutsch, etwas in Polnisch wie auch in Schlesisch.*

*Die Rede von Herrn Gaida war im Original dreisprachig gehalten; hier veröffentlichen wir nun deren deutsche Version samt Übersetzung der Passagen aus anderen zwei Sprachen. Sollten Sie die Rede im Original hören möchten, klicken Sie unten:

Aufnahme hören (Teil 1)

Wir treffen uns heute in der schönen Philharmonie in Kattowitz, 30 Jahre nach der Gründung des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen. Erlauben Sie mir, mich ein bisschen mit der Geschichte zu beschäftigen. Letztes Jahr haben wir mit dem 15. Jahrestag des Minderheitengesetzes in Polen zu tun gehabt. Und was war früher? Dazu kann ich eine persönliche Antwort geben.

Mit der Ablehnung meiner deutschen Identität und der Identität von Hunderttausenden anderen Menschen hatte ich von Geburt an zu tun. In einem sozialistischen Staat war dies eine doppelte Unterdrückung, da der Mangel an Demokratie, verbunden mit der Idee eines Ein-Nationen-Staates, nach den Vertreibungen der Deutschen, nach der Zeit der Deportation und der Nachkriegslager für die Deutschen bedeutete in der gesamten späteren Zeit sprachliche und kulturelle Diskriminierung. Die Diskriminierung betraf insbesondere die Verbannung der deutschen Sprache nicht nur aus dem öffentlichen Raum, aus dem öffentlichen Leben und der Schulbildung (und hier in Oberschlesien galt das Deutschunterrichtsverbot ununterbrochen bis 1989, während es in Pommern Schulen existierten, in denen man in Deutsch unterrichtet hat), sondern man wurde oft auch für die Verwendung von Deutsch im Privatleben bestraft. Nicht weit von hier, in Beuthen Miechowitz oder Friedrichswille, wurde ein Junge bei der Miliz zu Tode gefoltert, nur weil er das Lied "Schön ist die Jugend" bei einem Tanzabend gesungen hatte. Von vornherein sollte dies die verbleibende (oft zweisprachige) deutsche Bevölkerung polonisieren. Einerseits ist es tatsächlich gelungen, die Zahl der Deutschsprechenden zu reduzieren und andererseits die Mehrheitsgemeinschaft davon zu überzeugen, dass es in Polen keine deutsche Minderheit gibt. Und dabei manchmal sogar die Deutschen selbst zu überzeugen, dass sie keine Deutschen sind. Das war ein großer Erfolg der Volksrepublik Polen, dessen Folge (abgesehen von der erzwungenen Assimilation) auch eine in der VRP-Zeit kontinuierliche Auswanderung nach Deutschland war. Aber sie geht weiter. Die schrumpfende, zerstreute und eingeschüchterte deutsche Gemeinschaft hielt bis zum Durchbruch der Solidarność-Bewegung durch, die bei ihrem ersten Treffen in der Danziger Halle Olivia in einer Resolution über nationale Minderheiten die Existenz unter anderen auch der deutschen Minderheit anerkannte und ihre sprachlichen und kulturellen Rechte erklärte. Dies war eine klare Folge des Appells der Solidarność an die Menschen- und die Bürgerrechte. Ein weiteres Ereignis war das Exposé von Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki vom 12. Juli 1989, in dem er erklärte, dass die hier lebenden nationalen Minderheiten sich in Polen wie zu Hause fühlen und in der Lage sein sollten, ihre Muttersprachen zu pflegen und damit die polnische Kultur zu bereichern. Für die Deutschen, die bisher offen schikaniert wurden, klang das besonders revolutionär.

Aufnahme hören (Teil 2)

Die deutsche Minderheit feiert heute nicht ihren 30. Geburtstag, erinnert sich aber  − sollte man ihr Alter seit der Verschiebung der Grenzen 1945 zählen − an mindestens 76 Jahre Geschichte oder sogar an eine viel längere, wenn man die Grenzänderungen nach dem Ersten Weltkrieg mitrechnet. Und man muss bedenken, dass wir keine Bürger Polens mit Migrationshintergrund sind. Wir haben die Grenze nicht überschritten, es ist die Grenze, die uns überschritten hat. Der schreckliche Krieg, der von Deutschland ausgelöst wurde, unterstützt von der UdSSR und die Folgen des Krieges führten dazu, dass wir plötzlich in unserer Heimat bleibend uns in einem fremden Staat wiederfanden. Wir wurden so weit akzeptiert, solange wir als assimilationsfähig angesehen wurden. Daher wurde in der VRP zum Angriffsziel die deutsche Sprache. Polen als ein unterdrücktes Land hat alle Einwohner unterdrückt, vor allem aber Nicht-Polen.

Aber die Deutschen gibt es seit Hunderten von Jahren auf dem Gebiet von Schlesien, Pommern, Ermland, Masuren, Großpolen, Kujawien, und diese Gebiete haben das mitgestaltet, was wir als deutschen Kulturkreis nennen. Hier schrieben Eichendorff und Hauptmann, auf diesem Land schufen Wiechert und Herder, in Schivelbein wurde Rudolf Virchow geboren, der in der Geschichte der Charite in Berlin bekannt ist; in Schlesien wurde die wissenschaftliche Forschung von Nobelpreisträgern wie Paul Ehrlich durchgeführt, aus Breslau stammte der Physiker Max Born, Danzig verließ Günther Grass geistig nie und die Physikerin Maria Goeppert-Mayer stammt aus Kattowitz. Und wir sind stolz darauf.

Und das ist ein Grund für unseren Stolz; und das ist der Grund, der uns unserem Deutschtum treu macht.

Wir haben unseren Wert als Deutsche. Und heute ist das die Geschichte von uns allen und wir wollen, dass sie präsent ist in Straßenschildern, auf den Denkmälern und in den Schulen.

Obwohl die Deutschen in Schlesien, Pommern, Ermland und Masuren den Schrecken der Vertreibung, Umsiedlung und Deportationen in die UdSSR oder in die Arbeitslager in Polen erfahren mussten, waren sie im Sinne ihrer christlichen Werte stets darum bemüht, mit ihren Nachbarn normale Beziehungen aufzubauen. Gegenüber Behörden mussten sie ihre Herkunft oft verheimlichen. Für die polnischen Nachbarn waren sie jedoch stets als Deutsche bekannt. Auf diese Weise schlossen sie über die Jahre in ihrem Alltag Tausende von kleinen Verträgen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit.

Diese Geschichte führt uns schon zum wirklichen Vertrag über gute Nachbarschaft und friedliche Zusammenarbeit, der vor 30 Jahren unterzeichnet wurde.

Die oben erwähnte Erklärung von Herrn Mazowiecki fand ihren Ausdruck in dem vom polnischen Ministerpräsidenten Jan Krzysztof Bielecki und Bundeskanzler Helmut Kohl unterzeichneten Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Republik Polen und der Bundesrepublik Deutschland. In den Paragrafen 20 und 21 finden wir nicht nur die offizielle Anerkennung der Existenz der deutschen Minderheit, sondern auch die Erklärung, dass sie nicht nur sprachliche und kulturelle Rechte erhält; wir finden dort auch die Verpflichtung zur Unterstützung der Verwirklichung dieser Rechte und zur Schaffung von Bedingungen dazu.

In dem Vertrag war die tatsächliche Entstehung des VdG verankert, die im August 1991 stattgefunden hat. Schon am Anfang waren die Regionen repräsentiert, die auch heute unter uns sind: Ober- und Niederschlesien, Ostpreußen, Danzig und Westpreußen. Im Jahre 1992 waren in der Struktur auch Vertreter aus Pommern, Lodsch und Posen anwesend. Auf diese Weise haben sich die Deutschen in Polen mit großem Enthusiasmus und Engagement zusammengeschlossen und ein kulturelles Leben mit Erhaltung der Sprache und Tradition geführt und gepflegt. Es waren sowohl die ältere als auch die jüngere Generation, die im Bund der Jugend der Deutschen Minderheit tätig war.

Unser Verband ist wie der Kopf und die Stimme der ganzen deutschen Gemeinde und im Namen dieser Gemeinde führt er Gespräche mit Berlin und Warschau. Dem Vertrag, den die deutsche und die polnische Regierung unterzeichnet haben, verdanken wir es, dass wir heute die Unterstützung von beiden dieser Seiten bekommen.

Für die Unterstützung aus Deutschland und aus Polen, die uns in all den Jahren begleitet, möchte ich mich recht herzlich bedanken. Dank der Unterstützung aus Deutschland treten wir in den nächsten 30 Jahren mit neuen Bildungsprojekten wie Lernraum.pl, Deutsch AG, aber auch wissenschaftlichen Projekten wie Dokumentations- und Ausstellungszentrum sowie Forschungszentrum der Deutschen Minderheit. Aber an der ersten Stelle sollten wir die Menschen der Vergangenheit würdigen. Das Bedürfnis, mit der deutschen Identität in Polen zu existieren und zu funktionieren, wohnte Tausenden von Menschen inne und diesem Bedürfnis verdanken wir, dass viele von ihnen − dem Nachbarschaftsvertrag weit voraus − sich die Mühe gemacht haben, dass wir unsere deutsche Identität behalten haben und dass wir zusammenkommen und uns vereinen. Dies kam vor über 30 Jahren gleichzeitig in vielen Ortschaften, sowohl in Schlesien als auch im Norden des Landes zustande. Viele Anführer dieser Bewegung mussten mit größeren oder kleineren Schikanen der Behörden rechnen.

Gedenken wir sie und danken wir dieser Menschen, denn viele von ihnen sind nicht mehr unter uns.

 Aufnahme hören (Teil 3)

Nach den Durchbruchsjahren kehrte schnell die Möglichkeit zurück, deutsche Sprache zu lernen. Mit der Einführung des Deutschunterrichts schien die grundlegendste Erwartung der Deutschen in Polen erfüllt zu sein. Die Zeit sollte jedoch zeigen, dass einfach die Möglichkeit, Russischunterricht mit dem Deutschunterricht zu ersetzen oder zusätzliche Unterrichtsstunden der deutschen Sprache als Minderheitensprache einzuführen, nicht in der Lage sind, die kulturellen Verluste auszugleichen, die die deutsche Gemeinschaft innerhalb der erzwungenen Assimilation in der VRP erlitten hat. Dieser Mangel an deutscher Sprache in der Kindheit, in der Schule, auf der Straße und aus Angst auch zu Hause hat dazu geführt, dass viele infolge des Sprachverlusts auch den Verlust der Identität unserer Väter erlitten, obwohl sie keine polnische Identität angenommen haben, was wir Schlesier in Oberschlesien erleben. Aber die deutsche Identität ihrer Väter bleibt für immer ihr Vermächtnis und steht ihnen offen. Auch wenn sie unbewusst bleibt. Sie ist umfassend; sie hat sich immer gut gefühlt und fühlt sich gut mit Schlesiertum.   

Seit dem Durchbruch musste man lange auf das geschriebene Minderheitengesetz warten. Ein Dutzend Jahre vor der Verabschiedung des Gesetzes über nationale und ethnische Minderheiten und die Regionalsprache im Jahr 2005 zeigen, wie sehr die VRP-Politik, die auf dem Konzept der nationalen Einheit des Landes basiert, das Bewusstsein der Politiker aller politischen Optionen geprägt hat. Und so ist es bei vielen von ihnen bis heute! Es war ein Einfluss, der stärker war als die Lehre von Johannes Paul II., dessen revolutionäre Botschaft "Respekt der Minderheit als eine Bedingung des Friedens" seit 1989 bekannt ist. Sie ging Dokumenten des Europarats wie dem „Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten“ und der „Europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen“ voraus.

Polen hat sie entsprechend in den Jahren 2000 und 2009 ratifiziert. Erst mit dieser Tatsache können wir sagen, dass der Rechtsapparat für das Funktionieren der nationalen Minderheit einschließlich der deutschen geschaffen wurde. Und doch können wir nicht zufrieden sein, denn vor allem das Bildungssystem für die deutsche Minderheit hat mehr als 50 000 Schüler, die Deutsch als Minderheitensprache lernen, ergab, für die es innerhalb von 30 Jahren keine einzige "staatliche" Schule geschaffen wurde, in der die Schüler auf Deutsch unterrichtet werden könnten. Mit drei Stunden pro Woche und mit einigen Schulen, die als Ergebnis der Bemühungen der Minderheit entstanden sind und die zweisprachig unterrichten, sind wir nicht imstande, nach Jahren der Diskriminierung die Wiederbelebung der deutschen Sprache als Alltagssprache zu erlangen. Im Vergleich dazu verfügt die ungefähr gleich so große polnische Minderheit in Litauen über etwa hundert Schulen, die auf Polnisch unterrichten.

Es ist daher gut, dass dieses System von Experten des Europarats negativ beurteilt wird, diese Empfehlungen aber führen leider zu keinen wesentlichen Änderungen in der Bildungspolitik der polnischen Regierung. Hier haben wir das meiste zu tun, wir brauchen hier aber auch die größte Motivation um rechtliche Möglichkeiten − auch wenn sie begrenzt sind − zu nutzen und damit die Eltern diese konsequent fordern. Aber auch damit die deutsche Sprache in unseren Familien ihren rechtmäßigen Platz wiedererlangt.

Aus diesem Grund schrieb die Delegiertenversammlung 2021 unserer Organisationen in ihrer Entschließung vom 3. September 2021: „Angesichts dieser Situation appelliert die Delegiertenversammlung des VdG an die Parlamentarier und die Regierung der Republik Polen im Geiste des gutnachbarschaftlichen Vertrages und der europäischen Werte, die im Leitspruch »In varietate concordia« verankert sind, ständige und dynamische Bemühungen zu unternehmen, um die Rechte, die in dem Vertrag und insbesondere in der ratifizierten Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen begründet sind und die für die Bewahrung der nationalen, kulturellen und sprachlichen Identität der deutschen Minderheit unverzichtbar sind, voll zu verwirklichen.“

Ich glaube jedoch, dass unser größter Erfolg der letzten 30 Jahren vor allem unser Einsatz in der Gründung einer Zivilgesellschaft durch Hunderte von Konferenzen, Projekten und Partnerschaften ist; vor allem diesen, deren Ziel die Verbesserung des gegenseitigen Betrachtens von Deutschen und Polen ist. Es bereitet uns jedoch die Sorge, dass es zu immer wieder mehreren Proben kommt, diese Errungenschaften zu schädigen. Wir Deutsche handeln in allen Regionen zugunsten der multikulturellen Zusammenarbeit mit der Mehrheit. Wir stehen deutlich für die guten deutsch-polnischen Beziehungen in der Europäischen Gemeinschaft. Hier verankern wir unsere Sicherheit und deswegen beobachten wir mit Traurigkeit die Streitigkeiten an der Achse Berlin-Warschau und Warschau-Brüssel. Wir standen und stehen weiterhin für die Europäische Union und für die Integration der Länder, und ich bitte uns alle, aber besonders die Regierung und die politischen Parteien darum, die Beteiligung Polens mit unseren Regionen in der großen Europäischen Gemeinschaft nicht unter Fragezeichen zu stellen. Und diese auf keiner Weise zu schwächen.

Aufnahme hören (Teil 4)

Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts am Donnerstag können wir nur warnen. Wenn wir uns von den Werten der EU entfernen, verlieren wir den schönen Traum des Europas vieler Völker, selbstständiger Regionen und großer, gemeinsamen Kultur. Aus der Gemeinschaft der Kultur und der Werte entsteht nämlich die Einheit in der Vielfalt. Überall in Europa sind nationale Minderheiten in ihren Ländern ein Beweis dafür, dass man in einer sich gegenseitig bereichernden Gemeinschaft leben kann. Aber wenn wir die Wertschätzung für die kulturelle Vielfalt verdrängen, verlieren nicht nur die Minderheiten dieses Europas; dann verlieren Polen und Deutschland, dann verlieren wir alle. Deswegen muss heute gesagt werden, dass die Verantwortung für die Zukunft, für die deutsche Minderheit, für Schlesien, aber auch für die beiden Länder ist gleichzeitig eine Verantwortung für die Erfüllung guter Nachbarschaft und freundschaftlicher Zusammenarbeit. Diese darf keiner schwächen, die darf man nur vertiefen.

Am vergangenen Sonntag wurde in Deutschland Tag der Deutschen Einheit gefeiert. Wir sind in Polen, in Schlesien, und wir fühlen uns ein Teil dieser Einheit der Deutschen. Dank der Einheit der Kultur, aber auch dank der Europäischen Union, wo wir wohnen können und wo wir fahren können, wohin wir wollen. Auch nach Deutschland. Und von da auch hierher. Wir wollen frei in einem Land sein, in einer freien europäischen Heimat, mit unserer Geschichte, denn nur dann werden die Schlesier da bleiben wollen. Und dieses Jahr hat gezeigt, dass wir alle das Recht haben sollten, unsere Geschichte zu zeigen: Wie wirklich das Jahr 1921 ausgesehen hat, und das haben wir auf dem St. Annaberg gezeigt, und darüber haben wir auf der Konferenz in Oppeln gesprochen wie auch geschrieben; aber die staatlichen Feierlichkeiten verfestigen weiter mehr eine Propaganda als die Geschichte. Um das Tor zum Lager in Schwientochlowitz-Zgoda fängt man auch zu manipulieren. Das ist auch ein Grund dafür, mit ganzer Kraft für unsere Heimat in Europa zu stehen.

Wir standen und stehen weiterhin für die Idee der Präsenz Polens samt unserer Heimaten in der Europäischen Union. Wir appellieren an uns selbst, aber vor allem an die Regierung und die politischen Parteien, damit aufzuhören, unsere Präsenz in der großen Europäischen Gemeinschaft infrage zu stellen. Die Verdrängung des Respekts vor den Nachbarn und der Würdigung des Multikulturalismus, der Verlust von Minderheitensprachen wird nicht nur ein Verlust für die deutsche Minderheit sein, sondern auch für Polen, Deutschland und Europa. Die Verantwortung für die Zukunft der Deutschen in Polen, für Schlesien, für die beiden Länder liegt in der ständigen Verwirklichung der guten Nachbarschaft und der freundschaftlichen Zusammenarbeit sowie der europäischen Integration. Das darf nicht geschwächt, sondern nur vertieft werden.

Wir, Deutsche aus Schlesien, Pommern, Ermland und Masuren, bleiben in Europa!

Bernard Gaida
Vorstandsvoritzender
Kattowitz, den 9. Oktober 2021

 

Letzte Änderung am Donnerstag, 12 Mai 2022 10:59