Wichtige Traditionen
- geschrieben von Bernard Gaida
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Ich hatte das Glück, Pfarrer Józef Tischner kennenzulernen, als er sowohl davon lebte, was er schrieb, als auch davon, was er predigte. Als Autor des Buches "Ethik der Solidarität" hat er die Idee der Solidarität der 80er-Jahre und im Grunde auch ihre philosophische und geistige Form mitgeprägt. Als Geistlicher führte er Exerzitien durch, denen ich bei den Posener Dominikanern beiwohnen durfte. Dort zeigte er auch seinen Humor, der mir mit der Selbstironie und der Nobilitierung der Provinzialität so "schlesisch" vorkam. Einige Witze, die er damals erzählte, gebe ich bis heute weiter. Gleichzeitig war er ein konservativer Philosoph, der kein Problem damit hatte, die eiserne Logik mit dem tiefen Glauben zu verbinden. Deshalb ist es gut, dass zum Aushängeschild der „Tischner-Tage“ in Oppeln der Vortrag des Kosmologen Pfr. Prof. Michał Heller unter dem vielsagenden Titel "Wie man die Geschichte des Weltalls entschuldigen kann" wurde. Es wäre vielleicht gut, wenn der Vortrag hieße wie der Untertitel eines seiner Bücher, also "Wie kann man den Glauben in die göttliche Schöpfung mit der Wissenschaft vereinbaren".
An diesen Vortrag am Palmsonntag denkend kommt mir sehr schnell die Reflexion, dass sowohl der Glaube an Gott als auch der wissenschaftliche Blick auf die Anfänge der Welt uns vor das Mysterium stellt, das jeder auf einem anderen Niveau begreifen kann, niemand aber in seiner Gänze. Das Begreifen erleichtern Vergleiche, Symbole und Bilder. Zu Beginn der Karwoche wird uns bewusst, dass wir in die Zeit des Mysteriums der Erlösung eintreten, die sich im Akt des Sieges über den Tod realisiert, eigentlich aber eine Lektion in Sachen verschiedener Dimensionen des Lebens ist. In der Karwoche führt die Liturgie aller christlichen Glaubensrichtungen ihre Gläubigen durch das symbolüberflutete Triduum Sacrum, doch wie im Vortrag Hellers auch über viele Symbole und Zeichen, die die Tradition begründete, um das Verständnis zu erleichtern und den Glauben mit dem Alltag zu verbinden.
Daher gehört sich den außerliturgischen und traditionellen Formen der Frömmigkeit Wertschätzung und Pflege. Die Klugheit unserer Vorfahren gab uns eine inhaltsvolle Kultur, die die Identität eines seiner Religion und seiner Herkunft bewussten Menschen baut. Manchmal sind es typisch schlesische oder masurische, manchmal nur lokale oder gar familiäre Traditionen. Doch wir sollten nicht auf sie verzichten, sondern vielmehr die Kinder an sie binden. Für mich ist der tiefste, jedoch in der Umgebung von Guttentag aussterbende Brauch wichtig, und zwar das Stecken von kleinen Kreuzen in die Erde am frühen Morgen des Karfreitag, wobei die Kreuze aus den gesegneten Palmen hergestellt werden. So soll durch das Opfer des Erlösers Segen für das sich regende Leben und für die Ergebnisse unserer Arbeit erlangt werden. Aber auch der lustige "Smigus" (dabei werden am Ostermontag vor allem junge Mädchen mit Wasser bespritzt) oder die Ostereiersuche werden mich begleiten.
Zum Fest der Auferstehung des Herrn wünsche ich Ihnen Ruhe und eine tiefe Reflexion über unseren Weg, sein Ziel sowie über die Lebendigkeit des Glaubens ans den Erlöser.